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"Wer das mit Kraft macht, hat einfach keine Schneid"

Von Valentin Bayer und Luise Walchshofer, 25. Juli 2019, 00:04 Uhr
"Wer das mit Kraft macht, hat einfach keine Schneid"
Karl Katzinger verbreitet seit 15 Jahren das Wissen um das Sensenmähen. Bild: VOLKER WEIHBOLD

WEITERSFELDEN. Leicht in die Knie gehen, die Griffe locker halten: Die OÖN haben sich im Mühlviertel von einem Profi das Sensenmähen zeigen lassen

Rücken gerade, leicht in die Knie. Die Griffe locker in den Händen, dann im Bogen das Sensenblatt von rechts nach links durchs Gras ziehen. Dabei die Hände in Position halten, die Drehung kommt aus der Hüfte. Bis zum Schluss darauf achten, dass die Spitze der Sense am Boden bleibt. Klingt ganz schön kompliziert.

Es ist mein allererster Versuch. Doch schnell findet sich ein Rhythmus. Wie von selbst gleitet das Gerät leise zischend durchs Gras. Mit kleinen Schritten geht es vorwärts.

Die Anleitung kommt von Karl Katzinger. In Weitersfelden gibt der 66-Jährige seit 15 Jahren Kurse im Sensenmähen. Aus sicherer Entfernung ruft er Verbesserungsvorschläge. "Wer das mit Kraft macht, hat einfach keine Schneid", sagt der 66-Jährige. Schon sein Vater mähte den Garten von Hand, bis er über 90 Jahre alt war.

"Wer das mit Kraft macht, hat einfach keine Schneid"
Schon der erste Versuch fasziniert. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Alte Handwerkskunst

Sein Vater gab außerdem eine Technik an Katzinger weiter, ohne die Sensenmähen fast unmöglich wäre: Beim Dengeln wird die Klinge der Sense mit einem Hammer auf einem Amboss flach geklopft, sodass sie möglichst scharf geschliffen werden kann.

Da das Gerät während des Mähens immer wieder mit einem Wetzstein geschärft werden muss, geht diese dünne Klinge mit der Zeit verloren. Daher muss regelmäßig gedengelt werden.

Wer mit einer scharfen Sense ausgerüstet ist, dem stehen alle Genüsse des Sensenmähens offen. Schon bei meinem ersten Versuch verliere ich mich in dem Rhythmus, dem Zischen der Klinge, den angenehmen Gerüchen.

Die Bewegung tut auch der Figur gut. Katzinger ist dafür der lebende Beweis. Die einzelnen Schwünge kosten zwar nur wenig Kraft, nach einer Weile gerät man aber trotzdem ins Schwitzen.

"Wer das mit Kraft macht, hat einfach keine Schneid"
Dengeln mit Hammer und Amboss Bild: VOLKER WEIHBOLD

Zum Schutz der Artenvielfalt

Vielleicht der wichtigste Vorteil: Normalerweise wird mit der Sense nur zweimal im Jahr gemäht. So haben Blumen die Gelegenheit, voll aufzublühen.

Das erhält einerseits die Artenvielfalt der Pflanzen aufrecht, andererseits werden die blühenden Wiesen auch zum Tummelplatz für Bienen und andere Insekten. Am Ende bleibt bestes Heu übrig.

Von Rasenmähern und Motorsensen hält Katzinger wenig. "Mich stört besonders der Lärm", sagt er. Darüber hinaus verschmutzen benzin- oder dieselbetriebene Geräte die Luft.

Vor allem bei Privatgärten sieht er großes Potenzial für die Sense. Landwirtschaftliche Flächen können natürlich nicht von Hand gemäht werden. Hobbygärtner hingegen können sich beim Mähen entspannen und gleichzeitig ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Und am Ende steht man stolz auf der gemähten Wiese. Zufrieden wackle ich mit den Zehen – alles noch dran.

