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Marc Janko: "Ich bin ein klein wenig stolz"

Von Gerhard Öhlinger, 25. März 2016, 00:05 Uhr
Marc Janko: "Ich bin ein klein wenig stolz"
Der Mythos von "elf Freunden" wird richtig gelebt:"Rudelbildung" um Marc Janko, der mit 32 noch viel vorhat Bild: APA/ROBERT JAEGER

STEGERSBACH. Der Teamstürmer im Interview: Österreichs Torjäger über seine aktuelle Hoch-Zeit, die großen Steine auf seinem Karriere-Weg, den Teamgeist in Marcel Kollers Mannschaft und einen netten Kerl namens Marko Arnautovic.

50 Team-Einsätze, 25 Treffer – Marc Janko erfährt als 32-Jähriger endlich jene Wertschätzung, die ihm auf der Hochschaubahn der Karriere manchmal versagt geblieben war.

 

Herr Janko, Sie befinden sich mit dem FC Basel auf dem Weg zum Meistertitel, und im Juni wartet mit der EURO das absolute Highlight Ihrer Karriere. Sie müssen ja jeden Tag mit einem ganz breiten Grinsen aufstehen, oder?

Ja, derzeit erlebe ich eine richtige Hochzeit, nicht nur beruflich, sondern auch privat. Mein Frau und ich erwarten noch vor der EURO unser erstes Kind, eine Tochter. Wo ich derzeit hinschaue, gibt es nur Positives zu vermelden.

Sind Sie als ein grübelnder Mensch auch zu einem Schluss darüber gekommen, warum es letztlich gut gegangen ist?

Es stimmt, ich bin generell ein kopflastiger Mensch. Ich weiß aus Erfahrung, dass man in Zeiten, in denen es gut läuft, nicht wahnsinnig viel nachdenken und es einfach genießen soll. Wenn es nicht gut geht, muss man an manchen Schrauben drehen und darf sich nicht in eine Negativspirale reinmanövrieren. Dann führt das eine zum anderen, man steckt da ganz tief drin und dann wird es schnell leise und dunkel um einen herum. Zum Glück habe ich die schwierige Phase erst spät in meiner Karriere erfahren. Wäre das früher gewesen, weiß ich nicht, wie das ausgegangen wäre.

Es ist eine etwas bizarre Theorie, aber es waren ja auch zwei Jahre Schonung für Ihren Körper bei Trabzonspor.

Ich war auf jeden Fall nicht überspielt. Ich hoffe tatsächlich, dass ich diese Zeit am Ende an meine Karriere dranhängen kann, weil ich die zwei Jahre nicht wirklich viel Belastung für meinen Körper hatte und mehr oder weniger auf Urlaub war. Entsprechend gut fühle ich mich. Ich bin 32, das ist für manche Vereine abschreckend. Ich fühle mich aber fit wie selten und strotze vor Tatendrang.

Haben Sie damals nachvollziehen können, warum Sie nicht spielen durften?

Es muss ja schon allein sprachlich schwierig gewesen sein. Wir haben nicht Türkisch gelernt, die ausländischen Spieler hatten einen Dolmetscher, über den die Kommunikation lief. Was genau vorgefallen ist, weiß ich bis heute nicht. Du hast das zu akzeptieren. Es war ein Umfeld, in dem ich mich als Mensch und Sportler nicht wohl und wertgeschätzt gefühlt habe. Ich muss aber auch betonen, dass das nie passiert wäre, wenn ich sportlich eingeschlagen hätte.

Sehen Sie die aktuelle Hochphase auch als ausgleichende Gerechtigkeit für die verkorksten Jahre, die hinter Ihnen liegen?

Als Gerechtigkeit nicht. Das würde ja heißen, dass ich verbittert wäre. Es war sicher nicht angenehm, all das erlebt zu haben. Aber es war gleichzeitig eine große Lebensschule, durch die ich gehen musste. Rückblickend gesehen hätte ich das gerne vermieden. Es waren Riesensteine, die mir in den Weg gelegt wurden, und ich bin stolz, dass ich das überwinden konnte. Das gibt mir heute ein sehr, sehr gutes Gefühl. Ich bin ein klein wenig stolz, dass ich mich nicht habe kleinkriegen lassen.

