Das pfiffigste E-Auto der Welt
Völlig losgelöst von Designzwängen entwickelte Honda den ersten Stromer der Marke: witzig, frech und vorlaut – Ab Juni ist der Japaner zu haben: ab 34.990 Euro.
Eine Legende", murmelte die Kollegin. "Schon jetzt." Fünf Honda-e – die gesamte Europa-Flotte – versammelten die Japaner in Valencia für erste Testfahrten. Dort, an Spaniens Südküste, schwärmte die kleine Schar über das pfiffige E-Modell. Superlativen folgten Superlativen. Honda ist mit dem "e" gelungen, was zuletzt Range Rover mit dem Evoque schaffte: ein Auto zu kreieren, das Meilensteine setzt. In Sachen Design und Technik.
Der Ur-Civic als Vorlage
Vorne der 1er-Golf, hinten der Peugeot 205. Pfiffig, aber abgekupfert. "Moment", sagt Honda-Mann Ko Yamamoto in akzentfreiem Deutsch. "Der Civic kam zwei Jahre vor dem Golf auf den Markt. Und an dieser Optik haben wir uns angelehnt!" Egal, der Honda-e zeigt keine Schnörkel, keine Spielereien, nur bügelglatte Flächen. Innen zogen die Designer konsequent schnurgerade Linien. Der Startknopf ist rund. Und der Laut-/Leise-Knopf auch. Und, ach ja, das Lenkrad. Und sonst nichts. Selbst die Sitzflächen dokumentieren den Minimalismus: brettlebene Flächen mit extrem wenigen Nähten. Die Materialien stammen teils aus einem herkömmlichen Stoffgeschäft. "Wir möchten eine Lounge-Atmosphäre schaffen", sagt Yamamoto. Das ist zweifelsfrei gelungen.
Aufgeräumt scheint der Honda allemal. Nur ein Minimum an Schaltern und Knöpfen verlieren sich. "Das gesetzlich erlaubte Minimum", klärt Ko Yamamoto auf. Die Steuerzentrale siedelte Honda in der Mitte des Armaturenbretts an: links und rechts zwei 6-Zoll-Bildschirme (Rückspiegel), hinterm Lenkrad ein 8,8-Zoll-Display und daneben zwei 12,3-Zoll-Touchscreens. Die App-Favoriten (Navi, Phone, Radio etc.) lassen sich je nach Wunsch links und rechts ansiedeln, der Inhalt der Displays vollzieht auf einen Fingerdruck eine Rochade wie der König und der Turm beim Schach. Witzig, benutzerfreundlich, genial!
Genial: Der "Personal Assist"
Und dann noch der "Personal Assist", der persönliche Assistent: eine Null, wie mit einem breiten Bleistift (oben verfehlen sich die beiden Linien knapp) gezogen, plus zwei Punkte, die die Augen markieren. Der "Kopf" verformt sich beim Reden und Zuhören g’spaßig und zwinkert dann und wann. Kleiner Nachteil: Besteht keine Internetverbindung (Anbieter ist Vodafone), bleibt auch der an sich kluge Kopf stumm. Bei freien Befehlen ("Mir ist kalt") ist das System noch überfordert.
Apple CarPlay funktioniert ohne Kabelverbindung, kabelloses Laden ("Qi") hingegen fehlt.
Der Heckmotor kostet Ladevolumen, das zwischen mageren 171 und 861 Litern pendelt.
Fazit: Honda sprang über den eigenen Schatten und schuf das wohl pfiffigste E-Auto der Welt, dessen Einstiegsversion um 34.990 Euro schon üppig ausgestattet ist. Der Honda-e kommt im Juni nach Österreich.
Honda-e: Der Antrieb
Zwei Versionen stellt Honda zum Start in die Schauräume: ein 100-kW- und ein 113-kW-Modell. Energie liefert jeweils ein 35,5-kWh-Akku, die Menge reicht für 222 Kilometer (WLTP).
Beim ersten, recht flotten OÖN-Test lag die reale Reichweite bei etwa 150 Kilometern, der Verbrauch bei etwa 20 kWh/100 km.
Dank Heckantrieb und 315 Nm maximalem Drehmoment lässt sich der Japaner sportlich wie sicher bewegen. Dynamische Spurwechsel? Der 1,5-Tonner agiert unaufgeregt. Überholmanöver? Der „e“ beschleunigt rasch wie konstant.
Der grobe spanische Asphalt erzeugte deutliche Abrollgeräusche, die Dämmung könnte besser sein. Mittels Park-Assist kann völlig automatisch eingeparkt werden (schräg, quer und längs), eine App hält den Kontakt zum Fahrzeug und erfüllt Befehle (auf- und zusperren etc.).
Geladen werden kann mit 7,4 kW (AC) oder mit 50 bis 60 kW (DC). Die Dauer: 4,1 Stunden bzw. 30 Minuten (80%).