Mehr Informationen finden Sie unter www.sensenmaehen.at

Europa sucht die besten Sensenmäher
Bernhard Selinger aus Offenhausen ist amtierender Europameister Bild: (Landjugend)

Europa sucht die besten Sensenmäher

Nur zwei Minuten und 13 Sekunden brauchte Bernhard Selinger, um hundert Quadratmeter Gras mit der Sense abzumähen.

Mit dieser Zeit holte der Landwirt und Monteur aus Offenhausen (Bezirk Wels-Land) 2017 den Sieg bei der Europameisterschaft im Handmähen in der Schweiz. Heuer hat der 29-Jährige die Chance, seinen Titel vor heimischem Publikum zu verteidigen: Die diesjährige EM findet am 14. und 15. August in St. Florian am Inn (Bezirk Schärding) statt.
Gestern präsentierten Karl Grabmayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, und Eva-Maria Mayböck, Leiterin der Landjugend Oberösterreich, gemeinsam mit Markus Schmidseder und Felix Niedermayer von der Landjugend Diersbach und Taufkirchen an der Pram das Programm. Letztere Ortsgruppen organisieren die Veranstaltung, bei der 123 Damen und Herren aus neun Nationen starten. Auch eine Kinder-EM für Zehn- bis 14-Jährige findet statt. Die Männer müssen eine Fläche von hundert Quadratmetern mähen, Frauen und Kinder je 35 Quadratmeter. Bewertet werden Schnelligkeit, Technik, Sauberkeit.

Zwei Jahre Vorbereitung

Bis zu 5000 Besucher werden erwartet, für sie gibt es neben den Titelkämpfen ein buntes Rahmenprogramm. Dazu gehören unter anderem Livemusik, eine Mäherparade und ein Frühschoppen.

Bereits seit zwei Jahren arbeitet die Landjugend an der Vorbereitung der EM, die Grasfläche wurde bereits im Vorjahr gesät und wird seitdem gehegt und gepflegt. Auch Selinger absolviert ein intensives Trainingsprogramm. In den Wettkampf will er aber entspannt gehen: „Denn wenn man sich zu viel Druck macht, bleibt der Erfolg aus. Das Wichtigste ist, Spaß und Freude am Mähen zu haben.“ 

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Autor
Valentin Bayer
Redakteur Oberösterreich
Valentin Bayer
Autorin
Luise Walchshofer
Redakteurin Land und Leute
Luise Walchshofer

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10  Kommentare
10  Kommentare
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pepone (60.622 Kommentare)
am 25.07.2019 18:20

von haspe1

Mein Vater konnte noch sehr gut mähen, er musste es schon mit 10, 12 Jahren zu Hause am Bauernhof für x Stück Kühe machen.

als junger musste ich auch das Mähen lernen, auch das wetzen aber nicht das Dengeln .
mit der sichel habe ich 6 tagen die Woche von frühling bis herbst zu tun um Futter für ca.30 kaninchen zu besorgen

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 25.07.2019 23:49

@pepone: Ja, früher, als meine Eltern jung waren, da haben viele (ärmere) Menschen Kaninchen oder Ziegen gehalten, um etwas Milch, Käse bzw. Fleisch zum essen zu haben. Für diese Tiere wurde jeder Graben oder Feldrain, wo etwas Gras wuchs, von den Besitzern abgemäht, damit diese Tiere zu fressen hatten.

Heute züchtet niemand mehr aus diesem Grund Kaninchen und die kleinen Wiesenflächen mäht deshalb auch keiner mehr ab. Sie werden brach liegen gelassen. So ändern sich die Zeiten....

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( Kommentare)
am 25.07.2019 14:56

Die Aufgabe beim Dengeln ist es, den Stahl bei der Schneide mittels Dengelhammer zu verdichten. Dieses Verdichten muss aber über das Sensenblatt gleichmäßich sein, andernfalls "Wellt" die Sense und ist wertlos. Ein gleichmäßig fester Dengel(schlag) ist also erforderlich. Gleichzeitig darf beim Dengeln der Stahl nicht nach vorne gedrückt werden, dass würde der Schneid abtrünnig sein.