Überlegen Sie manchmal, was gewesen wäre, wenn es nicht so geklappt hätte mit dem Nationalteam und dem Weg zum FC Basel?

Jede Entscheidung hätte auch anders ausgehen können. Die Entscheidung, nach Australien zu gehen, entstand aus der Not heraus, weil es nicht viele andere Angebote gegeben hat. So nahm ich mir vor, das Beste draus zu machen und sportlich wieder auf die Beine zu kommen. Das hat super geklappt. Im Team war es das Gleiche: Ich wusste, wenn ich ein Spiel jetzt nicht gut oder sehr gut spiele, dass ich sehr viel Gegenwind bekommen hätte in Österreich. In diesem Bewusstsein nach Österreich zu reisen, immer mit Jetlag – was ich nicht zugegeben habe und mir auch nicht zugestehen wollte –, das war schon eine Riesenbelastung für den Organismus. Aber es hat geklappt. Und das Vertrauen des Teamchefs gerechtfertigt zu haben, gibt mir auch ein sehr gutes Gefühl.

Ihre sportliche Irrfahrt begann in Porto. Von dort gingen Sie weg, weil der Klub Jackson Martínez holte. Wurden Sie bestätigt? Verfolgen Sie, was bei Ihren Ex-Klubs weiter passiert?

Natürlich, ich verfolge sämtliche meiner Ex-Vereine. Bei der Admira angefangen bis hin zu Sydney drücke ich nach wie vor jedem weiter die Daumen. Es ist mir nicht entgangen, dass Jackson Martínez ein überragender Stürmer ist, der seine Qualitäten hat. Ich denke, es war nicht so falsch, Porto den Rücken zu kehren. In die Türkei zu gehen, das war definitiv die falsche Entscheidung.

2008 fielen Sie noch vor dem Turnier aus dem EURO-Kader. Hat das lange an Ihnen genagt?

Das war natürlich sehr, sehr bitter. Es waren zuerst 30 Leute im erweiterten Kader. Es war klar, dass es eine Auslese geben wird. Zum damaligen Zeitpunkt war ich noch nicht bei hundert Prozent. Rückblickend betrachtet muss ich dem damaligen Teamchef Josef Hickersberger auch ein bisschen recht geben. Aber immer in meinem Leben, wenn etwas Negatives passiert ist, habe ich für mich gesagt: Du kannst hadern und daran zerbrechen. Oder du probierst, das Beste daraus zu machen. Damals habe ich meine ganze Energie in die folgende Saison in Salzburg gelegt. Ein bisschen wollte ich auch Hickersberger beweisen, dass meine Nichteinberufung ein Fehler war. Dass daraus 39 Tore werden, war unvorhersehbar. Auf eine gewisse Art war das eine Bestätigung in meine Fähigkeiten, dass ich sehr wohl international auf einem gewissen Level funktionieren kann.

Sind Sie Josef Hickersberger danach noch begegnet?

Ja, immer wieder. Ich habe null Ressentiments gegen ihn. Ich schätze ihn als Trainer und als Mensch. Rückblickend habe ich Verständnis. Er musste eine Entscheidung treffen.

Die Erwartungen für die EURO sind, wie meistens in Österreich, sehr hoch. Was ist das richtige Rezept für die Spieler? Die Ziele hoch stecken oder bescheiden bleiben?

Natürlich haben wir hohe Ziele. Die Vorrunde zu überstehen, ist das aus- gegebene Ziel. Wir weisen aber auch darauf hin, dass wir erstmals in der Geschichte so etwas erreicht haben. Daher ist man gut beraten, jetzt nicht die Bäume in den Himmel wachsen zu lassen und schon von Halbfinale oder Finale zu reden. Gerade wenn ich an die Isländer denke: Gegen die haben wir vor zwei, drei Jahren in Innsbruck gespielt, und wir haben uns schwergetan. Jeder hat gesagt, das wird ein 3:0, 4:0, am Ende wurde es ein 1:1. Es war ein sehr ausgeglichenes Spiel, wenn ich mich recht erinnere. Es werden schwierige Spiele. Auch wenn es schade ist, müssen wir auf die Euphoriebremse steigen.

