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"Trotz Handicaps sind wir ein starkes Team"

Von Valentina Dirmaier, 14. November 2015, 00:05 Uhr
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Bildergalerie Spende für Landsleute in Not
Spende für Landsleute in Not  Bild: VOLKER WEIHBOLD

THALHEIM BEI WELS. Seit einem Schlaganfall ist Norbert Ebner halbseitig gelähmt, seine Schwester Monika kümmert sich aufopfernd um ihn Weihnachtsaktion startet: OÖN-Leser und Unternehmen unterstützen mit Spende Landsleute, die in Not geraten sind.

Norbert Ebner lächelt. Es sieht zumindest so aus. Mit viel Mühe versucht der 53-Jährige Emotionen zum Ausdruck zu bringen. Es gelingt ihm nur bedingt, denn die rechte Hälfte seines Körpers will den Befehlen nicht folgen. Ein lähmender Gedanke. Norbert seufzt stark. In seinem Pflegebett im Wohnzimmer aufrecht sitzend hebt er die linke Hand zum Gruß. Norbert ist eingesperrt. Das Gefängnis ist sein eigener Körper. Seit einem Schlaganfall im vergangenen Jahr kann der Thalheimer nicht mehr sprechen. Was um ihn herum passiert, nimmt er hingegen umso deutlicher wahr.

Dass er überhaupt noch am Leben ist, grenzt an ein Wunder, wie Monika Zupansky erzählt. Die 51-Jährige kümmert sich seit dem tragischen Ereignis um ihren Bruder. Mit enormer Hingabe und viel Liebe, aber wenigen Worten. Blickkontakt und wenige Handbewegungen reichen, und Monika weiß sofort, wie es um ihren älteren Bruder bestellt ist. Ob er Hunger hat, auf die Toilette muss oder ob es ihm gut geht. Das signalisiert er mit Daumen-nach-oben.

Leiden beginnt mit Zeckenbiss

Norbert ist seit Kindestagen ein leidgeprüfter Mensch. Mit vier Jahren biss ihn eine Zecke, ab diesem Zeitpunkt verschlechterte sich seine Motorik. Gehen wurde tagtäglich zur Prüfung. Das Gespött der anderen Kinder zur Plage. "Unsere Eltern sprachen die Erkrankung nie an. Es war tabu. Und die anderen haben ihn immer gehänselt. Trotz allem zeigte Norbert immer eine enorme Willensstärke und hat seinen Weg gemacht", erzählt seine Schwester mit Stolz und liebevollem Blick auf ihren Bruder. Dieser begann trotz seiner sprachlichen und motorischen Einschränkungen eine Ausbildung als Lagerist, arbeitete sich bei der Firma Fronius empor und war dort bis zum Unfall beschäftigt gewesen. Von den Mitarbeitern sei er besonders geschätzt worden. Der Chef habe ihn sogar nach dem Unfall daheim besucht.

Wenn seine Schwester Anekdoten wie diese erzählt, schnauft der körperlich Beeinträchtigte aufgeregt, reißt die Augen weit auf und ringt sich ein Lächeln ab. Eine schöne Zeit sei das für ihn gewesen, übersetzt Monika die Mimik.

Leidensweg setzte sich fort

Mit einem Schlag war im Jänner 2014 alles vorbei, der lebenslange Leidensweg intensivierte sich. Norbert, der auf Rehabilitation war, wurde mit Herzbeschwerden ins Krankenhaus Wels eingeliefert. Die deswegen dringend notwendige Bypass-Operation wurde aufgrund seiner schlechten Vitalwerte immer wieder verschoben, bis es schließlich drei Monate später so weit war.

