Showdown in New York: Thiem greift nach den Sternen
Österreichs Tennis-Star trifft heute (22 Uhr) im Finale der US Open auf den Deutschen Alexander Zverev
Sind aller guten Dinge heute vier für Dominic Thiem? Österreichs Tennis-Star geht ab 22 Uhr (ServusTV und Liveticker auf nachrichten.at) in der größten Tennis-Arena der Welt, dem New Yorker Arthur Ashe Stadium, erstmals als Favorit in ein Grand-Slam-Finale.
Dreimal hat der 27-jährige Lichtenwörther schon ein Endspiel auf diesem Niveau bestritten, bei den French Open 2018 und 2019 scheiterte der Weltranglistendritte jeweils an Rafael Nadal, dem Inbegriff des Sandplatz-Königs. Heuer bei den Australian Open verlor der „Dominator“ in fünf Sätzen gegen Novak Djokovic.
Diesmal heißt der Widersacher Alexander Zverev, der sein erstes Major-Finale bestreitet. Neben der Erfahrung und der Bilanz im Head-to-head spricht auch die exzellente Formkurve für Thiem.
„Ich werde alles dafür tun, um mir diesen Traum zu erfüllen“, betonte der Niederösterreicher nach seinem brillanten Drei-Satz-Triumph über Daniil Medwedew (Rus) im Semifinale. Und hatte im selben Atemzug die Lacher auf seiner Seite, als er auch über eine Niederlage philosophierte: „Sollte ich dann eine 0:4-Bilanz in Endspielen haben, wäre es wohl an der Zeit, Andy Murray anzurufen.“ Der Schotte brauchte auch eine gewisse Anlaufzeit, um richtig durchzustarten.
Fragezeichen Fitness: „Ich denke, es ist nicht so schlimm“
Doch grundsätzlich ist Thiem extrem positiv eingestellt. Das einzige Fragezeichen ist jene Achillessehnenblessur (im rechten Fuß), die er sich bei einem unglücklichen Schritt in der Runde der letzten Vier zugezogen hat. Das Niveau seines Spiels hat nicht gelitten, der „Dominator“ meisterte sämtliche heikle Situationen gegen Medwedew, der ihn anschließend als „Champion“ adeln sollte.
Mit Alex Stober hat Thiem außerdem einen der besten Physiotherapeuten in der Branche. „Er hat immer viel zu tun mit mir“, lächelte der als Nummer zwei gesetzte Gewinner von 16 ATP-Turnieren. „Ich denke, es ist nicht so schlimm“, gab Thiem Entwarnung.
"Domi hat sich beim Rutschen das Bein überstreckt und hinten Richtung Achillessehne ein kleines sogenanntes Impingement ausgelöst. Also praktisch Gewebe eingeklemmt", erklärte Stober. Beruhigender Nachsatz: „Das kriegen wir bis zum Finale hin.“
Drei Betreuer in New York
Stober ist einer von drei Betreuern, die der „Dominator“ nach Amerika mitnehmen durfte. Coach Nicolas Massu war gesetzt, der Dritte im Bunde ist Sandkistenfreund Lucas Leitner. Er ist auch der Laufbursche, wenn Thiem sein Schuhwerk wechselt. Und das tut er in New York ziemlich oft.
Dieses zweite Semifinale war um gefühlt zwei Klassen besser als das erste zwischen Zverev und Pablo Carreno Busta, der im Achtelfinale von der Djokovic-Disqualifikation profitiert hatte und gegen Zverev eine 2:0-Satzführung aus der Hand gab. Der 23-jährige Deutsche leistete sich bis zur Wende eine Serie unerzwungener Fehler. Gegen Thiem darf er sich das nicht erlauben, sonst fährt der Express unaufhaltsam ins Ziel.
Thiem führt mit 7:2 Siegen
Zverev hat zwar schon einen großen Titel gewonnen (er war ATP-Weltmeister 2018 in London), aber noch kein Grand-Slam-Endspiel bestritten. Thiem und Zverev sind befreundet und stehen sich heute zum zehnten Mal gegenüber.
Thiem führt in direkten Duellen 7:2. Die jüngsten drei Begegnungen gingen an den Österreicher, die bis dato letzte gab es im Semifinale der Australian Open 2020. Es war kein Match für schwache Nerven. Thiem behielt nach hartem Kampf mit 3:6, 6:4, 7:6 (3) und 7:6 (4) die Oberhand.
Auch diesmal erwartet Thiem ein Kräftemessen auf Augenhöhe: „Ich denke, dass es ein völlig offenes Match wird. Sascha ist schon seit einigen Jahren einer der ganz großen Spieler.“ Und was sagt Zverev zum „Grande Finale“? „Die Freundschaft spielt da keine Rolle. Jeder von uns möchte Grand-Slam-Champion sein.“
Start in Rom abgesagt
Unabhängig vom heutigen Ausgang wird Thiem nach kräfteraubenden zwei Wochen eine Pause brauchen. Seine Teilnahme am Sandplatz-Klassiker in Rom hat er abgesagt. Der nächste Höhepunkt steht ante portas. Schon am 27. September werden die French Open in Roland Garros eröffnet. Dort wird auch ein gewisser Herr Nadal, der in der kommenden Woche in Italiens Hauptstadt auf die ATP-Tour zurückkehrt, wieder mit von der Partie sein.
