Jubel und Katzenjammer im Katastrophensommer
LINZ. Thermen wie Geinberg jubeln über das Regenwetter und verzeichnen ein deutliches Besucherplus. Bei der Getränkeindustrie hingegen herrscht Katzenjammer.
"Dieser Sommer hat all unsere Erwartungen übertroffen", sagt Manfred Kalcher, Geschäftsführer der Therme Geinberg. Während sich viele Österreicher über den verregneten, wechselhaften Sommer ärgern, spielt das schlechte Wetter den Betreibern der heimischen Thermen in die Hände.
Im Vergleich zum Hitzesommer 2013 konnte die Therme Geinberg, die zur Vamed Vitality World gehört, ein Besucherplus von 48 Prozent erzielen. Auch die Zahl der Hotelgäste ist deutlich angestiegen. 16 Prozent mehr Gäste konnte man im Hotel und in den neu ausgebauten Private-Spa-Villen begrüßen.
Zahl der Tagesgäste gestiegen
Die Millionen, die in den vergangenen Jahren in die Thermen gesteckt wurden, scheinen sich – zumindest am Besucherstrom gemessen – zu lohnen. Auch Markus Achleitner, Chef der landeseigenen Eurothermen, freut sich über eine erfolgreiche Sommersaison. "Die Zahl der Besucher ist in den Sommerferien um 25 Prozent angestiegen", sagt Achleitner. Vor allem bei den Tagesgästen konnte man aufgrund des schlechten Wetters kräftig zulegen. Als reinen Schlechtwetterbetrieb will Achleitner die Thermen nicht sehen. "Wir sehen uns mittlerweile als eine Allwetter-Attraktion."
Für den Tourismus in Oberösterreich sind Angebote wie die Thermen ein Segen – vor allem, wenn es um die Statistiken der Ankünfte und Nächtigungen geht. "Früher sind die Leute bei Schlechtwetter daheim geblieben. Jetzt hat Oberösterreich an Gesamtattraktivität gewonnen", sagt Achleitner.
Ähnliches berichtet Elisabeth Kierner von der Landestourismusorganisation. "Die Saison ist nicht ins Wasser gefallen." Zwar liegen die August-Zahlen noch nicht vor, von Mai bis Juli stiegen die Nächtigungszahlen um knapp ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Juli gab es ein Minus.
Es ist aber auch ohne offizielle Zahlen zu vermuten, dass zumindest im August viele oberösterreichische Tagesgäste ausblieben. Viele ließen sich vom Wetterbericht oder dem tatsächlichen Wetter vor der Haustür abschrecken. Diese Gäste werden ohnehin in keiner Statistik erfasst.
Kierner berichtet jedoch, dass Urlauber, die von außerhalb unseres Bundeslands angereist sind, trotz Schlechtwetters anreisten und "vom Allwetter-Programm wie Thermen, Eishöhle und Salzberg begeistert waren".
Auch in der Pyhrn-Priel-Region sei von verzweifelter Stimmung keine Spur, sagt der Tourismus-Verantwortliche Thomas Scholl. Bis Ende Juli gab es sogar ein fünfprozentiges Nächtigungsplus. Im August berichten die Gasthäuser der Region trotz vieler Regentage von "überraschend gutem Geschäft". Übermäßig gute Vorbuchungen für August, Wassersportarten und Seminartourismus helfen, die Sommerbilanz zu retten.
Katastrophensommer für Getränkehersteller
"Der Sommer war für unsere Branche eine Katastrophe", sagte Ludmilla Starzinger vom gleichnamigen Getränkehersteller in Frankenmarkt mit den bekannten Hauptmarken Schartner Bombe und Frankenmarkter Mineralwasser.
Sie geht davon aus, dass ihre Branchenkollegen im Juli und August ein zweistelliges Minus einfahren mussten. Über das Gesamtjahr gesehen dürfte sich aber ein "einstelliges Minus" in der Branche ausgehen.
Der Verkauf von Getränken hängt stark mit dem Wetter zusammen: Der Bierabsatz steigt, wenn "Gastgartenwetter" herrscht. Extreme Hitze und Trockenheit wiederum lassen den Mineralwasser- und Limonadenkonsum in die Höhe schnellen. Mit keinem von beidem konnte der heurige Sommer glänzen."Der August war sehr schlecht, der Juni mäßig", sagte Brau-Union-Chef Markus Liebl. Doch das starke Juni-Plus wegen warmen Wetters und der Fußball-WM rettet die bisherige Sommerbilanz. "Wir liegen einschließlich August unwesentlich unter dem Vorjahr", so Liebl.
Dieses Ergebnis war allerdings nur aufgrund der Innovationen wie dem Gösser Kracherl oder den alkoholarmen Radler-Getränken von Gösser und Zipfer möglich. In Zipf wird übrigens in den nächsten Monaten eine größere Investition getätigt, kündigte Liebl an: Eine Lagerhalle und ein neues Silo für einen "erheblichen Millionen-Euro-Betrag" modernisieren den Standort.
Zurück nach Frankenmarkt: "Ich selbst bin nicht unzufrieden, weil wir die wetterbedingten Ausfälle ganz gut aufgefangen haben", sagt die Unternehmerin Starzinger. Doch weil der Familienbetrieb 50 Prozent der Getränke ins Ausland liefere, sei man nicht ganz so wetterabhängig. Dennoch hat sie ein "weinendes Auge, weil mein Herz an den Inlandsmarken wie Schartner und Frankenmarkter hängt". Und die haben gelitten.
Auch der Mineralwasser-Abfüller Gasteiner (Mehrheitseigentümer Familie Spitz) spricht von einem Katastrophen-Sommer. Im Juli und August seien die Umsätze in der Branche um je ein Fünftel eingebrochen.
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