In Kolumbien war nur die Teamchef-Frage ein Aufreger
CARTAGENA. Mit einer Tordifferenz von 0:7 nach drei Spielen verabschiedete sich Österreichs Team sang- und klanglos von der Unter-20-Fußball-WM in Kolumbien. Einziger Aufreger im ÖFB-Lager: die Teamchef-Frage.
Die Rahmenbedingungen für die Gerüchte-Köche waren in den vergangenen Tagen ideal: ein nicht gerade bestens gelaunter Teamchef Didi Constantini in Wien, ein nicht gerade bestens beratener ÖFB-Präsident Leo Windtner in einer anderen Zeitzone in Kolumbien. Beim interkontinentalen Transfer von Interview-Aussagen entstanden Halbwahrheiten, daraus wurde ein ernstes Zerwürfnis zwischen Constantini und Windtner konstruiert. Der Teamchef, dessen Vertrag im Herbst ausläuft, würde bereits nach dem Mittwoch-Spiel in Klagenfurt gegen die Slowakei seinen Job verlieren, rauschte es im Wiener Blätterwald. Zuletzt geisterte dort mit Christoph Daum schon ein potentieller Nachfolger des Tirolers herum.
Wer den direkten Draht zu den Hauptakteuren suchte, bekam Informationen, die nicht so spektakulär, dafür aber aus erster Hand sind. „Eine vorzeitige Ablöse ist kein Thema, die Daum-Geschichte ist erfunden“, sagt der in Kolumbien weilende ÖFB-Pressesprecher Peter Klinglmüller. Windtner und Constantini hätten sich inzwischen in einem längeren Telefonat ausgesprochen.
Keine Kritik an der U20
Das Ausscheiden des U20-Teams bei der WM in Kolumbien nahm Windtner nicht zum Anlass für Kritik. Zum Abschluss setzte es ein 0:4 gegen Ägypten, damit schied die Mannschaft von Trainer Andreas Heraf torlos als Gruppenletzter aus. „Es bringt nichts, jetzt jemandem Vorwürfe zu machen“, sagte der ÖFB-Präsident. Dabei hätte es genügend Anhaltspunkte gegeben, abgesehen von jenen die Abstellung betreffend, die Rieds Trainer Paul Gludovatz schon vor dem WM-Auftakt kritisiert hatte: Das ÖFB-Team reiste zu spät an, die Klimaumstellung zog Erkrankungen nach sich, die das Team schwächten. Heraf gab in jedem Match ein anderes System vor – und die meisten Akteure kamen auf ganz anderen Positionen zum Einsatz, als sie in ihren Vereinen bekleiden. „Ich würde nichts anders machen“, betonte der Nationaltrainer dennoch. „Am Ende ist es eine Frage der Qualität.“
standardsituation,ausser spesen nichts gewesen.
Eine Frage der Qualität? Stimmt. Aber dazu zählt auch die Qualität des Trainers. Heraf sollte nicht die Schuld auf die Spieler abschieben.
Wenn ein Trainer in drei Spielen mit drei komplett verschiedenen Systemen aufkreuzt (die noch dazu nicht konsequent durchgezogen werden) und Spieler ohne Not reihenweise auf Positionen einsetzt, die sie sonst nie spielen, dann liegt die Schuld an dem Debakel beim Trainer.
Was die im wörtlichen Sinn fehlende Qualität betrifft: Wenn Heraf sich mehr angestrengt oder bei früheren Turnieren bessere Führungsarbeit geleistet hätte, dann wären vielleicht zumindest ein paar der fehlenden Leistungsträger (zB Knasmüller) zur Verfügung gestanden.
Ganz abgesehen davon, dass Gludovatz (und auch Martin Blumenau) auch die Fehler im Vorfeld klar angesprochen haben.
Und dann gibt es noch Leute, die in Heraf allen Ernstes einen potenziellen Nachfolger für Constantini sehen.