Was passiert mit Androschs weitverzweigtem Firmengeflecht?
WIEN, ALTAUSSEE, EBENSEE. Der Industrielle hat über Stiftungen für die Zeit nach seinem Ableben genau vorgesorgt
"Wir sind natürlich über das Ableben von Dr. Androsch traurig, aber auch beruhigt, was die Vorbereitungen für die Zeit danach betrifft", sagt der Wiener Rechtsanwalt Georg Riedl auf Anfrage der OÖNachrichten. Hannes Androsch habe zeitgerecht sein unternehmerisches Vermächtnis geregelt.
Schon vor 25 Jahren wurde die Androsch Privatstiftung eingetragen, in deren Vorstand Riedl sitzt. Dieser Privatstiftung gehören nicht nur 15,42 Prozent an der AT&S Austria, deren Aufsichtsratschef Androsch war, sie ist auch Eigentümerin der AIC Androsch International Management Consulting mit Sitz in Wien. Diese wiederum hält weitere 2,13 Prozent an AT&S und 41,25 Prozent an der Österreichischen Salinen AG.
Beide Firmen hat Androsch seinerzeit verhältnismäßig günstig erworben. Die Leiterplattenfirma übernahm er gemeinsam mit dem Management um 6,5 Millionen Euro. In der AT&S hätte Androsch seinen Aufsichtsratsvorsitz Mitte 2025 ohnehin aufgegeben. Die Suche nach einem Nachfolger läuft.
Die Übernahme der Salinen gemeinsam mit der Raiffeisen Landesbank und Ludwig Scharinger war ein weiterer Meilenstein in der Unternehmergeschichte Androschs, auch wenn die Übernahme vom Staat im Salzkammergut kontroversiell diskutiert wurde. Androsch sah sich selbst gern als "Salzbaron von Altaussee".
Wer dort Androsch als Aufsichtsratschef folgt, wird erst nach den Trauerfeierlichkeiten nach Weihnachten beschlossen und bekannt gegeben werden.
Zum Firmenreich gehört auch European Trans Energy, ein Energieleitungsbauer mit 700 Beschäftigten. Auch dort war Androsch Aufsichtsratschef.
Der ehemalige Vizekanzler und Finanzminister, dem auch Anteile an der Steuerberatungskanzlei Consultatio gehörten, unternahm auch andere Akquisitionsversuche wie bei der DDSG-Personenschifffahrt, Semperit-Reifen und Lenzing. Diese scheiterten jedoch.
Betroffenheit im Salzkammergut
Vor allem im Salzkammergut herrscht Betroffenheit über den Tod von Androsch. Die Salinen-Weihnachtsfeiern wurden abgesagt, um 15.45 Uhr gab es gestern eine konzernweite Gedenkminute.
Am Samstag hatte Androsch beim traditionellen Bergfest im Kongresshaus Bad Ischl noch eine Rede vor 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehalten. Es ist das offizielle Fest der Salinen-Gruppe mit den Bergwerken in Hallstatt, Altaussee und der Zentrale in Ebensee. Sie sei etwas kürzer gewesen als sonst, sagen Teilnehmer, aber Androsch habe rüstig gewirkt und sei gut gelaunt gewesen.
Neben seinen Unternehmen unterstützte der Wahl-Ausseer auch zahlreiche Musikvereine und Traditionen im Salzkammergut. Viele werden ihn in guter Erinnerung behalten.
Wie Vertraute berichten, hatte Androsch noch große Freude daran, dass sein Herzensprojekt, die neue Gondelbahn auf den Loser in Altaussee, pünktlich zum Winterbeginn fertig wurde. Auch die geplante neue Standseilbahn für das Schaubergwerk in Hallstatt war ihm ein großes Anliegen.
Die Umfahrung Altaussee, eine Abkürzung von der Bundesstraße über den Ortsteil Luppitsch Richtung Loser, deren größter Befürworter Androsch war, dürfte allerdings keine politische Mehrheit finden und an den finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde scheitern.
Androsch lebte nicht nur seit langem in Altaussee, er war auch Träger des Ehrenringes des Ortes.
Wer sind die Nutznießer der Stiftung?
In erster Linie das Vermögen, das in der Stiftung steckt. In zweiter Linie diejenigen, die mit regelmässigen Zahlungen aus der Stiftung unterstützt werden - sofern das vorgesehen ist. Nachdem wir beide nicht zu den Begünstigten gehören dürften (bei mir weiss ich es sicher), geht uns das auch nichts an.
Keine Angst, auch ich hab nichts davon.
Weil der Allgemeinheit die Steuern vorenthalten wurden, denke ich, geht es die Allgemeinheit sehr wohl etwas an.
Bei den Stiftungen haben sich die Reichen mit Unterstützung der Politik ein sehr praktisches Geschenk gemacht. Das Vermögen ist unantastbar, aber die Vorteile kann man weiter genießen. Wenn ich an Benko denke, mit seinen Schulden und er kann nach wie vor wie ein Herr Graf im Schloss wohnen und auf die Jagd gehen, ...
Stiftungen als Modell zur "Steuervermeidung" , gelinde gesagt!
An diesem Beispiel kann man den Zweck und Nutzen von Stiftungen gut erkennen: Das Vermögen wird nicht zerfleddert.
Eigentlich soll mit der Stiftung ein Vermögensabfluss ins noch günstigere Ausland verhindert werden. In diesem Zusammenhang ist die Suderei über Steuervermeidung obsolet.
PS: mit dem Jahresausgleich betreibt jeder!! Steuervermeidung 🤣
Die "Umfahrung Altaussee" wäre eine reine Zubringerstraße zur Gondelbahn. Sie würde durch ein Naturschutzgebiet führen und scheiterte bisher vor allem auch daran, dass zwei tapfere Landwirte trotz aller Verlockungen und Drohungen notwendige Grundstücke nicht abtreten. Der von Herrn Dr.Androsch komplett dominierte SPÖVP Gemeinderat ist natürlich dafür, aber wie sie schreiben, fehlt erstens das Geld und jetzt auch der Mentor, der das beim Land unter "öffentliches Interesse" etc. durchgeboxt hätte. So wäre es nämlich weitergegangen.
In China würde man zu Ihrem Bericht sagen: "In Europa ist ein Rad umgefallen!"
In China interessiert das vermutlich niemanden. Die Meldung wird aber nicht in China gebracht. In Oberösterreich, bzw im Salzkammergut ist es eine durchaus wissenwerte Information. Haben Sie ein spezielles Interesse, dass diese Sache nicht bekannt wird?