"Der Motor der Bauwirtschaft läuft weiter auf Hochtouren"
LINZ/WIEN. Josef Muchitsch, Chef der Baugewerkschaft, über den Kampf gegen die Schwarzarbeit und Rekordbeschäftigung am Bau.
Kaum Schnee, Temperaturen über null Grad: Wenn sich jemand über diesen Winter freuen dürfte, ist es die Bauwirtschaft. Doch nicht nur deshalb herrscht in der Branche großteils gute Stimmung, wie Josef Muchitsch, Chef der Baugewerkschaft, bei einem Besuch in Linz im OÖN-Gespräch sagte. "Der Motor brummt weiter, wir haben Rekordbeschäftigung", sagt der SP-Nationalrat-Abgeordneter.
"Die Bauwirtschaft war im Jahr 2019 der große Konjunktur-Motor neben dem Export und dem Tourismus. Der Export wird laut Prognosen zurückgehen, die Bauwirtschaft dagegen hat nach wie vor den Motor voll angeworfen."
Das spiegelt sich in den Beschäftigungszahlen. "Im Jahr 2019 hatten wir österreichweit insgesamt 142.625 Beschäftigte im Bauhaupt- und im Baunebengewerbe. Das sind drei Prozent mehr als 2018. In den Jahren davor hatten wir im Schnitt 130.000 bis 133.000 Beschäftigte." Auch in Oberösterreich habe es 2019 einen Anstieg um drei Prozent im Vergleich zu 2018 gegeben: "Wir zählten 28.075 Beschäftigte."
Weniger Pfuscher in Österreich
Seit fast 30 Jahren ist nicht mehr so wenig gepfuscht worden, wie heuer. Und dazu ist der renommierte Linzer Ökonom Friedrich Schneider zu Gast im Studio.
Kontrollen intensiviert
Ob die Mitarbeiter von dieser Situation profitieren? Muchitsch: "In Zeiten der Hochkonjunktur sind auch die Unternehmer besser gestimmt. Wir haben 2019 die Gunst der Stunde nützen dürfen, es gab Kollektivvertragsabschlüsse mit einem Plus von mehr als drei Prozent. So hoch über über dem Verbraucherpreisindex waren wir lange nicht mehr." Ein weiteres Etappenziel wurde ebenfalls erreicht: "Wenn es mehr als 32,5 Grad hat, können die Arbeitnehmer hitzefrei nehmen, also den 60er in Anspruch nehmen."
Ein Störfaktor in der Bauwirtschaft sei nach wie vor das Thema Schwarzarbeit. Muchitsch: "Wenn es um die organisierte Nachbarschaftshilfe geht, also ein Geschäftsmodell, bei dem Handwerker in Karawanen von einer Baustelle zur anderen ziehen, ist das ganz klarer unlauterer Wettbewerb." Kontrollen wurden intensiviert. "Allein über unsere Sozialbetrugsbekämpfungsabteilung wurden 11.700 Baustellen überprüft. Der Verdacht auf Unterentlohnung bei den einheimischen Betrieben liegt konstant bei einem Prozent. Das heißt, wenn wir hundert überprüfen, erwischen wir einen."
Bei ausländischen Unternehmen, die Arbeitskräfte nach Österreich entsenden, liege der Anteil der Verdachtsfälle mit 37 Prozent deutlich höher. Auffallend waren zuletzt Firmen aus Slowenien: "Vor sieben Jahren entsendeten diese 65.000 Arbeiter in die EU, zuletzt waren es mehr als 190.000."
Bei der Europäischen Kommission hat die Europäische Föderation der Bau- und Holzarbeiter Beschwerde eingelegt, die Kommission ermittelt.
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