Huawei: "Wir installieren keine Hintertüren, um Daten abzusaugen"
WIEN/SHENZHEN. Der stark wachsende chinesische Telekomkonzern versucht, die Spionage-Vorwürfe der US-Regierung zu entkräften.
Im Rekordtempo hat sich der chinesische Telekommunikationskonzern Huawei zum weltweit zweitstärksten Handy-Anbieter und führenden Mobilfunknetz-Ausrüster emporgearbeitet. Das ruft vor allem bei den Amerikanern, die laut Marktanalyst Gartner mit Apples iPhone auf Platz drei in der Handy-Rangliste abgerutscht sind, Ärger hervor.
In Österreich ist Huawei seit 2017 die Nummer zwei am Handy- markt (hinter Samsung). Drei von zehn in Österreich verkauften Handys tragen schon die Lotusblüte als Logo. Am Mittwoch lud das Management zu einem ungewöhnlichen Pressetermin in Wien unter dem Titel "Huaweis Technologie stellt kein Sicherheitsrisiko dar". Man versuchte, die Spionage-Vorwürfe der US-Regierung, die Huaweis Geschäft weltweit gefährden, zu entkräften.
Momentan befindet sich die Branche in einer heiklen Phase. Der Ausbau der vierten Generation der Mobilfunknetze ist soweit abgeschlossen, der Aufbau von 5G steht bevor. Insofern tut Huawei alles, um etwaige Spionage-Vorwürfe zu entkräften und Transparenz zu signalisieren.
"Wir haben keinerlei Vorgaben der chinesischen Regierung, Hintertüren in unseren Produkten zu installieren, damit Daten abgesaugt werden können", sagte Unternehmenssprecher Joe Kelly auf die Frage der OÖN nach möglichen eingebauten "Einfallstoren" der chinesischen Regierung in Huawei-Produkten. Das Unternehmen, das im Eigentum von privaten Investoren und Mitarbeitern steht, habe in den 31 Jahren seines Bestehens nie eine Anfrage von chinesischen Institutionen nach heiklen Daten von Kunden gehabt. "Wir würden das auch nicht tun", versicherte Kelly.
US-Minister ruft zu Boykott auf
US-Außenminister Mike Pompeo drohte gestern, dass die USA mit Ländern, die mit Huawei-Technik arbeiten, nicht kooperierten. Huawei-Manager Simon Lacey forderte in Wien angesichts solcher Boykottaufrufe, dass "die Märkte offen bleiben". Genau das wünschen sich auch die österreichischen Mobilfunkanbieter A1, T-Mobile (das Huawei als Hauptausrüster verwendet) und Drei/Hutchison.
Sie plädieren dafür, dass kein Anbieter vom weiteren Ausbau der Mobilfunknetze ausgeschlossen werde. Sie selbst seien für die Sicherheit verantwortlich und prüften alle Teile nach eigenen, strengen Kriterien. Sie sehen den Wettbewerb in Gefahr, fürchten steigende Preise und vor allem technologische Verzögerung, weil Huawei mit Abstand Technologieführer sei. (uru)
Huaweis Weg an die Spitze
Der chinesische, nicht-staatliche Huawei-Konzern beschäftigt 180.000 Mitarbeiter, machte 2018 108,5 Milliarden Dollar Umsatz mit Netzwerkausrüstung, Handys und IT-Lösungen. Das entspricht einem Plus von einem Fünftel und zeigt das rasante Wachstum, das das Unternehmen immer noch hinlegt.
Innerhalb von zehn Jahren hat Huawei den Marktanteil im Netzwerk-Segment auf 28 Prozent verdoppelt. Damit überholten die Chinesen den bisherigen Branchenprimus Ericsson aus Schweden. Nokia aus Finnland (das 2016 mit Alcatel Lucent fusionierte) ist Nummer drei.
Ein Grund für die Dynamik – auch bei Handys ist Huawei weltweit Nummer zwei – sind die hohen Forschungsinvestitionen von 20 Prozent des Umsatzes. In Österreich (100 Mitarbeiter) will der Konzern ebenfalls stärker in die Forschung investieren.
Wenn man selber Dreck am Stecken hat erwartet man das auch von anderen.
https://www.schneier.com/blog/archives/2018/08/backdoors_in_ci.html