Zu viel immaterielles Kulturerbe? "Mitnichten", sagt die Unesco
WIEN/LINZ. Österreichische Unesco-Kommission beteiligt sich an OÖN-Pro&Contra-Debatte.
In Österreich umfasst die Liste des immateriellen Kulturerbes der Unesco mittlerweile 133 Einträge. Allein heuer sind neun dazugekommen – darunter die Fuhr am Hallstättersee, das Nikolospiel von Bad Mitterndorf, die Stinatzer Hochzeit oder das Buchbinderhandwerk. "Wird die Auszeichnung zu leichtfertig vergeben?", stießen die OÖN eine Pro- und Contra-Debatte an.
Diese Frage greift Patrizia Jankovic, die Generalsekretärin der Österreichischen Unesco-Kommission, auf – und sagt: "Mitnichten. Die Idee hinter dem Verzeichnis ist ja nicht die Hervorhebung einzelner, herausragender Beispiele, sondern die Sichtbarmachung der unzähligen kulturellen Praktiken und – vor allem – der Menschen und Gemeinschaften im Hintergrund." Das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes solle die beeindruckende Bandbreite in Österreich aufzeigen, sagt Jankovic. Indem man die oft nur lokal begrenzt existierenden und vielfach unbekannten Bräuche und Praktiken sichtbar mache, "kann und soll Verständnis für regionale Besonderheiten, engagierte Gemeinschaften sowie einen nachhaltigen Umgang mit Wissen und lokalen Ressourcen entstehen".
Die einzelnen Traditionen, Bräuche, Handwerkstechniken und Rituale sollten sich "wie ein Mosaik nach und nach aneinanderreihen und ein Gesamtbild des gelebten immateriellen Kulturerbes in Österreich – und auf der gesamten Welt – abbilden", sagt Jankovic. Entscheidend sei zudem, dass die Initiative für die Eintragungen immer seitens der Traditionsträger selbst erfolge.