Auf der Suche nach verlorener Energie
Strom ist schnell erzeugt und verbraucht - Audi versucht nun Elektrizität zurückzugewinnen.
Wo lässt sich Energie einsparen? Das ist die eine Frage. Die andere lautet: Wie kann ich Energie zurückgewinnen? Audi forscht auf diesen Feldern – wie andere Hersteller auch – sehr intensiv. Im spanischen Weltraumforschungszentrum bei Madrid öffneten die Ingolstädter ihre Truhe mit den technischen Schätzen für die OÖNachrichten einen Spalt breit.
Benzin, Diesel, Erdgas, Strom, Wasserstoff: Audi klammert bei der Entwicklung keine Antriebsart aus, versucht Bestehendes effizienter und Zukünftiges serienreif zu machen. Dabei darf von schräg nach quer gedacht werden, über jede Einsparung, jede Energierückgewinnung darf, ja muss nachgedacht werden. Die "Nachhaltigkeit" stehe im Zentrum der Forschung, sagt Rüdiger Chmielewski, Leiter "Gesamtfahrzeug".
Aufrüsten auf 48 Volt
Schon in den nächsten Wochen präsentieren die Ingolstädter ein Modell mit 48 Volt Bordspannung – zumindest in Teilbereichen. "Moderne Autos haben immer mehr Verbraucher", sagt auch Oguz Eksi von der Audi-Abteilung Antriebsentwicklung. Da reichen zwölf Volt nicht aus, die Spannung muss erhöht werden, um beispielsweise den Starter oder auch den Verdichter (elektrischer Turbolader) anzutreiben. Der Verdichter komprimiert die angesaugte Luft zwischen Leerlauf und 1400 Umdrehungen, dann setzen die beiden Abgasturbolader ein. Ergebnis: stärkere Sprintqualitäten direkt aus dem Drehzahlkeller heraus sowie ein effizienterer, sprich sparsamerer Betrieb. Wobei das 12-Volt-Netz bestehen bleibt – für Verbraucher wie Radios oder auch das Licht, deren Volt-Aufrüstung (noch) zu teuer ist.
Produziert der Verbrenner einen Stromüberschuss, wird die Spannung auf 48 Volt umgewandelt und speichert die Energie in eigenen Akkus. Wobei die 48 Volt bei Bedarf auch wieder auf 12 Volt reduziert werden können.
Wanken erzeugt Strom
1200 Newtonmeter vorne bzw. 1000 Newtonmeter hinten wirken in Kurven auf die äußeren Dämpfer. Eine Energiequelle, die Audi künftig anzapft. Und zwar mittels elektromechanischem Wankstabilisator, der in der Achsmitte sitzt und diese Energie rekuperieren kann – immerhin 1,5 Kilowatt. Als Abfallprodukt quasi. Wann das System auf den Markt kommt? "Bald", sagt ein Audi-Sprecher. Der Name: eAWS.
Ähnlich arbeiten die Dämpfer an den Radaufhängungen. Bisher verpufft die Energie in den Dämpfern als Wärme bzw. Bewegung. Durchschnittlich 150 Watt Strom könnten erzeugt und fünf Gramm CO2 eingespart werden. Umsetzung? "Dauert noch", sagt Eksi.
Fertig ist schon Audis Brennstoffzellen-Prototyp A7 Sportback h-tron quattro: 170 kW stark und 500 Kilometer Reichweite. "Wir können sofort in Serie gehen", sagte ein Sprecher bei der ersten OÖN-Testfahrt.