Schlacht um die Zukunft der Atom-Industrie
Lokalaugenschein beim AKW Hinkley Point – Milliardenprojekt hängt in der Warteschleife.
Rote Ziegelhäuschen, weiß getünchte Cottages, weitläufige Wiesen mit Pferden und Kühen – englische Landidylle wie aus dem Reiseprospekt. Die Reaktoren des Atomkraftwerks Hinkley Point nahe Bridgwater im Südwesten der Insel passen nicht in dieses Bild, stehen hier aber schon seit einem halben Jahrhundert. "An diesem beschaulichen Ort entscheidet sich die Zukunft für Europas Atomindustrie", sagt Landesrat Rudi Anschober (Grüne) bei einem Lokalaugenschein. Warum engagiert sich ein oberösterreichischer Politiker gegen ein AKW im Süd-Westen Englands? "Hier geht es um eine historische Weichenstellung. Wenn es gelingt, Hinkley Point C zu verhindern, dann sind auch die Ausbaupläne an unseren Grenzen, etwa in Dukovany und Temelin (Tschechien) gestoppt." Ohne Subventionen habe kein AKW-Neubau in der EU eine Chance. Die staatliche Milliarden-Hilfe für Hinkley Point C ist ein springender Punkt. Laut Atomgegnern verstößt sie gegen europäisches Wettbewerbsrecht. Da die EU-Kommission dennoch grünes Licht für den Ausbau von Hinkley Point gegeben hat, klagte Österreich mit Unterstützung von Luxemburg dagegen beim Europäischen Gerichtshof.
Eine Entscheidung wird für die kommenden Monate erwartet. Folgen die Richter der Argumentation Österreichs, müsste die Kommission Hinkley Point C noch einmal auf Herz und Nieren prüfen. Ende Juli hat sich der finanziell angeschlagene, französische Energieriese EDF dazu durchgerungen, Hinkley Point C in England doch zu bauen. Bereits am nächsten Tag machte die neue britische Premierministerin Theresa May einen Rückzieher und kündigte an, das Großprojekt noch einmal prüfen zu wollen.
"Es ist schwer zu sagen, wie die Sache ausgeht – die Atomlobby kämpft mit harten Bandagen", sagt Peter Smith von einer lokalen Bürgerinitiative gegen Hinkley Point C. Der Brite war 30 Jahre lang Chefelektriker in Hinkley Point und weiß um mögliche Gefahren. "Wir haben hier große Unterschiede zwischen Ebbe und Flut und immer wieder Überschwemmungen." Die meisten Menschen in der Region seien nichtsdestotrotz für Atomstrom. In den vergangenen Jahrzehnten habe es keinen großen Störfall gegeben, "und die Betreiber bezahlen gutes Geld."
England steuert auf einen Energie-Engpass zu. Die Alternative zu Atomstrom ist hier an der Küste förmlich zu spüren. Der Wind bläst Tag und Nacht. "Vier Offshore-Windparks kämen auf die selbe Leistung wie Hinkley Point C", sagt Smith.
Hinkley Point
Das AKW Hinkley Point liegt an Südwestküste von England. Es besteht aus den beiden Anlageteilen Hinkley Point A (stillgelegt) und Hinkley Point B. Zwei weitere Reaktoren sind unter dem Namen Hinkley Point C geplant. Die beiden neuen Blöcke sollen 2025 ans Netz gehen und sind für eine Laufzeit von 60 Jahren konzipiert. Investoren sind die französische Électricité de France (EDF) zu 66 Prozent und zu einem Drittel ein chinesischer Staatskonzern. Die veranschlagten Errichtungskosten für Hinkley Point C liegen bei 22 Milliarden Euro. Es wäre somit das teuerste Kraftwerk der Welt. Die Briten haben sich zudem verpflichtet, 35 Jahre lang Atomstrom zu einem fixen Preis abzunehmen.
Ok- das Ding rechnet sich nicht... kann passieren
OK- die E/U muss das Ding hoch subventionieren, und es rechnet sich noch immer nicht... macht ja nichts
OK- der Steuerzahler wird daher zu 35 Jahren völlig überzogenem Fixpreis verdonnert... passt ja, oder?
OK- es gibt kein Endlager für den Atommüll.. macht ja auch nichts- ein Zwischenlager ist ja auch etwas Feines.
OK- Die Kosten für die (noch nicht verfügbare) Endlagerung für die nächsten 200.000 Jahre sind auch noch ungedeckt... was soll's? da sind wir eh schon alle tot!