Danach folgte erneut eine Reha. Dort erlitt der stets Friedvolle den nächsten Rückschlag: Schlaganfall. Ein Pfleger fand den 53-Jährigen auf dem Boden liegend. Wie lange er dort verharrt hatte, weiß niemand. Norbert wurde in den Tiefschlaf versetzt. Nach dem langen Krankenhausaufenthalt musste der Thalheimer wieder auf Rehabilitation. "Norbert war so verzweifelt. Er wollte nicht ins Heim. Das hat er mir bei einem Besuch deutlich zu verstehen gegeben. Das hat mich wirklich sehr getroffen." Monika Zupanski entschied daraufhin, eine Pflegerin für Norbert, der nach erneuter Rehabilitation im Sommer 2014 nach Hause in Thalheim bei Wels übersiedeln durfte, zu engagieren. Doch die Kosten waren für die 51-Jährige trotz Pflege- und Krankengeld nicht zu bewältigen.

Kosten belasten Budget

Also entschied sie sich, die Pflegekraft heimzuschicken und selbst die Versorgung zu übernehmen. Sie kündigte Wohnung und Arbeit, zog zu Norbert und kümmerte sich von da an komplett, 24 Stunden täglich, um ihn. Seither bestimmen Therapien den Lebensalltag der beiden Geschwister. Oberste Prämisse: die körperliche Degeneration des körperlich schwer Eingeschränkten möglichst aufhalten. Nach seinen Behandlungen muss Monika ihre Rücken-Beschwerden, die durch die anstrengende Pflege immer wieder auftauchen, bekämpfen.

Steht ein Termin um acht Uhr an, muss Frau Zupansky ihren Bruder um vier Uhr morgens wecken, ihn waschen, anziehen und ihm Frühstück zubereiten. Diese Intimität stört sie nicht. "Wir zwei waren immer die schwarzen Schafe. Wir haben uns schon immer gut verstanden. Und ich bin zufrieden. Ich hab’ mir früher viel mitgemacht", erzählt sie mit einem gequälten Lächeln und Tränen in den Augen. Die Harmonie zwischen ihr und Norbert passt ausgezeichnet. Und das ist spürbar. "Trotz Handicaps sind wir ein starkes Team."

Merklich geringer ist auch der Druck, die finanziellen Hürden, zu schaffen. Auch aufgrund der Unterstützung durch das OÖN-Christkindl und die zahlreichen, tatkräftigen Spender im Land.

OÖN-Christkind konnte helfen

Dadurch konnte Beihilfe für den Ankauf des Pflegebettes, auf dem Norbert untertags liegt und sitzt, geleistet werden. Hinzu kamen ein Lift und Sauggriffe für die Badewanne, die dank der OÖNachrichten-Weihnachtsaktion angeschafft werden konnten. Was aber trotz der finanziellen Hilfe bleibt, sind die Sorgen über die Zukunft. "Ich hoffe, dass es uns weiterhin gut geht und, dass der Zustand von meinem Bruder halbwegs stabil bleibt", sagt Monika Zupansky. Norbert gluckst dabei fröhlich vor sich hin, als würde er ihren Worten Nachdruck verleihen wollen.

Das Lachen wird noch intensiver und lauter, wenn seine Schwester über die Vorhaben der nächsten Wochen erzählt. Denn sobald die ersten Weihnachtsmärkte eröffnen, wollen die beiden ausrücken, – Norbert im neuen Rolli – und in den Trubel der Vorweihnachtszeit eintauchen. Dabei werden sie die Sorgen und vielen Mühen für einige Stunden hinter sich lassen können.

 

Zahlen, Daten, Fakten

915 Familien aus Oberösterreich konnten im vergangenen Jahr mit einer Spende unterstützt und vor den Weihnachtsfeiertagen ein Teil ihrer finanziellen Sorgen genommen werden.

82 Großspender haben die OÖN-Weihnachtsaktion im Jahr 2014 mit 241.300 Euro unterstützt. Bei der Christkindl-Gala im Linzer Musiktheater wurden insgesamt 7500 Euro für die Aktion gesammelt. Heuer findet die Gala am 18. Dezember statt.

519.041 Euro wurden im Jahr 2014 für das OÖN-Christkindl gespendet. Ein Rekord in der 50-jährigen Geschichte.

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1  Kommentar
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esreichtmirjetzt (5.097 Kommentare)
am 14.11.2015 15:50

Danke, liebe FRAU Valentina Dirmaier für diesen BERICHT!! Das ist nach all dem schrecklichen Vorfälle das schönste!!

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