Zurückhaltung oder Härte? Israel sucht nach einer Reaktion auf Irans Angriff
JERUSALEM/TEHERAN. Israel steht nach dem ersten Direktangriff seines Erzfeinds Iran vor einem großen Dilemma. Wie soll der jüdische Staat auf die Attacke mit mehr als 300 Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen reagieren? Das israelische Kriegskabinett wollte eigentlich schon am Sonntag eine mögliche Reaktion beschließen, doch konnten sich die Minister zunächst auf keinen Beschluss einigen. Gestern trat das Kriegskabinett, dem neben Regierungschef Benjamin Netanjahu auch Verteidigungsminister Yoav Gallant, Ex-Verteidigungsminister Benny Gantz und mehrere Berater angehören, zu neuen Verhandlungen zusammen.
Nach Medienberichten ist Israel fest entschlossen, nun wiederum auf den iranischen Vergeltungsangriff zu reagieren. Unklar sei nur, wann und in welchem Umfang, hieß es. Die diplomatischen Bemühungen um Deeskalation liefen auf Hochtouren. Neben den USA forderten Verbündete wie der britische Außenminister David Cameron Israel auf, nach dem iranischen Angriff auf Vergeltungsmaßnahmen zu verzichten. Das Vorgehen der Teheraner Führung sei ein fast völliger Fehlschlag gewesen und man solle sich weiterhin auf die Vereinbarung einer Waffenruhe im Gazastreifen konzentrieren, sagte Cameron.
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron setzte sich dafür ein, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation kommt. "Wir machen uns alle Sorgen wegen einer möglichen Eskalation", sagte er. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz mahnte sowohl den Iran als auch Israel, nicht weiter zu einer Eskalation im Nahen Osten beizutragen. Diskutiert wurde auch eine Verschärfung der westlichen Sanktionen gegen die Islamische Republik.
Inzwischen wurden weitere Details zum iranischen Angriff bekannt. Israel gelang mit entscheidender Hilfe der USA, einen alten sicherheitsstrategischen Traum zumindest teilweise in die Realität umzusetzen: ein Bündnis sunnitischer arabischer Staaten mit Israel und den USA gegen den Iran und dessen Verbündete. Dass sich Jordanien, Saudi-Arabien und Bahrain aktiv an der Abwehr des iranischen Angriffs auf Israel beteiligt haben, ist genau betrachtet ebenso historisch wie Teherans Angriff. Erst recht während des Gazakrieges, in dem diese Staaten mit ihrer Solidarität für die Palästinenser gefordert sind.
Russlands Atomwaffenarsenal und seine Nukleardoktrin
Auf heikler Mission: Xi Jinping besucht Europa
Wie der Libanon trotz Krieg und Krisen überlebt
Nach Angriff auf SPD-Politiker: Tausende demonstrierten in Dresden
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.