OK- Atomenergie ist nach wie vor unsicher... wen künmmert's? So haben wir wenigstens eine strahlende Zukunft vor uns!
Merke: Atomstrom ist BILLIG und vor allem TODsicher!
.. und nach dem BREXIT sollte sich Little Britain (das mal Great war, bevor es auf die Lügen der "Patrioten" reingefallen ist) das Geld der EU-Steuerzahler für dieses Wahnsinnsprojekt gleich mal an den Hut stecken.
Du vermischt hier zwei Baustellen:
+ Ob Hinkley Point in dieser Form Sinn macht ist tatsächlich fragwürdig. Das hängt mit Regulationen, Geschäftsmodell und einem durch Subventionitis von vornherein schwer geschädigten Markt zusammen. KKW haben aufgrund billiger Kohlenwasserstoffe momentan auch einen schweren Stand, weil die Basisinvestitionen enorm sind (besonders bei neuen Reaktortypen). Aber was in (West-)Europa nicht mehr funktioniert - die effektive Errichtung von AKW und auch anderer großtechnischer Einrichtungen (in Linz haben wir schon Mühe mit einfachen Donaubrücken und Umfahrungsstraßen;-)) - funktioniert anderswo (Russland, China, USA, Indien) viel besser. An der Technik liegt es nicht.
+ Atommüll und Sicherheitsfragen: Dazu gibt es Antworten, siehe die Debatte unter http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/muehlviertel/Vier-neue-Reaktoren-sind-voellig-unrealistisch;art69,1824116,E
Die Gefahren und Möglichkeiten der Kerntechnik werden hierzulande falsch eingeschätzt.
Sagen sie das mit den falsch eingeschätzten Gefahren bitte den krebskranken Kindern aus Tschernobyl, die - 30 Jahre nach der Katastrophe - nach Österreich kommen dürfen, um hier wenigstens ein wenig Licht in ihr zerstörtes Leben zu bekommen.
Und mit den Möglichkeiten reden sie mit dem größten Atomstromkonzern EDF und fragen sie mal nach, warum der Konzern dermaßen pleite ist, obwohl die meisten Kosten dieses Wahnsinns ohnehin der Steuerzahler zahlt oder subventioniert und auch die nächsten 200.000 Jahre noch für die Lagerung des Giftmülls bezahlen wird. (Zum Vergleich: vor 10.000 Jahren endete die Steinzeit)
@Fragender
Die zivile Nutzung von Atomenergie führt nicht ohne weiteres zu Kernwaffen, die Staaten, die führend in der Entwicklung neuer Reaktoren sind (und bei deren Bau) haben sowieso schon längst Kernwaffen. Richtig ist aber: Trotz der Verbreitung von Kernwaffen ist die Angst vor zivilen Reaktoren weit überproportional ausgeprägt - das zeigt wie irrational die Ängste der Menschen sind. Sie machen sich Sorgen wegen einer Zecke und sehen nicht das Wolfsrudel im Gebüsch.
Zu Tschernobyl und den Opferzahlen habe ich hier schon alles durchdiskutiert: http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/muehlviertel/Vier-neue-Reaktoren-sind-voellig-unrealistisch;art69,1824116,E
Wenn du willst, erkläre ich dir aber gerne nochmal wo bei all den Statistiken der Hund begraben ist. In dem Thread erkläre ich auch, warum Atommüll eben kein Giftmüll ist.
Zu EDF: Ein quasi staatlicher französischer Elektrizitätskonzern. Das erklärt auch schon, warum er finanziell nicht gut dasteht
Nachtrag:
kann es sein, dass die von ihnen genannten Staaten (der Iran fehlt noch in dieser Liste) durchaus andere Gründe haben, solche Anlagen zu betreiben als die vernunftgemäß durchgeführte Versorgung der Bevölkerung mit Strom?
Wenn man militärische Überlegungen miteinbezieht, macht diese tödliche Technologie vielleicht so etwas ähnliches wie Sinn, aber dann sollte man aufhören zu lügen und sagen, was Sache ist: das ist ein Militärprojekt, bei dem neben hohen Kosten auch etwas Strom für das Volk anfällt.
@xing
Ich bin ganz allgemein allergisch gegen Nebelkerzen und Falschinformationen, ob die jetzt von Fans "alternativer Energiegewinnung" kommen, von Homöopathen, Demeter-Bauern, Impfgegnern, Gen-Gegnern, Genderisten oder sonstigen Gruppierungen kommen ist mir egal. Wind und Solar ist nur momentan ein Thema welches extrem gepusht wird, entsprechend würde es auch kritische Aufmerksamkeit verdienen, oder?
