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Produktionsstopp: 737-Max-Debakel zwingt Boeing zu radikalem Schritt

Von nachrichten.at/apa, 17. Dezember 2019, 06:31 Uhr
Boeing wird zum Konjunkturrisiko für die USA
Der angeschlagene Boeing-Chef Dennis Muilenburg muss nun das Kunststück fertigbringen, trotz Platzmangels 400 Flugzeuge zwischen zu lagern. Sogar die Mitarbeiterparkplätze sind bereits voll davon. Bild: REUTERS

CHICAGO. Boeing gerät immer tiefer in den Strudel des Skandals um das Unglücksmodell 737 Max. Weil die US-Luftfahrtbehörde FAA eine Wiederzulassung des Fliegers für dieses Jahr ausschließt, stoppt Boeing die Fertigung der 737 Max ab Jänner vorübergehend komplett. Für den Airbus-Rivalen ist es die größte Produktionsunterbrechung seit mehr als 20 Jahren.

Boeing entscheidet sich für die drastische Maßnahme, die die gesamte US-Wirtschaft erheblich belasten dürfte. An dem Großkonzern hängen zahlreiche Zulieferer, Airlines und andere Firmen, die der Fertigungsstopp in Mitleidenschaft zieht.

Überraschend kam die am Montag nach US-Börsenschluss von Boeing bekannt gegebene Entscheidung nicht. Vorstandschef Dennis Muilenburg hatte seit Juli wiederholt gewarnt, dass die 737-Produktion weiter gedrosselt oder ganz ausgesetzt werden könnte, falls sich die Wiederzulassung der Modellreihe länger als erwartet hinzieht. Die 737 Max ist wegen zwei Abstürzen, bei denen Hunderte Menschen starben, seit Mitte März rund um den Globus mit Startverboten belegt.

Video:

Mit dem nun angekündigten Schritt wählt Boeing eine radikale Option, die nur unter massivem Druck zustande gekommen sein kann. Wann die 737-Produktion wieder anlaufen könnte, dazu gab der Hersteller zunächst keinerlei Hinweise. "Wir werden weitere Finanzinformationen hinsichtlich der Fertigungsaussetzung in Verbindung mit unserem Quartalsbericht Ende Jänner veröffentlichen", hieß es lediglich. Die Ungewissheit ist also hoch - doch Boeing hatte wohl nur noch eine Wahl.

Denn in den letzten Tagen wurde immer deutlicher, wie angespannt das Verhältnis zwischen dem Flugzeugbauer und der US-Luftfahrtaufsicht FAA ist. Der Geduldsfaden der Regulierer scheint arg strapaziert, vergangene Woche wies FAA-Chef Steve Dickson Boeing sogar öffentlich zurecht. Er äußerte nicht nur Bedenken, dass der Konzern bei der 737 Max einen "unrealistischen" Zeitplan verfolge, sondern verbat sich auch weitere Statements von Boeing, die dazu angetan seien, den Druck auf seine Behörde beim Wiederzulassungsverfahren zu erhöhen.

Im November noch hatte Boeing Zuversicht verbreitet, vor dem Jahreswechsel grünes Licht von der FAA zu bekommen, um zumindest wieder mit den Auslieferungen der 737 Max beginnen zu können. Nachdem Dickson dem eine klare Absage erteilte, stieg an der Börse bereits die Nervosität. Seit Tagen stehen Boeings Aktien unter Druck, auch eine stabile Dividende konnte Anleger nicht versöhnen. Die 737 Max - Boeings Bestseller und Profittreiber - ist momentan viel wichtiger.

346 Menschen starben bei Abstürzen

Die Abstürze des Modells in Indonesien und Äthiopien, bei denen im Oktober 2018 und März 2019 insgesamt 346 Menschen ums Leben kamen, haben den Flugzeugbauer in eine tiefe Krise gebracht. Boeing steht im Verdacht, die Unglücksflieger überstürzt auf den Markt gebracht und dabei die Sicherheit vernachlässigt zu haben. Der Hersteller weist dies zwar zurück, hat aber verschiedene Fehler und Pannen eingeräumt.

Im Zentrum der Krise steht das für die 737 Max entwickelte Steuerungsprogramm MCAS, das laut Untersuchungsberichten eine entscheidende Rolle bei den Abstürzen gespielt hat. Boeing hatte bereits nach dem Unglück in Indonesien versprochen, die MCAS-Probleme per Software-Update zu beheben. Wenig später kam es zum Absturz in Äthiopien. Das Update hat noch immer keine Zulassung der FAA, stattdessen standen die Zeichen zuletzt auf Knatsch mit der Behörde.

