Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"... weil Andreas die Wahrheit verdient hat"

Von Marina Mayrböck, 12. Oktober 2020, 00:05 Uhr
Andreas Kletzl
Andreas Kletzl Bild: privat

MATTIGHOFEN/MALLORCA. Tod auf Mallorca: Im August 2012 stürzte der damals 17-jährige Andreas Kletzl aus Mattighofen auf Mallorca vom Balkon eines Hotel in die Tiefe. Seine Familie sucht seit acht Jahren nach Antworten.

Wieder geht ein Sommer zu Ende. Einer ohne Andreas, den geliebten Sohn und Bruder der Familie Kletzl aus Mattighofen. Diese Nebel um seinen Tod auf der Sonneninsel Mallorca lichten sich nicht. Warum musste Andreas sterben? Die Familie glaubt nicht an die Unfall-Version der spanischen Behörde. Seit acht Jahren ist sie auf der Suche nach Gewissheit.

August 2012. In der Metalltechnikfirma der Kletzls ist seit Monaten Hochbetrieb. Die Brüder Andreas, damals 17, und Phillip sowie Daniel, ihr Freund und Arbeitskollege, arbeiten viel, machen Überstunden. Für ihren Fleiß will sie Vater Heinrich mit ein paar Urlaubstagen auf Mallorca belohnen. Er bringt sie am 16. August zum Flughafen nach Salzburg, die Burschen kommen pünktlich um 20.30 Uhr in Palma an, beziehen ihre Zimmer und essen im Hotel. "Um 22 Uhr hat er mich angerufen und geschwärmt, weil das Essen so gut ist." Es ist das letzte Mal, dass Hannelore mit ihrem Sohn spricht, am nächsten Tag liegt er im Hinterhof des Nachbarhotels – tot.

Was ist in dieser Nacht passiert? Es ist spät, Phillip legt sich schlafen, Andreas und Daniel gehen noch die Straße hinunter in ein Lokal. Sie lernen einen Deutschen kennen. Daniel und Andreas sind müde, wollen ins Hotel. Der Deutsche überredet sie, mit in den "Bierkönig" zu gehen. Es ist laut und voll. Die jungen Innviertler verlassen das Lokal, verlieren sich in der Menschenmasse auf dem Weg zum Ausgang. Ihr Hotel ist nahegelegen, alle hatten ein Einzelzimmer. Dass Andreas nicht nachkommt, fällt nicht auf.

"Was jetzt kommt, sind nur Vermutungen", sagt Hannelore. Die spanischen Behörden gehen davon aus, dass der Jugendliche in den frühen Morgenstunden versucht hatte, aus dem fünften Stock des Hotels in den Pool zu springen, jedoch auf dem Betonboden aufkam. Von Anfang an sprach für die Eltern vieles gegen diese Version. Etwa, dass Andreas kaum Alkohol im Blut hatte. Oder der Pool ums Eck lag. Oder der Fallwinkel: Zwischen Nottreppe und jener Stelle, an der Andreas aufgeprallt ist, liegen fast vier Meter.

Zentimetergenau untersucht Hannelore das Geschehen in dieser Sommernacht, seit acht Jahren. Sie lässt Gutachten erstellen, auch den Münchner Mordermittler und Autor Josef Wifling holte sie ins Boot. "Für sie alle geht sich der Sturz von der Nottreppe nicht aus", sagt Hannelore. Für sie alle ist wesentlich wahrscheinlicher, dass Andreas vom Balkon gefallen sein muss, gleich oberhalb der Unglücksstelle – mit gerader Falllinie.

Viele Ungereimtheiten

Seltsam verteilt waren auch Andreas‘ Kleidungsstücke im Hotel. Seine Schuhe im Abstellraum im ersten Stock, seine Kappe im sechsten, die Hose, die am Fußende beiderseits nass war, irgendwo zwischen drittem und viertem. Die Geldbörse mit rund 400 Euro fehlte, von seinem Mobiltelefon wurden Stunden nach seinem Tod 2500 Euro vertelefoniert, eine Handyortung wurde abgelehnt. Im Hotel wurden keine Fingerabdrücke oder DNA-Spuren von Andreas gefunden, "nicht einmal auf der Notausgangstür, wo Andreas laut Polizei hinausgegangen wäre", sagt Hannelore. Ob K.o.-Tropfen im Spiel waren, wurde Ende August untersucht, diese sind allerdings nur wenige Stunden nach Einnahme nachweisbar. Der Leichnam wurde erst nach Wochen überstellt. Die spanischen Behörden schließen Fremdverschulden am "Todessprung" aus.

Fakt ist, dass Andreas das Hotel Obelisco um 4.51 Uhr betreten hatte, das beweisen Videoaufnahmen. Um 6.30 Uhr hörten zwei Jugendliche, die im zweiten Stock auf dem Balkon ihres Hotelzimmers die Nacht ausklingen ließen, Andreas‘ Aufprall und meldeten dies beim Portier. Wo war Andreas in der Zwischenzeit? Die Ermittlungen sind schwierig, die österreichischen Behörden sind für den Todesfall im Ausland nicht zuständig.

Dabei wäre es für die Familie so einfach: "Aufgrund der Verletzungen ist davon auszugehen, dass Andreas zwischen dem fünften und neunten Stockwerk gestürzt sein muss. Wer hat in den fünf Zimmern mit den Eckbalkonen gewohnt? Personen dieser fünf Zimmer, die befragt werden müssten", sagt Hannelore. "Wenn niemand was machen kann, dann muss ich als Mutter etwas machen… weil irgendetwas nicht stimmt und weil Andreas die Wahrheit verdient hat." Wenn die dreifache Mutter nach der Wahrheit sucht, wechselt sie auf die Ebene einer Ermittlerin – "sonst würde ich das alles nicht schaffen", sagt sie.

Wer saß im Flugzeug?

Wegen neuer Hinweise ist die Unternehmerin aktuell mit dem Chef der Mordkommission in Palma in Verbindung. Auf dem Hinflug am 16. August 2012 um 17.55 Uhr kamen die Mattighofner mit drei Burschen mit bayrischem Dialekt ins Gespräch, die hinter ihnen gesessen hatten. Diese sollen im Hotel Obelisco untergekommen sein. "Vielleicht haben sie etwas gesehen oder gehört?", sagt Hannelore. Es soll laut gewesen sein, in dieser einen Nacht, die für die Familie Kletzl nicht zu Ende geht.

Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeit auf der Facebook-Seite unter "Andreas Kletzl – Tod auf Mallorca" sowie auf www.andreaskletzl.com

mehr aus Oberösterreich

Linzer festgenommen: Millionenschaden nach Krypto-Scam mit "LoopX"

Verfolgungsjagd im Bezirk Freistadt: Tscheche flüchtete mit bis zu 190 km/h

Narzissenfest ohne Narzissen? "Jetzt ist die Kreativität der Teilnehmer gefragt"

Brandserie im Mühlviertel: Mehrere Verdächtige einvernommen

Autorin
Marina Mayrböck
Redaktion Innviertel
Marina Mayrböck

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

Aktuelle Meldungen