Das Team ist so gefestigt, dass man auch keinen Lagerkoller befürchten muss. Was ist das Geheimnis dieser "Wohlfühlzone"?

Wir haben in vielen Teamsitzungen analysiert, was unsere Ziele sein sollen und was wir in der Gemeinschaft nicht haben wollen. Wir haben Verhaltensregeln festgelegt, das schweißt zusammen. Wir haben relativ früh gesehen: Wenn wir uns dieses Korsett aus taktischen Vorgaben und Verhaltensregeln umschnallen, dann funktioniert das. Mit den ersten Erfolgen haben wir gemerkt, da ist etwas möglich. Ich und einige von den Jungs wussten schon lange, dass Potenzial da ist. Wir haben es nur nie richtig verstanden, es auf den Platz zu bringen. Marcel Koller hat uns den Feinschliff verpasst und uns richtig auf die Schiene gebracht. Die unterschiedlichen Charaktere in der Mannschaft funktionieren zusammen, das basiert auf Respekt untereinander, auf und neben dem Platz. Dieser Mythos von „elf Freunden“ wird richtig gelebt. Man spürt, dass sich alle freuen, auch die auf der Bank, selbst wenn einer der Konkurrent auf seinem Posten ist. Der Erfolg wird vorangestellt. Das ist im Moment prägend beim Team. Es ist schön, ein Teil davon zu sein.

Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass den "kopflastigen" Marc Janko viel mit einem Marko Arnautovic verbindet, der in der Öffentlichkeit das Klischee vom einfach gestrickten Fußballer vermittelt.

Ich halte sehr wohl auch außerhalb des Teams immer wieder den Kontakt mit ihm. Ich spreche auch während der Lehrgänge viel mit Marko. Wir haben einen gemeinsamen Nenner, was Humor betrifft, und es gibt viele Gemeinsamkeiten, wo man sich austauschen kann. Ich freue mich, dass es bei ihm steil bergauf geht und er sein Potenzial auf den Platz bringen kann. Da liegt eine gewisse Art von Reifeprozess dahinter, da hat seine Familie einen Teil dazu beigetragen. Wenn man Marko näher kennt und seine Schutzhüllen wegreißen kann, merkt man schnell, dass das schon auch ein sensibler Junge ist. Ein Mensch, dem man im frühen Alter sehr viel aufgebürdet hat. Jetzt versteht er besser, damit umzugehen. Er ist ein sehr netter Kerl, ich kann gut mit ihm.

Respekt verdiente sich das Nationalteam mit dem positiven Bekenntnis zu Flüchtlingen und auch mit dem kritischen offenen Brief an die Tageszeitung "Österreich". Wie ist es zu diesen ungewöhnlichen Statements gekommen?

Man kann Fußballer von heute nicht mehr mit jenen vor 30 bis 40 Jahren vergleichen. Die Zeiten, die ganze Gesellschaft, haben sich geändert. Mithin auch das Metier eines Fußballers. Wir haben diese Dinge nicht aus Aktionismus heraus getan, sondern sehr wohl einen Sinn dahinter gesehen und uns verantwortlich gefühlt, gewisse Sachen richtigzustellen und zu kommunizieren. Denn wir wissen sehr wohl auch, dass wir mit steigendem Erfolg auch eine Verantwortung gegenüber vielen jungen Menschen haben, die zu uns aufschauen. Uns war ein Anliegen, dass man nicht alles totschweigen kann und darf und auch Stellung nehmen muss zu Dingen, die gerade brennend sind.

Gab es im Verlauf der Qualifikation den Moment, als die Mannschaft gemerkt hat, wir können es wirklich schaffen?

Das war sicher nach dem 1:0 in Moskau gegen Russland. Das war ein Riesenergebnis, mit dem niemand gerechnet hat.

Ausgelassenes Feiern war aber nicht drin, oder geht das heutzutage überhaupt noch für einen Spitzensportler?

