Trotz Patt im Klimaschutz: Yes, Cancún can
Der Klimagipfel in Cancún geht heute, Freitag, zu Ende. Das Ergebnis ist dürftig, aber der Klimaschutzprozess ist unumkehrbar.
„Es ist alarmierend“, sagt Henry, der beim heute endenden Weltklimagipfel für das westafrikanische Land Mali verhandelt. Regen komme nur noch unregelmäßig, die Verwüstung nehme ebenso zu wie die Verzweiflung der Menschen. Er gehört mit seinen Mitbürgern zu den Verlierern des Klimawandels und der internationalen Diplomatie.
Henry erzählt das im Bus zum Sicherheitszentrum Cancúnmesse, offensichtlich erschöpft von einem langen Sitzungstag. Über einen Buskorridor werden die Verhandler ins Kongresszentrum im noblen Moon Palace Hotel gebracht, das großräumig abgeschirmt ist. Mit mehr als 6000 Polizisten, die mit Stahlhelmen und Maschinengewehren alle paar hundert Meter an den Hauptstraßen positioniert sind, will das Gastgeberland Anschläge verhindern und Demonstranten vom Verhandlungsort fernhalten. Vor der prächtigen Strandkulisse liegen im Golf von Mexiko Kriegsschiffe. Die Organisation wirkt ziemlich perfekt, das Ergebnis ist jedoch (noch) dürftig.
Es gibt aber auch viele Optimisten. „We can in Cancún“: Mit solchen und ähnlichen Sprüchen, offensichtlich an den „Yes, we can“-Slogan von US-Präsident Barack Obama angelehnt, haben Umweltorganisationen versucht, die schon im Vorfeld getrübte Stimmung zu heben. Doch Obama ist in der Klimaschutzszene zum Buhmann geworden, seit er seine Umweltgesetze nicht mehr umsetzen kann und aus Angst um die Wiederwahl zur „Old Economy“ zurückkehrt.
Außerdem lassen WikiLeaks-Enthüllungen die ohnehin schwache Vertrauensbasis weiter erodieren. Die USA sollen vor dem Gipfel 2009 in Kopenhagen ein Bündnis mit China geschmiedet haben, um die Klimaziele der EU zu Fall zu bringen. Entwicklungsländer seien mit dem Entzug von Fördergeld bedroht worden, wenn sie in Kopenhagen Probleme bereiten.
So stecken die Verhandlungen in Cancún seit Tagen fest, und auch für das heutige Finale wird nicht viel erwartet. Verzweiflung ist aus den Appellen zu hören, mit denen die Verhandlungsführer der UNO zur Wochenmitte Schwung in die Diplomatie bringen wollten. Generalsekretär Ban Ki-Moon: „Business as usual kann nicht mehr länger akzeptiert werden. Es braucht Aktion, nicht nur im Interesse der Umwelt, sondern auch der Armutsbekämpfung und der globalen Sicherheit.“ Die neue Generalsekretärin der UNO-Klimabehörde, Christiana Figueres, appellierte an die Staatenverhandler, nicht auf andere zu warten, sondern selbst Kompromisse anzubieten.
Nur Boliviens Botschafter, Pablo Solón, erhitzte kurz das Verhandlungsklima, als er das Verharren der Weltmächte mit Völkermord verglich. Immerhin würden derzeit bereits 300.000 Menschen im Jahr an den Folgen des Klimawandels sterben: Unwetter, Dürren, steigender Meeresspiegel. 2030 sollen es schon eine Million sein, sagen Hochrechnungen von Wissenschaftlern.
Untätigkeit im Konferenzsaal wäre also ein Genozid. Doch in Cancún ist die perverse Situation eingetreten, dass die größten Bremser in der komfortabelsten Position sind. Der weltgrößte Klimagas-Emittent, China, forderte die Industrieländer auf, ihre Emissionen kräftig zu drosseln. Dasselbe tun die Entwicklungsländer, verbunden mit der Aufforderung, für Klimaschäden endlich zu zahlen. Japan hat schon zum Gipfelauftakt schockiert, indem es mitteilte, dass es kein weiteres Kyoto-Protokoll unterschreiben werde. Die USA haben Kyoto trotz Ankündigungen nie unterschrieben, stehen aber für knapp 20 Prozent der Klimagase. Jeder US-Bürger verursacht beinahe doppelt so viele wie ein Europäer, 20 Mal mehr als der Bewohner eines Entwicklungslandes.
Wenn niemand will, dann kann es Cancún natürlich nicht. Die Diplomatie wird aber ohnehin von der Realität überholt. Das zeigte sich beim inoffiziellen Gipfelteil, wo in Cancúnmesse Hunderte von Ausstellern ihr Engagement im Klimaschutz demonstrieren: Umweltgruppen, Interessenverbände der Wirtschaft und internationale Organisationen. In der Wirklichkeit ist der Prozess gar nicht mehr umkehrbar.
etwas anderes erwartet? tonnen co2 der firstclassreisenden (mit unserm kleingrünrudi) und heiße luft aus den korrupten mündern der teilnehmer - die hoffenden menschen wurden wieder verarscht. und die umwelt kann warten.