Diese verdichtete, gleichmäßig gerade Schneid hält dann das Wetzen länger, als wenn es nicht verdichtet wird. Das Dengeln wird an alten Sensen gelernt. Ein richtiger Dengler kann eine Wellige Sense wieder richten. Man arbeitet sich mit Geschick immer weiter zu den Besten Denglern

https://www.youtube.com/watch?v=tsj70KE2X8k

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 25.07.2019 23:57

Fortunatus: Einiges, was Du schreibst, ist korrekt, aber "verdichten" tut man die Schneide der Sense beim Dengeln ganz gewiss nicht. Man kann den Stahl nicht verdichten, insbesondere nicht durch Hämmern.

Was beim Dengeln geschieht, ist folgendes: Man treibt durch die Hammerschläge die Klinge aus und macht sie dünner, was sie schärfer macht. Zweitens verursacht das Hömmern eine Kaltverformung des Materials, was das Gefüge verändert (die Körner werden langgestreckt) und Versetzungen in dieses einbaut, wodurch der Stahl dort härter und fester wird. Deshalb hält eine gedengelte Klinge nach dem Wetzen beim Mähen länger ihre Schneide (als wenn man sie schleifen würde).

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snooker (4.429 Kommentare)
am 25.07.2019 12:05

Ein Tipp von meinem Vater:
Die Sense muss hinten schön am Boden aufliegen, dann vermeidet man das "Spitzeln"

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il-capone (10.389 Kommentare)
am 25.07.2019 07:26

Löblich.
Allerdings brauchst für D'Wies ein anderes Blatt, als zum Gestrüpp mähen.
Es gibt weichere Qualitäten, längere Blätter, verschiedene Dengelmethoden, den richtigen Worb brauchst auch, etc ...

Ein typischer OÖN-Artikel halt in Boulevardblatt-Qualität ... 😶

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c.sainz (1.259 Kommentare)
am 25.07.2019 08:57

Nicht zu vergessen, dass es für das Flachland andere Blätter als für den Berg gibt.

Trotzdem finde ich das Sensen mähen wesentlich besser als diese unnötigen Rasenmähroboter die alles kurz und klein häckseln inklusive eventuell vorhandener Kleinlebewesen wie zB Igel.

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il-capone (10.389 Kommentare)
am 25.07.2019 09:52

Der Rasen ist der verlängerte Wohnzimmerteppich, u. da hat die Sens nix verloren.

Zweitens -> zsommgrammt muass sa, u. das ist mit einer Sensenwiese nicht vereinbar.

Drittens -> hohes Gras ist Maus/Schnecken/Ungezieferversteck, dass man einen zivilen Gartenbesitzer nicht zumuten kann.

Sterilwahn unser ... erbarme dich meiner

Den Diskontern kanns recht sein 🤔 ...

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 25.07.2019 12:14

@IL-CAPONE: "die richtige Dengel-Methode": Wirklich? Ich glaube, fast niemand beherrscht heute noch irgend eine (richtige) Dengel-Methode.

Nur mehr wenige können heute gut Sensenmähen und von diesen werden manche nicht dengeln können.

Mein Vater konnte noch sehr gut mähen, er musste es schon mit 10, 12 Jahren zu Hause am Bauernhof für x Stück Kühe machen.

Heute fahren die Bauern mit dem Kreisel-Mähwerk im Eiltempo und mähen damit alles nieder, kleine, verzwickte Stellen (Bäume, etc.) werden gar nicht mehr ausgemäht, weil es sich nicht lohnt bzw. weil es die Bauern gar nicht mehr (ordentlich) können. Und die vielen Ziegen/Kaninchen- etc.-Halter, die es früher mal gab und die etwas für ihre Kleintiere zu Mähen hatten, die gibt es auch nicht mehr.

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il-capone (10.389 Kommentare)
am 25.07.2019 20:22

@haspe

es gibt auch so ähnliches wie automatische Dengelgeräte.
Teils mit Hammer, aber auch zum drücken. Google mal nach ...
Mit diesen kommt der Ungeübtere auch zurecht.
Ich musste schon in der Jugend mit der Sense mähen,
heute, nach Jahrzehnten, greif ich die Sens noch immer zum mähen an.

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