Die besten Fotos von Johann Wimmer: 33 Länder in einem Jahr

"Selbstfindungstrip war’s keiner. Ich wollte auch nicht mit einem Burnout enden, wie viele meiner Freunde", begründet der Werbefotograf Johann Wimmer seine 12-monatige Auszeit. Er kaufte sich ein Wohnmobil, ließ es nach seinen Vorstellungen einrichten und machte sich auf den Weg quer durch Europa. Im Gepäck hatte er seine Leica s2, eine Mittelformatkamera mit toller Farbwiedergabe und fixer Brennweite. Auf seiner Reise durchstreifte er 33 Länder und legte rund 40.000 Kilometer zurück.

Zunächst wollte der Welser nur Landschaften fotografieren: "Es sind mir aber dauernd Leute vor die Kamera gerannt. Ich habe mich schließlich fürs freie Fotografieren entschieden." Wimmers Bilderreise durch den Alten Kontinent wird kommenden Donnerstag, 19. Mai, im Medienkulturhaus zu sehen sein. "Man merkt an seinen Fotografien die Zeit und Geduldigkeit. Sie strahlen Ruhe und Entspanntheit aus. Jedes seiner Bilder erzählt eine Geschichte", zeigt sich Galerieleiter Günter Mayer fasziniert von den Schnappschüssen.

Bewusst wählten Mayer und Wimmer für die Ausstellung das Kleinformat: "Es werden zwischen 50 und 60 Motive zu sehen sein, die in Postkartengröße zu sehen sind. Ich habe das bei einer Ausstellung in New York gesehen. Die Betrachtungsweise ist sehr intim", weiß der MKH-Chef.

Nicht weniger spannend als seine Bilder sind Wimmers Schilderungen. Das Gefühl des Alleinseins habe ihn auf seinem 365-Tage-Trip so gut wie nie befallen: "Einsamkeit ist doch etwas Schönes", wundert er sich über die Frage. Dass er loslassen konnte, verdankt der vielbeschäftigte Fotograf seiner Familie, die in der Firma seine Aufgaben wahrnahmen, sowie Firmenpartner Ralf Kinast: "Ich konnte mich hundertprozentig verlassen. Darauf bin ich heute noch stolz."

Die "rechtsgedrehte" Reise, wie Wimmer sie bezeichnet, begann im September 2012. Über Berlin ging es mit einem Mercedes Sprinter, in dem sich auch Fahrrad, Kajak und Skier befanden, über Polen, Slowakei und Ungarn in den Süden: "Ich war im Winter in Sizilien. Also außerhalb der Saison, was einen besonderen Reiz hatte, weil du dort mit Deutsch oder Englisch bald anstehst." Wenn die Sprache nicht weiterhalf, verwendete der Werbefotograf zur Verständigung Hände und Füße.

Gefährliche Momente gab es praktisch nie: "Ich wurde zwar mehrmals gewarnt, nicht dort oder da hinzufahren. Als ich dann mein Ziel erreicht hatte, war von einer Gefahr nichts zu bemerken", erinnert sich Wimmer. Nur einmal machte der Welser Bekanntschaft mit Einbrechern, die in Marseille eine Scheibe seines Wohnmobils einschlugen. Sein nächstes Ziel ist "irgendwann" die Panamericana von Alaska nach Feuerland – wieder rechtsgedreht – über Sibirien.

Fotoausstellung "Auslösen ohne Absicht" mit Bildern von Johann Wimmer, Eröffnung MKH, Donnerstag, 19. Mai, 19 Uhr. Zur Einführung ein Gespräch von Günter Mayer mit dem Künstler, Ausstellungsdauer bis 14. August. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 15–19 Uhr.