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Mohammed-Karikaturen polarisieren die Welt

Von nachrichten.at/apa, 09. November 2020, 08:44 Uhr

PARIS/KOPENHAGEN/WIEN. Die Mohammed-Karikaturen polarisieren die Welt. Die umstrittenen Zeichnungen, die unter anderem den muslimischen Propheten Mohammed mit einer Bombe auf dem Kopf anstelle eines Turbans darstellen, sorgen seit vielen Jahren für wütende Proteste in islamischen Ländern.

Wegen der Veröffentlichungen der Karikaturen wurde die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" 2015 Ziel eines tödlichen Anschlags von Islamisten. Nun ist das Thema auch in Österreich angekommen. Die Wiener Polizei untersagte am Sonntag eine Anti-Frankreich-Demo vor der französischen Botschaft am Schwarzenbergplatz, die am Sonntagabend stattfinden hätte sollen. Die Kundgebung war unter dem Titel "Gegen Mohammed-Karikaturen" angezeigt worden. Wenige Tage vor dem Anschlag eines IS-Sympathisanten in Wien vor einer Woche hatten über 30 muslimische Jugendliche in einer Kirche in Wien-Favoriten randaliert und "Allahu akbar" gerufen. Die Debatte um Mohammed-Karikaturen und Meinungsfreiheit soll der Auslöser gewesen sein.

Und obwohl ein direkter Zusammenhang zwischen den Karikaturen und dem Anschlag von Wien nicht nachgewiesen ist, so sehen Experten einen solchen als doch sehr wahrscheinlich an. Vier Tage vor dem Attentat in der Innenstadt hatte der 20-jährige Schütze zum letzten Mal seinen Betreuer des auf Deradikalisierung spezialisierten Vereins Derad getroffen. Gesprächsthema waren laut Medienberichten auch die Mohammed-Karikaturen in Frankreich, die der Extremist abgelehnt habe. Die jüngsten, aufgrund der Karikaturen verübten Attentate habe er aber nicht gutgeheißen, berichtete sein Betreuer.

Mitte Oktober war in einem Pariser Vorort der Geschichtslehrer Samuel Paty getötet worden, nachdem er im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte. Er wollte damit Meinungsfreiheit illustrieren. Daraufhin hatte der Vater einer Schülerin massiv im Netz gegen ihn mobilisiert. Paty wurde von einem 18-jährigen Angreifer mit tschetschenischen Wurzeln auf offener Straße enthauptet. Präsident Emanuel Macron hatte danach die Veröffentlichung von Karikaturen verteidigt. Keine zwei Wochen später starben bei einer Messerattacke durch einen mutmaßlichen tunesischen Islamisten in einer Kirche in Nizza drei Menschen. Eine 60-jährige Frau wurde enthauptet, eine zweite Frau und der Mesner erstochen.

Bei einer Gedenkfeier für Paty verteidigte der französische Präsident die Meinungsfreiheit und betonte: "Wir werden nicht auf Karikaturen (und) Zeichnungen verzichten". Macron verurteilte die "Feiglinge", die Patys Namen an "Barbaren" ausgeliefert hätten, und kündigte ein verschärftes Vorgehen gegen Islamisten an. Kurz darauf verbot Frankreich die rechtsextreme türkische Vereinigung Graue Wölfe. Macrons Äußerungen sorgten in vielen muslimischen Ländern für Empörung. Es kam zu Anti-Frankreich-Protesten und Boykott-Aufrufen gegen Frankreich. Besonders scharf reagierte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Macron solle seinen "geistigen Zustand überprüfen" lassen, wetterte Erdogan. Der französische Botschafter in Ankara wurde zu Beratungen nach Paris zurückgerufen.

"Charlie Hebdo" befeuerte die Auseinandersetzung zuletzt zusätzlich. Die Satirezeitung hob Ende Oktober eine Zeichnung von Erdogan auf die Titelseite. Die Karikatur zeigt Erdogan in Hemd und Unterhose mit einer Dose Bier in der Hand. Der türkische Staatschef hebt dabei mit den Worten "Ooh, der Prophet" den Rock einer verschleierten Frau hoch und enthüllt ihren nackten Hintern. Erdogan sprach anschließend von einem "widerwärtigen Angriff" und bezeichnete die Verantwortlichen als "Schurken". Die Staatsanwaltschaft von Ankara leitete umgehend Ermittlungen gegen die Leitung von "Charlie Hebdo" wegen Präsidentenbeleidigung ein.

Die Satirezeitung gibt nicht klein bei, obwohl sie 2015 nach der Veröffentlichung der Karikaturen Ziel eines Anschlags war. Insgesamt 17 Menschen wurden im Jänner 2015 getötet. Von den Anschlägen war nicht nur die Redaktion von "Charlie Hebdo" betroffen, sondern auch ein koscherer Supermarkt in Paris. Eine Welle der Solidarität mit dem Bekenntnis "Je suis Charlie" - "Ich bin Charlie" ging nach dem Anschlag um die Welt, die Auflage der Satirezeitung schnellte in die Höhe. Allein die Ausgabe vom 14. Jänner 2015, die einen weinenden Propheten Mohammed auf dem Titel zeigte, verkaufte sich acht Millionen Mal weltweit.