Jeder weiß, dass er wahnsinnige Verantwortung trägt gegenüber seinem Verein. Die Abstände werden immer kürzer zwischen den Spielen. Da kannst du dich nicht einfach aus dem Leben schießen. Freuen ja, aber immer mit Maß und Ziel. Jeder muss selber wissen, wie gut er das verträgt. Das eine oder andere Gläschen ist aber schon geflossen. Außerdem steht ein Fußballer im Zeitalter von Social Media ständig unter Beobachtung.

Wünschen Sie sich manchmal, anonym zu sein?

Ich sehe es weder sehr positiv noch sehr negativ. Ich nehme es als Teil meines Berufs. Oft kann die Prominenz auch schön sein, weil man jungen Menschen auf einfache Weise Freude machen kann, wenn man ihnen ein Autogramm gibt oder kurz mit jemandem spricht. Meine eigene Präsenz in den Netzwerken beschränke ich eher auf Statements nach den Spielen. Ich muss nicht alles dokumentieren. Mir ist generell Privatsphäre wichtig, ich mache auch keine Homestorys, damit kann ich mich überhaupt nicht anfreunden.

Haben Sie schon Pläne, wie es nach der EURO weitergeht? Bleiben Sie Nationalspieler?

Es ist alles offen. Ich fühle mich sehr Fit. Ich kann mir im Team und bei Basel vorstellen, noch einige Zeit zu spielen. Karriereende, dieses Wort ist für mich noch weit weg. Vielleicht wird es sogar noch einmal eine große Liga? Auch das kann ich mir vorstellen. Ich weiß so gut wie wenig andere, wie schnell es gehen kann im Fußball – in jede Richtung.

Der Karriereabschluss in der Heimat scheint generell etwas aus der Mode gekommen zu sein.

Meine Heimat in Österreich war immer Red Bull Salzburg. Dort gibt es seit Jahren die Philosophie, keine Spieler im Alter von 30 plus zu holen. Der Erfolg gibt ihnen recht. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, nach Österreich zurückzukehren.

Wissen Sie nach so vielen Stationen, wo Sie später einmal Ihren Lebensmittelpunkt haben werden?

Ich wollte immer einen Stützpunkt in Wien haben, wo ich groß geworden bin und wo Familie und Freunde sind. Salzburg ist mir im Laufe der ersten Profijahre auch sehr ans Herz gewachsen. Sydney genauso, aber das liegt sehr weit weg. Lebenstechnisch hat Sydney aber mir und meiner Frau mit Abstand am besten gefallen.

Werden Sie eine Biografie schreiben? Stoff genug wäre da.

Es stimmt, ich habe viel erlebt und viele Kulturen und viele Menschen kennenlernen dürfen. Ich habe viele Höhen und Tiefen gemeistert. Ich habe auf jeden Fall viel zu erzählen. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass ich das einmal mache. Da schlummern einige Geschichten, die nur mein engster Kreis kennt. Vielleicht ändere ich das einmal. Vielleicht aber auch nicht.

 

Marc Janko und sein Karriereweg

Geboren: 25. Juni 1983 in Wien

Verein in der Jugend: 1990–2003 VfB Admira Wacker

Vereine als Profi: 2003–2005 Admira, 2005–2010 FC Red Bull Salzburg, 2010–2012 FC Twente Enschede, 2012 FC Porto, 2012–2014 Trabzonspor, 2014–2015 Sydney FC, seit 2015 FC Basel

Erfolge: Österreichischer Meister 2007, 2009, 2010; Niederländischer Pokalsieger (2011) und Supercupsieger (2010, 2011); Portugiesischer Meister 2012; Portugiesischer Supercupsieger 2012; österreichischer (2009/39 Tore) und australischer (2015/16 Tore) Torschützenkönig;

Nationalmannschaft: seit 2006 50 Länderspiele, 25 Tore

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1  Kommentar
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pepone (60.622 Kommentare)
am 25.03.2016 07:05

in Salzburg bei RB wurde er unter einem Trainer ,der heute aus gesundheitlichen Gründe nicht mehr trainiert, rausgeekelt obwohl er der BESTE Torschütze in Österreich war und nahe am europäischen Goldenen Schuh der UEFA !
danach hat es mit Vermittlungen nicht ganz funktioniert.

ich war immer schon ein Fan von Janko ... zwinkern

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