Fukushima setzt mehr Cäsium frei als die Atombombe auf Hiroshima
FUKUSHIMA. Die seit dem Beginn der Atomkatastrophe von Fukushima am 11. März diesen Jahres freigesetzte Menge radioaktiven Cäsiums ist laut einem Zeitungsbericht 168 Mal höher als bei der Explosion der Atombombe von Hiroshima.
Seit Beginn der durch das Erdbeben und den folgenden Tsunami vom 11. März ausgelösten Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima Daichi (1) seien 15.000 Terabecquerel Cäsium 137 freigesetzt worden, berichtete die Zeitung „Tokyo Shimbun“ am Donnerstag.
Bei der Explosion der Atombombe von Hiroshima im August 1945 seien 89 Terabecquerel des radioaktiven Stoffes freigesetzt worden. Die Zeitung beruft sich dabei auf Berechnungen der japanischen Regierung.
Allerdings bezeichnet die Regierung selbst solche Vergleiche als „irrational“. Die freigesetzte Menge radioaktiver Stoffe bei einem Unglück in einem Atomkraftwerk und bei der Explosion einer Bombe lasse sich nicht vergleichen. Tatsächlich starben in Hiroshima 140.000 Menschen sofort oder in den Monaten nach dem Abwurf der Atombombe.
Die Atomkatastrophe von Fukushima wird bisher mit keinem Todesfall in Verbindung gebracht. Werden die Zahlen des französischen Instituts für Atomsicherheit (IRSN) zum Maßstab genommen, wurde bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vor 25 Jahren rund 900 Mal mehr Cäsium 137 freigesetzt als bei der Explosion der Atombombe von Hiroshima. Die Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 galt bis zum GAU in Fukushima als der schlimmste Atomunfall aller Zeiten.
85.000 in Notunterkünften
Nach den Explosionen und Bränden in Fukushima wurde eine mehrmals erweiterte Evakuierungszone um das havarierte Atomkraftwerk eingerichtet. Diese umfasst 20 Kilometer und ist seit Monaten als Sperrzone ausgewiesen. Ohne spezielle Behördengenehmigung ist ein Betreten dieser Sperrzone nicht erlaubt. Laut Regierung dürfte die Sperre dieses Gebietes für eine lange Dauer aufrecht bleiben.
Auch mehr als fünf Monate nach dem verheerenden Erdbeben der Stärke 9,0, dem anschließenden Tsunami und dem GAU in dem Atommeiler müssen noch immer mehr als 85.000 Menschen in Notunterkünften oder Fertigbauten leben. Für sie gibt es nach wie vor keine Gewissheit, ob sie jemals in ihre Häuser zurückkehren können.
Im „Wochenende“, dem OÖN-Magazin, lesen Sie am Samstag eine Reportage unseres Asien-Korrespondenten Bernhard Bartsch aus Fukushima.