Mitarbeiterparkplätze voller Flieger

Der Druck auf Boeing wurde zuletzt auch finanziell und logistisch immer größer. Zwar war die 737-Produktion bereits im April von 52 auf 42 Maschinen pro Monat gesenkt worden. Doch da Boeing die Maschinen bis zu einer Wiederzulassung nicht ausliefern darf, entstehen hohe Kosten, denen keine entsprechenden Einnahmen gegenüberstehen. Laut Boeing müssen derzeit rund 400 Flugzeuge zwischengelagert werden. Das führt zu Platzmangel - ein sichtbares Symbol der Krise: Sogar Mitarbeiterparkplätze sind schon länger voll mit 737-Max-Fliegern.

Doch das Debakel ist nicht nur für den Hersteller eine große Belastung, die bereits immense Kosten und Imageschäden sowie Ermittlungen von Aufsichtsbehörden und hohe Klagerisiken verursacht hat. Da es um Boeings bestverkauftes Modell geht, für das es Tausende Bestellungen gibt, ächzt die gesamte Luftfahrtindustrie unter den Problemen. US-Airlines mussten wegen des Ausfalls bereits zahlreiche Flüge streichen, auch europäische Kunden wie TUI sind betroffen.

Für die US-Wirtschaft insgesamt ist die Boeing-Krise eine erhebliche Belastung. Die Probleme der 737 Max haben das Wachstum bereits spürbar gedämpft und könnten die Konjunktur noch stärker bremsen, warnen Experten. Von Boeing hängen zahlreiche andere Firmen ab, die die Schwäche des Flugzeugbauers zu spüren bekommen. Vor allem die Außenhandelsbilanz der USA leidet stark unter dem Auslieferungsstopp der 737 Max. Die Produktionspause dürfte die Lage weiter verschärfen.

Boeing betonte jedoch in seiner Mitteilung, dass zunächst keine Mitarbeiter aufgrund der Produktionspause gekündigt oder beurlaubt würden. Vor allem für die rund 12.000 Beschäftigten des 737-Hauptwerks in Renton bei Seattle bleibt damit - zumindest vorerst - ein Horrorszenario aus. Die Fertigung auszusetzen, sei angesichts der kritischen Gesamtsituation auch für das große Zulieferernetz derzeit noch die vergleichsweise schonendste Lösung, so Boeing.

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11  Kommentare
11  Kommentare
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pepone (60.622 Kommentare)
am 17.12.2019 14:49

Von Boeing hängen zahlreiche andere Firmen ab, die die Schwäche des Flugzeugbauers zu spüren bekommen. steht im Artikel

DAS ist das schlimme an der Situation, denn die sogenannten KLEINEN sterben.

wie sagte Trump : America first
jetzt kann er sagen America furz . 😜😜

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betterthantherest (34.184 Kommentare)
am 17.12.2019 21:32

Boeing kann nicht liefern.

Daher "dürfen" die US - Fluglinien bei Airbus einkaufen,..
... und müssen obendrauf auch noch enorme Strafzölle zahlen.

Super Konzept.

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jago (57.723 Kommentare)
am 17.12.2019 11:55

Einfach toll, ein Gesicht fürs Boeingsdesaster.

Und ein Polizeiauto für einen Rauschunfall.

Was symbolisiert das Symbolbild

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c.sainz (1.259 Kommentare)
am 17.12.2019 11:44

Es hat vor Jahren ein Großer Automobil Hersteller Probleme mit dem Gaspedal gehabt bzw. ist eine Klammer gebrochen und die Fußmatte hat sich in weiterer Folge unter den Pedalen verklemmt. Dieses an und für sich kleine Problem wurde von dem Hersteller verdrängt und die Kunden als Deppen dargestellt bis es schließlich Unfälle gab. Dann kamen Strafzahlungen in Millionenhöhe und sämtliche Trittbrettfahrer auch noch dazu. Was das mit Boeing zu tun hat? Ganz einfach, man hätte bei den ersten Problemen mit dem Flieger (Meldungen von Piloten und Mitarbeitern) gleich reagieren sollen und nicht Warten bis es zu Unfällen kommt. Jetzt ist das Gejammere groß nur halt eben selbst gemacht wegen mangelndem Fehlermanagement und weil man seine Kunden und so manchen Mitarbeiter nicht ernst nimmt. Es würde mich auch nicht wundern, wenn die 737 Max komplett vom Markt verschwinden würde.

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jar_313 (149 Kommentare)
am 17.12.2019 12:39

wie kann man sich Carlos Sainz (lang verdienter Rallyfahrer auf Toyota) bezeichnen und die Machenschaften der U S Reg. gegen Toyota so darstellen?!

Alle Hersteller, die erfolgreich am U S - Markt verkauft haben, mussten früher oder später extreme Zusatzzahlungen bezahlen. Aus welchen an den Haaren herbeigezogenen Gründen dann auch immer.

