Doppel-Olympiasieger Mayer rasierte nicht nur Gegner
27-jähriger Kärntner verpasste seinem "Physio" eine Glatze, Mama und Freundin bei Unfall leicht verletzt.
Heute geht’s nach Seoul, morgen früh zurück in die Heimat. Mit Übergepäck. Matthias Mayer hat wieder einmal Olympia-Gold in der Tasche – diesmal im Super-G, vier Jahre nach seinem Abfahrts-Triumph von Sotschi. "Die Medaille glänzt unglaublich schön, sie ist klassisch und auch schwer", lächelte der 27-jährige Kärntner, der der erste Österreicher in der alpinen Ski-Geschichte ist, der beide Speed-Disziplinen im Zeichen der fünf Ringe für sich entschieden hat. Einer Landsfrau war das zuvor auch gelungen. Die Rede ist von Michaela Dorfmeister, die dieses spezielle "Double" 2006 in Turin geschafft hat.
Mayer wusste das nicht, aber man hat es ihm mehrmals verklickert: "Es hört sich super an." Doch nicht nur das. Auf den Tag genau vor 20 Jahren – am 16. Februar 1998 – hatte Hermann Maier Gold bei den Winterspielen in Nagano gewonnen. Drei Tage nach seinem Jahrhundertsturz in der Abfahrt. Auch Mayer meldete sich nach einer "Brez’n" im Kombi-Slalom, die ihm schmerzhafte Blutergüsse an der Hüfte bescherte, in eindrucksvoller Manier zurück. Einen Vergleich mit dem "Herminator" lehnt er allerdings ab: "Der Hermann ist gefühlte zehn Meter durch die Luft geflogen, bei mir waren das vielleicht 30 Zentimeter."
Den "Mothl" muss man einfach mögen. Er ist nahbar und authentisch. Und ehrlich. Wenn er sagt, dass er sich mit Statistiken nicht beschäftigt, dann ist das so. "I waß, dass der Marcel (Hirscher, Anm.) jetzt zum sechsten Mal den Gesamt-Weltcup gewinnen wird." Einspruch von der Gesprächsrunde: "Na, zum siebenten Mal."
Mayer muss verlegen grinsen: "Sorry, i schreib ma das ned auf." Muss er auch nicht. Sein Job ist ein anderer. Nämlich auf den Punkt genau da zu sein. Das macht ihn stolz: "Wenn man nach vier Jahren wieder Gold gewinnt, dann ist das eine Riesenbestätigung, weil man nach so einer Zeitspanne immer noch seine Leistung bringen kann", erläuterte der Champion, der bis Peking 2022 weitermachen will: "Auf jeden Fall, ich habe noch Ziele."
Gestern hat der "Mothl" nicht nur seine Gegner auf der Piste in Jeongseon rasiert, sondern auch einen seiner Physiotherapeuten. Und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Bei der Medaillenfeier im "House Austria" bekam Manuel Blüm, der seit Sommer 2017 neu im ÖSV-Team ist, eine Glatze verpasst. Das ist das Resultat einer Wette, die der "Rookie" angeboten hat. "Der Manuel hat gesagt, dass wir das machen, wenn einer bei Olympia gut fährt. Ich bin bereit für die Rasur", grinste Mayer und ließ Worten Taten folgen.
"Nicht ins Krankenhaus!"
Vorher hatte der Spaßvogel allerdings eine Schrecksekunde zu überstehen. Das Taxi mit Mama Margret, Bruder Lucas und Freundin Claudia war auf dem Weg zum "Medal Plaza" in eine Massenkarambolage verwickelt. Mutter und Herzdame erlitten Schleudertraumata. Der Rettungswagen sollte die beiden ins Spital bringen, doch daraus wurde nichts. Heftiger Widerspruch: "Nicht ins Krankenhaus, sondern zur Siegerehrung", lautete die Anweisung. Alle waren punktgenau am Ziel. Wie der "Mothl" am Vormittag ...
Mehr über Doppel-Olympiasieger Matthias Mayer
Ski alpin: Herren, Super-G
Gold: Matthias Mayer (Ö)
Silber: Beat Feuz (Sui)
Bronze: Kjetil Jansrud (Nor)
Schon wieder Gold: Reaktionen auf den Super-G-Triumph von Matthias Mayer
"Matthias hat das verdient. Schön, dass auch einmal ein anderer als ein Norweger neben mir auf dem Podest steht.“
Beat Feuz, Super-G-Zweiter
„Mothl hat uns den Allerwertesten gerettet. Daran habe ich auch geglaubt, denn er hat einen Grund-Speed.“ Vincent Kriechmayr, Sechster
„Mothl, Gratulation! Starke Leistung! Das kann schon was! Er ist einfach ein wilder Hund.“
Hannes Reichelt, Elfter