Geförderter Wohnbau ist im Aufwind Private Investoren stehen auf Bremse
WELS. Weil Eigentum für Welser Bauwerber nicht leistbar ist, geht der Trend wieder zur Miete
Noch vor wenigen Jahren gaben sich die Immobilienentwickler in der Welser Baudirektion die Türklinke in die Hand. Inzwischen ist die Euphorie für den frei finanzierten Wohnbau einer bleiernen Schwere gewichen. "Das Schaffen von Wohnraum im Eigentum ist momentan unmöglich. Wir sehen schon die ersten Projektwerber, die auf die Errichtung von Mietwohnungen umstellen", schildert Planungsstadtrat Ralph Schäfer (FP).
Wo aktuell gebaut wird
Die Gerstl-Tochter Norikum errichtet derzeit in der Europastraße 154 Eigentumswohnungen. Die Verwertung sei angesichts der strengen Kreditvergaberichtlinien schwierig, wird berichtet.
Die Heimstätte legt im dritten Quartal 2024 mit ihrem Projekt beim Lokalbahnhof los. Der erste von sieben Bauabschnitten umfasst 58 Wohnungen, vier Geschäfte und acht Büros. Anschließend sollen in mehreren Etappen 206 Wohnungen realisiert werden. Dem Großprojekt ging ein Wettbewerb mit 16 Architekturbüros voraus. Entstehen soll ein Mix aus Miete und Eigentum.
In der Freiung baut die Realtreuhand 40 Mietwohnungen samt Tiefgarage. Der Vertrieb beginnt im Frühjahr, im Herbst starten die Bauarbeiten. Fertigstellung ist 2026.
In der Grünbachstraße entsteht auf dem Gelände der Firma DAF-Fiedler ein Bauprojekt der Welser Firma Trio. Die neue Hygge-Wohnanlage (gutes Leben – aus dem Dänischen übersetzt) im skandinavischen Holzbaustil zählt im Endausbau bis zu 30 Wohnungen.
Jahrelang ging nichts voran, doch nun bewegt sich etwas bei dem von Raiffeisen Wels betriebenen Wohn- und Geschäftsobjekt vom KJ zur Rablstraße. Nach einer Änderung des Bebauungsplans soll noch heuer damit begonnen werden.
Jahrelanger Stillstand
Unter Aufbietung aller Ressourcen führte der Magistrat 2020/21 das von der kirchennahen ELAG geplante Bauprojekt in der Wiesenstraße zum Abschluss: "Es fehlte nur noch die Unterschrift des Widmungswerbers", erinnert sich Stadtrat Schäfer. Seit damals liegt das mit 40.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche in der Stadt größte Bauvorhaben auf Eis. Potenzielle Ankermieter wie die eww, die sich mit ihrer Zentrale ansiedeln wollte, sind längst abgerückt. Die ELAG wolle das Projekt loswerden und suche nach Käufern, wird kolportiert.
Nicht erst seit der Insolvenz von Bau & Boden geriet ein mit viel Ambition aufgezogenes Bauvorhaben auf dem B52-Gelände in der Bahnhofstraße ins Stocken. Ursprünglich sollten 65 Wohnungen mit 70 Tiefgaragenplätzen errichtet werden. Geplant waren bis zu neun Geschoße. Nach der Pleite des Betreibers wird ein Käufer gesucht.
"Wir bauen für Menschen und nicht für Investoren", betont Schäfer. Zugleich räumt er deren Nöte ein: "Die Zeiten für die Bauwirtschaft sind herausfordernd."
Die Stadt könnte leistbaren Baugrund ermöglichen - ist aber nicht das Ziel der FPÖ. Sie wollen Wohnsilos - da wohnt ihr Wählerklientel.
Woher haben sie denn diese Weisheit?
Wie Rabl noch Stadtrat war hat er leistbaren Baugrund für Einfamilienhäuser in Wels gefordert. Jetzt könnte er es umsetzen - warum passiert hier nichts?
Warum soll der Staat/das Land/Die Stadt etwas subventionieren, das für die Allgemeinheit nachteilig ist?
Wer sich den Luxus in einer Stadt leisten kann - ok - aber bitte ohne Steuergeld.
Martin träumst Du
Leistbarer Baugrund für Einfamilienhäuser (vor allem in einer Stadt) ist ein Oxymoron. Der Grund gehört gerade in Zentren viel besser genutzt, und da Sind Wohngebäude (mit ensprechender Wohnungsgröße sehr lebenswert) oder zumindest Reihen- oder Doppelhäuser wesentlich effizienter.
Wenn jeder in Wels in einem EFH wohnen würde, hätten wir bald eine "Stadt" wie Los Angeles.
Aufenthalsqualität gegen Null, Verkehrschaos, keine städischen Serviceleistungen oder Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe, trotzdem (eigentlich gerade deswegen) keine Natur.