Ursprünglich erschienen die Mohammed-Karikaturen des dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard bereits 2005 in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten". Schon damals wurde gegen die Veröffentlichung in mehreren muslimisch geprägten Ländern demonstriert, zum Teil gewalttätig. Westergaard lebt seit dem weltweiten Streit um seine Zeichnungen unter Polizeischutz. 2008 hatten die dänischen Behörden Mordpläne gegen ihn aufgedeckt. Einen Mordanschlag in seinem Haus 2010 überlebte Westergaard knapp. Die dänische Polizei vereitelte mehrfach Anschläge auf die "Jyllands-Posten". Auch auf einen anderen Mohammed-Karikaturisten, den Schwede Lars Vilks, wurde 2010 ein Anschlag verübt. Vilks hatte den Propheten als Hund mit Menschenkopf dargestellt, was die Tageszeitung "Nerikes Allehanda" im August 2007 abdruckte.

Experten rufen zu einer Debatte über Mohammed-Karikaturen auf und warnen aber vor der Stigmatisierung von Muslimen. Eine Debatte über Meinungs- und Pressefreiheit müsse in liberalen Gesellschaften möglich sein, erklärte etwa die niederländische Terrorexpertin Goos Hofsteet unlängst gegenüber der APA. Menschenrechte müssten verteidigt werden. Gleichzeitig müsse aber darauf geachtet werden, das nicht zu einer "'muslimischen Frage' zu machen", warnt Hofsteet vor einer Polarisierung der Gesellschaft: Denn es sei ein Problem, "das durch eine sehr, sehr kleine Minderheit von Muslimen verursacht wird. Die große Mehrheit der Muslime hat einfach kein Problem mit dem Grundrecht der freien Meinungsäußerung", betont die Expertin vom Clingendael-Institut.

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8  Kommentare
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gaukel50 (1.965 Kommentare)
am 10.11.2020 00:47

wenn die Grenze von Satire zu Geschmacklosigkeit überschritten wird muss mit Reaktion gerechnet werden

Rechtfertigt allerdings in keiner Weise die traurige Antwort darauf, sondern zeigt deutlich, dass Menschenleben keinen Wert haben für diese Irren.

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hasta (2.848 Kommentare)
am 09.11.2020 13:31

Die Mohammed-Karikaturen sind eine Provokation für alle Moslems die wirklich nicht sein muss.
Uns gefällt es ja auch nicht wenn über unseren Herrgott sogenannte "Schmähschriften" in Umlauf gebracht werden.
Viel Ungemach könnte vermieden werden wenn sich die Menschen, insbes. die Medien, sich gegenseitig mit mehr Respekt begegnen würden.

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hanix (673 Kommentare)
am 09.11.2020 10:05

Gewaltexzesse von Angehörigen der Religion des Islam, sind bedauerlicher Weise schon bald an der Tagesordnung. In den Vorstellungen der Täter spielt der Kampf gegen die Ungläubigen und die Beleidigung ihrer Religion eine wesentliche Rolle. Die grundsätzliche Frage an die Regierung ist, warum solchen Personen Aufenthalt und Asyl und sogar die Staatsbürgerschaft gewährt wird. Die bisherigen Verschärfungen der Rechtslage greifen immer noch nicht. Es besteht der Verdacht, dass in Europa eine terroristische Untergrundarmee aufgebaut wird, um den demokratischen Rechtsstaat zu stürzen. Der Ernst der Lage ist den europäischen Regierungen immer noch nicht klar. Im Hintergrund gibt ein gewisser Erdogan seinen Kommentar ab und heizt die Situation zusätzlich an!

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Zaungast_17 (26.411 Kommentare)
am 09.11.2020 11:26

die Streichelweichfraktionen wollen das nicht wahrhaben bis es zu spät ist.

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( Kommentare)
am 09.11.2020 09:04

Karikaturen spalten die Welt
und eröffnen den Krieg zwischen den Religionen !

Das Ausleben der pseudo Freiheit von Hebdo
erfolgt auf Kosten unschuldiger Todesopfer

Genau solche Idioten u. Verbrecher wie die Anderen,
einschließlich der Verteidiger dieser Journaille!

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Biobauer (6.035 Kommentare)
am 09.11.2020 09:01

So lange ist es bei uns auch noch nicht her, das man für Gotteslästerung zum Tode verurteilt wurde.

Die Frage wird sein wie bringen wir denn Islam dazu auch über sich selbst Lachen zu können.

Oder sind doch die Redakteure von Charlie Hebdo Mörder, weil sie den Entwicklungsstand des Islams nicht respektieren und unnötig provozieren.
Auch wenn unschuldige Menschen dabei ums Leben kommen.

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( Kommentare)
am 09.11.2020 10:44

Biobauer. Wenn bei uns jemand wegen Gotteslästerung verurteilt wurde, daß muss im Mittelalter gewesen sein. Gott sei Dank hat sich daß geändert. Die Moslem suchen nur einen Grund um zu morden. Ausserdem ist es nicht von Vorteil, wenn man sich in eine Religion so derart hineinsteigert. Und Witze werden ueber alles gemacht. Warum nicht auch ueber den Mohamed.

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am 09.11.2020 13:16

Nun ist halt der Islam 600 Jahre später als das Christentum "entstanden".

Daher die Rückständigkeit !

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