Im Vergleich dazu hat in Deutschland das Kraftfahrbundesamt den Gaspedalfehler als 'nicht meldepflichtig' eingestuft, da jederzeit auch bei voll durchgetretenen Gaspedal das Fahrzeug mit der Bremse zum Stillstand gebracht werden kann.

*) Mercedes hat für Chrysler bezahlt
*) Merkel hat für Opel an GM noch 3 Milliarden Euro überwiesen. GM hat Bochum trotzdem Still gelegt.
*) Toyota (meistverkaufte Autotype - Toyota Camry in U S) wegen dem Gaspedal
*) VW wegen dem Abgasskandal

Frei nach Präsidenten: America first

Das es jetzt einen US-Hersteller so trifft ist mehr als verblüffend

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c.sainz (1.259 Kommentare)
am 17.12.2019 13:53

Ich weiß wie Toyota mit Kunden umgeht wenn es ein Problem mit ihren Autos gibt, was zugegebener Maßen sehr selten passiert. Sie (offensichtlich von Toyota) reagieren hier ja genau so wie es der Markenstrategie entspricht. Zuerst einmal alles Abstreiten und dann schauen wir mal was passiert und genau das und nichts anderes ist Toyota zum Verhängnis geworden in Amerika. Wurde auch so vom Gericht gesehen und hat nichts mit der Qualität der Fahrzeuge zu tun sondern nur etwas mit ihrem Krisenmanagement bzw. dem Kundendienst. Übrigens wenn sie schon auf meinen Nickname hinweisen, das ist richtig dass Carlos Sainz sen. (ja es gibt auch einen jun.) ein großartiger Rallyefahrer war und auch auf Toyota viele Rennen gewinnen konnte. Leider nahm das ganze für Toyota (ohne Sainz) dann 1995 ein unrühmliches Ende, aber das werden sie wohl eh wissen (hat übrigens auch etwas mit Krisenmanagement, Mitarbeiterzufriedenheit und ein bisschen mit Größenwahn zu tun).

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jar_313 (149 Kommentare)
am 18.12.2019 13:25

nein, bin nicht von Toyota; ich glaube wir sind beide Fans aus der genannten Ära, als Toyota von den Erfolgen der Qualitätsstrategie profitierte. Meinen ersten Toyota aus der Zeit hab ich noch immer.

Wir sind uns auch einig, dass nicht das technische Problem ansich zu den hohen Zahlungen an U S geführt hatten, sondern andere Gründe.

Zu der aktuellen Kundenpolitik in Österreich von Toyota möchte ich nicht unbedingt dem Konzern die Schuld geben. Toyota Frey als Generalimporteur hat hier eher bescheidene Arbeit für die Marke geleistet.
Das ist ja jetzt Geschichte und nun bin ich mal gespannt wie Toyota Europe das Ruder rum reißt...

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( Kommentare)
am 17.12.2019 10:59

Der Verlust wegen der Boeing 737 MAX, beträgt bei Boeing bereits 9 Mrd. Dollar. Boeing wird das verkraften, doch die Zulieferer, denen fehlen diese Aufträge. Hier werden Schwierigkeiten erwartet. Ebenso durch das Nichtausliefern der Maschinen haben viele Fluggesellschaften mit ihren Dispositionsplänen große Probleme. Boeing steht unter Verdacht, die Flugzeuge zu früh auf den Markt gebracht zu haben.
Bereits 400 Tote bei Flugzeugabstürzen dieses Typs sind aber nicht zu verdrängen. Der langfristige Imageschaden wird Boeing noch Probleme schaffen. Wie lange sich eine neue Wiederzulassung hinziehen wird, ist nicht abschätzbar.
Der europäische Airbus aus Toulouse wird länger davon profitieren.

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betterthantherest (34.184 Kommentare)
am 17.12.2019 11:33

Wie man hört ist Airbus auch nur bedingt lieferfähig.

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DonMartin (7.510 Kommentare)
am 17.12.2019 10:38

Katastrophales Krisenmanagement eines Industrieelefanten.

Die Validierung dieser Softwarepakete ist klarerweise entsprechend kompliziert und langwierig, aber man hätte viel früher die Entscheidung treffen müssen, die MCAS bzw. die Komponenten der kritischen automatischen Eingriffe der Software überhaupt herauszunehmen. Solche Eingriffe sind immer heikel und die meisten Piloten arbeiten sowieso lieber mit Hinweis- oder Alarmsignalen und Tönen.

So kann sich die Lage für Boeing sogar existenziell zuspitzen, zumindest ist die Wettbewerbskraft auf Jahre hin massiv geschwächt.

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betterthantherest (34.184 Kommentare)
am 17.12.2019 08:17

Sind jetzt also sämtliche Parkplätze voll.

Wann beginnt Boeing mit dem Abwracken?

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