Wächst Argentinien mit der Aufgabe?

Dort, wo am Mittwoch Titelverteidiger Deutschland von Südkorea entthront worden ist, könnte es heute (16 Uhr, ORF 2) auch den Vize-Weltmeister 2014 erwischen. Kasan, Hauptstadt der halbautonomen Republik Tatarstan, ist Austragungsstätte des Achtelfinal-Schlagers Argentinien gegen Vize-Europameister Frankreich, der sich in der Gruppenphase auch nicht mit Ruhm bekleckert hat.

Trotzdem kommt die Equipe tricolore um die Favoritenrolle nicht herum. "Die nehme ich aber nicht an. In der K.o.-Phase ist alles möglich, alle Teams, die hier dabei sind, haben Qualität", betonte der französische Cheftrainer Didier Deschamps.

Liveticker: Der Stand bei Frankreich gegen Argentinien

Argentinien hat sich irgendwie in die Runde der letzten 16 "geschummelt", mit der schlechtesten Bilanz aller Aufsteiger. Vier Punkte und das negative Torverhältnis von 3:5 waren die bescheidene Ausbeute in den Gruppenspielen gegen Island (1:1), Kroatien (0:3) und Nigeria (2:1). Superstar Lionel Messi kam sehr schleppend auf Touren, seine gequälte Körpersprache gehört aber der Vergangenheit an. Sein erstes Turniertor hat dem 31-jährigen Superstar des FC Barcelona Flügel verliehen. Er ist wieder der Chef auf dem Platz und bereit für Großtaten: "Es waren sehr harte Zeiten, wir mussten leiden. Jetzt fängt die WM für uns richtig an." In der K.o.-Phase hat er allerdings bei den bisherigen drei WM-Teilnahmen noch nie getroffen.

Statistik spricht für Argentinien

Messi will seine wohl letzte Chance, Weltmeister zu werden, beim Schopf packen. Die WM-Statistik spricht für die "Albiceleste", die beide Begegnungen mit Frankreich auf diesem Niveau für sich entschieden hat: 1930 mit 1:0 und 1978 auf dem Weg zum Titel mit 2:1. Auch die jüngsten beiden Freundschaftsspiele gingen an Argentinien – 1:0 im Februar 2007 und 2:0 im Februar 2009 (mit Messi-Tor). Lang, lang ist’s her.

"Was früher einmal war, interessiert jetzt niemanden mehr. Es wird ein Kampf über 90 oder 120 Minuten oder vielleicht darüber hinaus", sagte Argentiniens Teamchef Jorge Sampaoli, der eigentlich nichts mehr zu melden hat. Beim 2:1 gegen Nigeria fragte der 58-Jährige bei Messi nach, ob es in Ordnung sei, Sergio Kun Agüero, den ehemaligen Schwiegersohn von Diego Maradona, einzuwechseln.

Wesentlich höher im Kurs steht Sampaolis Gegenüber Didier Deschamps: Als Aktiver ein Leitwolf, Europa- und Weltmeister, als Trainer ebenfalls unbescholten. Mit seinem 80. Spiel als Teamchef löst er Raymond Domenech als französischen Rekordhalter ab. Doch die Stimmung könnte im Falle des Scheiterns rasch kippen. Schon nach dem mageren 0:0 gegen Dänemark im dritten Gruppenspiel wurden kritische Töne laut.Dieser Minimalismus missfiel vielen Fans der "Bleus". Verbandspräsident Noel Le Graet reagierte bereits darauf und stellte klar, dass Deschamps auch im Falle eines Ausscheidens im Amt bleiben werde. Antoine Griezmann, der sich gegen einen Wechsel zum FC Barcelona an die Seite Messis entschied, verspricht Besserung: "Wir haben noch nicht alles gezeigt, wir steigern uns." (alex)

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