Widerstand gegen höhere US-Zinsen und Sorge um die Notenbank Fed
WASHINGTON/NEW YORK. US-Präsident Donald Trump bricht mit seinem Statement über Jerome Powell ein Tabu.
US-Präsident Donald Trump hat die Finanzwelt wieder einmal irritiert. In einem Interview mit der Agentur Reuters rügte er seinen eigenen Notenbank-Chef Jerome Powell wegen dessen Zinspolitik. Er habe sich eigentlich eine Politik des billigen Geldes erwartet. Stattdessen befindet sich der Leitzins in den USA auf zwei Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren.
Trump erntet für seine politische Einmischung in die Zinspolitik der Fed Kopfschütteln. Es ist nicht das erste Mal, dass Trump öffentlich die Fed attackiert und damit das Tabu bricht, die unabhängige Notenbank öffentlich anzugreifen. Kurzfristig mögen seine Äußerungen wenig Einfluss haben, sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: "Sollte es Trump aber gelingen, eine zweite Amtszeit zu bekommen, könnte die Unabhängigkeit in fünf bis zehn Jahren erodieren, wenn er ihm genehme Leute platziert."
Auf ihrem Weg hin zu weiteren Zinsanhebungen bekommt die US-Notenbank aber auch sonst Gegenwind. So hat die Lira-Krise die Verwundbarkeit mancher Schwellenländer aufgezeigt, in denen die Verschuldung in Dollar hoch ist. Höhere US-Zinsen könnten den Druck auf diese Staaten erhöhen, sollte die US-Währung in der Folge weiter aufwerten. Denn dann würde der Schuldendienst noch teurer werden.
Für US-Exporteure wiederum ergeben sich durch einen stärkeren Dollar Nachteile im Außenhandel, was sich bremsend auf die amerikanische Wirtschaft auswirken würde. Dazu kommen Sorgen, eine Konjunkturabschwächung in Europa könnte erste Zinsanhebungen dort weit nach hinten schieben. Die Fed wäre dann fast die einzige große Notenbank, die in diesem unsicheren Umfeld ihre geldpolitischen Zügel strafft.
Erhöhung für Herbst erwartet
Ungemach droht der Fed auch aus dem Ausland. So seien die US-Währungshüter überrascht gewesen, wie schnell die türkische Währung abgestürzt sei, sagt der Präsident des Fed-Ablegers von Atlanta, Raphael Bostic. "Im Moment analysieren und beurteilen wir noch, aber das ist definitiv etwas, worüber wir besorgt sind." Seit Jahresbeginn hat die Lira zum Dollar rund 40 Prozent an Wert verloren. Bisher bleibt Bostic bei seiner Sicht, die Fed sollte 2018 noch eine weitere Zinsanhebung ins Auge fassen. An der Börse wird damit im September gerechnet. Die Dollar-Wächter achten genau auf Entwicklungen in anderen Wirtschaftsregionen. So hatte die Fed nach der Zinserhöhung im Dezember 2015 eine Zinspause eingelegt.