Dayli-Pleite: Ex-Unternehmenschef muss vor Gericht
PUCKING/LINZ. Anklage wegen grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen. Der Prozess findet in Linz statt.
Mehr als fünfeinhalb Jahre nach dem Aus der Drogeriemarktkette Dayli (früher Schlecker) mit Sitz in Pucking hat die Pleite auch ein gerichtliches Nachspiel. Firmengründer und Ex-Chef Rudolf Haberleitner sowie eine weitere Person werden am Landesgericht Linz angeklagt.
Ihnen wird grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen vorgeworfen, wie die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gestern, Montag, mitteilte. Der Prozess soll am 9. April starten. Der maximale Strafrahmen liegt bei zwei Jahren Haft.
Die WKStA hat bereits im Jänner einen Strafantrag beim Linzer Landesgericht eingebracht. Um wen es sich bei der zweiten angeklagten Person handelt, gab die WKStA auf OÖN-Anfrage nicht bekannt.
Unverständnis äußerte Haberleitner: "Ich werde für etwas belangt, das ich nicht getan habe." Die Vorwürfe, man habe die Buchhaltung nicht schnell genug auf ein modernes System umgestellt und die Bilanz für 2011 nicht rasch genug veröffentlicht, seien haltlos. Diese Bilanz sei zeitlich noch vor der Übernahme von Schlecker Ende 2012 gelegen. Wenn jemand verantwortlich sei, dann die Buchhaltung und nicht er, sagte Haberleitner den OÖN. "Und das hat eine externe Firma gemacht."
Während sich Haberleitner und die weitere Person wegen grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen verantworten müssen, wurden zwei weitere Verfahren mangels "Vorliegens der subjektiven Tatseite" eingestellt: die Vorwürfe wegen betrügerischer Krida und schweren Betrugs. "Ich bin froh, dass das alles eingestellt wurde", so Haberleitner.
Für den ersten Verhandlungstag des nun folgenden Prozesses im April hat der Anwalt des ehemaligen Dayli-Chefs einen Vertagungsantrag gestellt. Grund dafür ist eine Konferenz im Ausland, bei der Haberleitner dabei ist. Diese sei beruflich wichtig, er habe "nichts zu verbergen".
Aus für 3500 Beschäftigte
Dayli ging 2012 aus Schlecker Österreich hervor. Im Mai 2013 berichteten Lieferanten von unbezahlten Rechnungen. Nachdem der Glücksspielkonzern Novomatic seine 50-Prozent-Beteiligung zurückgezogen hatte, geriet Dayli in Turbulenzen. Im Juli 2013 folgte die Pleite. 900 Filialen sperrten zu, 3500 Beschäftigte verloren ihren Job. Mitte 2017 erhielten Gläubiger in einer ersten Zwischenverteilung rund elf Millionen Euro.
Haberleitner wurde 2013 als Dayli-Chef abberufen. Der Manager bleibt aber umtriebig. Demnächst werde er "eine Riesensache" vorstellen. Näheres wollte der 73-Jährige nicht verraten.
Tabula rasa bei Abschreibungen beschert Lenzing 600 Millionen Verlust
6 Prozent: Anstieg der Arbeitslosigkeit in Oberösterreich am höchsten
Karl Purkarthofer neuer Vorstandschef von Primetals
16 Monate vom Auftrag bis zum Geld: Rosenbauer muss schneller werden
Interessieren Sie sich für diesen Ort?
Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.
Haberleitner meinte ja damals, bei einem „dicken Fisch“ zugegriffen zu haben, da sich so eine Chance nimmer ergeben würde. Vermutlich war ihm beim Drill Schonzeit, Mindestmaß und waidgerechtes Fischen nicht ganz so wichtig.