Der Lkw-Aufbauer baut intern kräftig um
Schwarzmüller: Man sieht ihn auf allen Autobahnen, dennoch wächst der Innviertler Betrieb im Verborgenen.
Das Jahr 2009 wird man in Freinberg im Bezirk Schärding wohl nicht so schnell vergessen. Fast von einem Tag auf den anderen brach bei Schwarzmüller der Umsatz weg. Mit einem Umsatzeinbruch von mehr als 50 Prozent war der Produzent von Lkw-Aufbauten wohl jener Großbetrieb in Oberösterreich, der vom massiven Konjunktureinbruch am schlimmsten betroffen war. Dass das Unternehmen heute wieder recht gut dasteht, verdankte es einer soliden Substanz, viel Arbeit und einem Umbau, der zum Großteil abgeschlossen ist.
Zum einen wurde die Konzernstruktur gestrafft, die Beteiligungsverhältnisse sind nun klarer. Unverändert ist, dass Schwarzmüller sich im Familienbesitz befindet, und zwar seit fünf Generationen. 1870 war das Unternehmen als Hufschmiede in Passau von Joseph Schwarzmüller gegründet und über zwei Generationen auch dort betrieben worden. 1936 wurde die Firma von Wilhelm Schwarzmüller senior ins Innviertel nach Freinberg verlegt. Dessen Söhne Wilhelm junior und Egon Schwarzmüller machten daraus ab den 1960er-Jahren ein Unternehmen, das fast unbemerkt von der Öffentlichkeit zu einem europaweit führenden Konzern wuchs. Heute sitzen ihre Töchter Beate Paletar und Manuela Hasenberger-Schwarzmüller in der Geschäftsführung und halten auch die Anteile am Unternehmen. Seit einiger Zeit besteht die Geschäftsführung aber nicht mehr nur aus Eigentümerinnen, sondern auch aus externen Managern. Während sich Frau Hasenberger-Schwarzmüller um den Vertrieb kümmert und Beate Paletar für die Produktion verantwortlich ist, kümmert sich der von voestalpine gekommene Thomas Schmalzer um die Technik und die Auftragsabwicklung. Thomas Lindinger, der jahrelang bei Hödlmayr gearbeitet hat, ist für Finanzen und Controlling, aber auch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
Mehr Offenheit
Letzteres ist bemerkenswert, denn Schwarzmüller zählte bis vor kurzem zu jenen Betrieben, die nur ungern in der Öffentlichkeit von sich reden machten. Dabei ist es durchaus beachtlich, was da im Bezirk Schärding entstanden ist.
Schwarzmüller produziert jährlich rund 7000 Fahrzeuge und hat nebenbei auch eine Mietflotte von 500 Lkw-Aufbauten aufgebaut. Völlig flexibel können Transportunternehmen Aufbauten für wenige Tage, aber auch mehrere Monate mieten und bei Bedarf auch kaufen. Neben diesem Geschäft bietet Schwarzmüller auch an 20 Standorten in Mittel- und Osteuropa Service und Reparaturbetrieb an.
Die Produktion befindet sich nicht nur in Freinberg, sondern auch im ungarischen Dunaharaszti und im tschechischen Zebrák. Aktiv ist Schwarzmüller vor allem zwischen Kiew im Osten und der Schweiz bzw. Deutschland im Westen. Dass Schwarzmüller heute offener über seine Leistungen spricht, hat auch damit zu tun, dass sich das Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber stärker positionieren will. 670 der 1600 Mitarbeiter im Konzern sind im Innviertel beschäftigt.
Facharbeiter gesucht
Und obwohl die konjunkturelle Situation durchaus durchwachsen ist, werden Facharbeiter benötigt. „Um flexibel zu bleiben, sind dazu aber auch flexible Arbeitszeitmodelle wichtig“, sagt Thomas Lindinger im Gespräch mit den OÖNachrichten.
Denn der Geschäftsverlauf wird unberechenbarer. Das Krisenjahr 2009 hat man nicht zuletzt halbwegs überstanden, weil die Eigenmittelquote mehr als 60 Prozent beträgt. Den Umsatz hat Schwarzmüller wieder sukzessive gesteigert. 2011 wurden 226 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet, heuer dürften es rund 240 Millionen Euro werden. In beiden Jahren sei das Ergebnis leicht positiv gewesen, sagt Lindinger.
Was Schwarzmüller von manchen Konkurrenten unterscheidet, ist die technische Innovation beim Lkw-Aufbau, der Eigenvertrieb und auch manche Dienstleistung, die sonst schwer zu finden ist. So ist man stolz, in Wels einen neuen Kundenservice anzubieten. Der Gelenkwellenservice wurde von Primetzhofer samt Mitarbeitern übernommen.