Darum geht es im heutigen Endspiel
Thiem hat mit dem Finaleinzug bereits 1200 ATP-Punkte und ein Preisgeld in der Höhe von 1,5 Millionen US-Dollar brutto (1,27 Mio. Euro) sicher. Sollte er triumphieren, kassiert er 2000 ATP-Zähler und drei Millionen Dollar brutto (2,54 Mio. Euro). Der "Dominator" wäre dann Österreichs zweiter Grand-Slam-Triumphator im Einzel nach seinem Kurzzeit-Trainer Thomas Muster, der am 11. Juni 1995 die French Open für sich entschieden hat. Das war vor 9226 Tagen.
Thiem bleibt auf jeden Fall die Nummer drei der Welt. Gewänne er, läge er nur noch 725 Punkte hinter Nadal (2.) und 1735 hinter Djokovic (1.).
Sollte Zverev, aktuell Nummer sieben im ATP-Computer, siegen, würde er Stefanos Tsitsipas (Gre) überholen und Sechster sein.
Die knapp 46 Zentimeter hohe US-Open-Trophäe der Männer ist aus Sterling silber, jeder Triumphator darf eine Replika mit nach Hause nehmen. Seit 1987 zeichnet der Luxus-Juwelier Tiffany & Co. für die Produktion der Pokale verantwortlich. Im Gegensatz zu den anderen drei Grand-Slam-Turnieren ist die Replika nicht kleiner, sondern genauso groß wie das Original.
Titelverteidiger Nadal (er schlug Medwedew im Finale 2019 in fünf Sätzen) war schon vor Turnierbeginn entthront. Der Mallorquiner hatte wegen der Corona-Pandemie auf ein Antreten in Flushing Meadows verzichtet.
Der Weg ins Finale
hat bis zum heutigen Finale erst einen Satz im laufenden Turnier verloren. Das war in der 3. Runde gegen Marin Cilic, den US-Open-Champion von 2014.
Thiem - Jaume Munar (Esp) 7:6 (6), 6:3, Aufgabe Munar (1:54 Stunden)
Thiem - Sumit Nagal (Ind) 6:3, 6:3, 6:2 (2:01 Stunden)
Thiem - Marin Cilic (Cro/31) 6:2, 6:2, 3:6, 6:3 (2:30 Stunden)
Thiem - Felix Auger-Aliassime (Can/15) 7:6 (4), 6:1, 6:1 (2:09 Stunden)
Thiem - Alex de Minaur (Aus/21) 6:1, 6:2, 6:4 (2:07 Stunden)
Thiem - Daniil Medwedew (Rus/3) 6:2, 7:6 (7), 7:6 (5) (2:53 Stunden)
musste auf dem Weg ins Endspiel einmal über fünf und viermal über vier Sätze gehen. Makellos war er nur gegen den Dennis-Novak-Bezwinger Alejandro Davidovich Fokina (Esp).
Zverev - Kevin Anderson (Rsa) 7:6 (2), 5:7, 6:3, 7:5 (3:09 Stunden)
Zverev - Brandon Nakashima (USA) 7:5, 6:7 (8), 6:3, 6:1 (2:58 Stunden)
Zverev - Adrian Mannarino (Fra/32) 6:7 (4), 6:4, 6:2, 6:2 (2:53 Stunden)
Zverev - Alejandro Davidovich Fokina (Esp) 6:2, 6:2, 6:1 (1:31 Stunden)
Zverev - Borna Coric (Cro/27) 1:6, 7:6 (5), 7:6 (1), 6:3 (3:29 Stunden)
Zverev - Pablo Carreno Busta (Esp/20) 3:6, 2:6, 6:3, 6:4, 6:3 (3:23 Stunden)
Zverev hat insgesamt 17:23 Stunden auf den Courts verbracht, bei Thiem waren es „nur“ 13:34 Stunden, also knapp vier weniger.
Zur Person
ist die Nummer drei der Welt, 27 Jahre, aus Lichtenwörth. Der Niederösterreicher hat in seiner Karriere mehr als 24 Millionen US-Dollar an Preisgeldern verdient und 16 Titel auf der ATP-Tour gewonnen. Der „Dominator“ bestreitet sein viertes Grand-Slam-Finale. 2019 stand er auch im Endspiel der inoffiziellen ATP-Weltmeisterschaft.
ist die Nummer sieben der Welt, 23 Jahre, aus Hamburg. Der Deutsche, der 1,98 Meter misst und damit 13 Zentimeter größer als Thiem ist, hat elf Turniere gewonnen. Sein größter Erfolg war der Triumph bei den ATP Finals 2018 (WM) in London. Zverev hat gut 21 Millionen an Preisgeldern kassiert.
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