Viele neue Stromtrassen wären nur eine notwendige Voraussetzung das Problem der Volatilität mit heutigen Mitteln noch ein bisschen länger zu kontrollieren um Netzzusammenbrüche zu vermeiden. Die Ursache des Übels wird aber so nicht angegangen. Die "Erneuerbaren" schwanken immer zwischen 0% und 100% der Leistung, schau dir mal die Einspeisekurven für Wind und Solar in Germany an. Da versteht man sofort, wieso mit dem Unfug (ohne Mega-Speicher und enorme installierte Kapazitäten) kein Netz zu machen ist. Da braucht es immer einen startklaren konventionellen Kraftwerkspark.
Zu den Stromtrassen: Die kann man vergessen, siehe Deutschland. Die sind extrem teuer, bringen zusätzliche Leitungsverluste und alle paar Meter rebellieren irgendwelchen Grundstücksbesitzer und Gemeinden, die keine Lust haben, sich den Wert ihres Eigentums durch neue Trassen stark reduzieren zu lassen. Alternativ wollen sie Erdkabel nehmen, was die Kosten nochmal multipliziert.
Die Energiewende (eigentlich: Stromwende) in Deutschland ist fast erledigt, wer das nachmacht muss sich den volkswirtschaftlichen Schaden erst mal leisten können. Es ist halt nicht so clever, wen Sozialpädagogen und Ethikkommissionen über hochtechnische Fragen der Energieversorgung eines Landes entscheiden Als krönender Abschluss fehlt noch ein Netzzusammenbruch (vermutlich deshalb die aktualisierten Empfehlungen für Notvorräte), wenn man noch ein paar volatile Stromerzeuger in die einst schöne Landschaft pflanzt und noch mehr längst unrentable grundlastfähige Kraftwerke vom Netz gehen.
Vollkommen korrekt. Schön wäre natürlich wenn man diese Grundlast mit etwas anderem als Atomstrom abdecken würde.... Ob Grün-Rudi diesmal auch gleich einen Anti-Atom Verein gegen Hinkley gründet?....Der gegen Temelin war ja höchst erfolgreich und für manche sehr lukrativ, wie später bekannt wurde.
....Sollte die Antwort auf den Beitrag von Firefox sein.
@houseknew
Natürlich könnte man die Grundlast mit (relativ sauberen, modernen) Kohlekraftwerken abdecken, vielleicht sogar Gas. Kernenergie macht aber letztlich mehr Sinn, wenngleich sie im überregulierten Europa einen schweren Stand hat und dank der extremen Wettbewerbsverzerrungen für Wind+Solar inzwischen praktisch alles subventioniert werden muss, weil die Märkte nicht mehr funktionieren. Falls du Einwände hast: Ich habe das Thema Kernenergie hier schon rauf und runter diskutiert, siehe z.B. http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/muehlviertel/Vier-neue-Reaktoren-sind-voellig-unrealistisch;art69,1824116,E
Wer Wind als Alternative zu einem AKW anpreist ist wirklich "vom Winde verweht". Windstrom ist nicht grundlastfähig, je nach Windgeschwindigkeit pumpt so ein Windpark ganz unterschiedliche, ständig wechselnde, Strommengen ins Netz, die dort von konventionellen Kraftwerken "ausgeglättet" werden müssen (exakte sekundenaktuelle Balance zwischen Nachfrage/Angebot, richtige Frequenz usw.). Für den Betrieb eines *stabilen Stromnetzes* - das und nicht die Einspeisung irgendwelcher Jahresstrommengen oder gelegentlich erreichte Nennleistungen ist die Kunst - leistet ein Windpark keinen Beitrag, ist eher sogar hinderlich. Ohne im großindustriell anwendbaren und wirtschaftlichen Speicher leisten Windparks keinen echten Beitrag zur Stromversorgung eines Industrielandes. Jederzeit müssen konventionelle Kraftwerke bereit stehen, den Totalausfall solcher Windanlagen zu kompensieren etwa bei Flaute oder Sturm und auch wegen der sonstigen hohen Volatilität.
Finde ich immer witzig wie Sie jeden Beitrag zur alternativen Energiegewinnung sofort niedermachen. Zahlt die Atomlobby wirklich so gut? Mit den "Windspitzen" haben Sie recht, da wären leistungsfähige Stromtrassen gefragt, die aber von den Energiekonzernen nur schrittweise verwirklicht werden (warum wohl????)