Steyrer renovierte den Schandfleck der Haratzmüllerstraße
STEYR. Denkmalgeschütztes Haus mit Leben erfüllt: Sanierung dauerte in Eigenregie 14 Monate.
"Unglaublich, wie viele Leute stehen bleiben, weil sie dich auf der Straße arbeiten sehen", sagt Gerald Fößl, Kunstschmied und Restaurator, "und alle gratulieren dir, dass du dieses Haus renovierst."
"Dieses Haus" ist das innen wie außen denkmalgeschützte Gebäude an der Haratzmüllerstraße 16, unmittelbar neben dem von Pro mente betriebenen Seidl-Bräu. Das im 16. Jahrhundert errichtete Objekt hatte nach dem Krieg das Schuhhaus Schartner beherbergt, später war ein Modehaus eingemietet, auch Etlinger Schuhe hatte hier die erste Filiale in Steyr. Um die Jahrtausendwende war der erste Bioladen der Stadt ins alte Gemäuer eingezogen, gefolgt von kleinen Video- und Elektrohändlern, ehe das denkmalgeschützte Haus in den vergangenen zehn Jahren leer stand und vergammelte.
"Ich habe ja schon vieles gesehen in meinem Leben, aber das war das Schlimmste bisher", erinnert sich Fößl, der selbst seit 16 Jahren nur vier Häuser entfernt in einem 600 Jahre alten Gebäude wohnt, das er ebenfalls in Eigenregie umgebaut hat, "aber dieses Haus war so richtig heruntergekommen."
Wasser stand knöcheltief
Der Entschluss, das Objekt von den Erben des verstorbenen Vorbesitzers zu kaufen und zu renovieren, sei dennoch schnell gefallen: "Ich habe mit meiner Frau Petra gesprochen und ihr gesagt, dass ich mir das zutraue. Dann sind wir es gemeinsam angegangen." Weihnachten 2017 wurde der Kauf per Handschlag besiegelt, im Jänner 2018 begann der Umbau.
Im Keller sei das Wasser knöcheltief gestanden, die alten Gewölbe wiesen riesige Risse auf, bei vorangegangenen Renovierungen waren Schäden meist nur unter einer neuen Verkleidung versteckt worden, und eine Zwischendecke, in der zahlreiche heiße Spots eingebaut waren, habe nur deswegen nie zu brennen begonnen, weil von der undichten Terrasse oberhalb ständig Wasser eingedrungen sei.
"Ich weiß gar nicht, wie viele Container Schutt wir abtransportiert haben. Allein der Sperrmüll im ersten Stock waren 16 Lkw-Ladungen", sagt Fößl, dessen Standardarbeitstag seit mehr als einem Jahr nie weniger als zwölf, dreizehn Stunden betragen hat und der in diesem Jahr dadurch acht Kilo abgenommen hat. Die Renovierung des nach einem Zubau 465 Quadratmeter großen Hauses bereut er dennoch nicht: "Wir sind Steyrer mit Leib und Seele und überzeugt von dieser Stadt", sagt der für sein Engagement bei der Renovierung der Stadtpfarrkirche mit dem Steyrer Panther ausgezeichnete 46-Jährige: "Wir wollen als Familie einen Beitrag für die Stadt leisten und damit auch ein Signal setzen für diese Straße, dass wieder mehr Leben einzieht."
Leben zieht vorerst in Form von Pro mente Oberösterreich im 170 Quadratmeter großen Erdgeschoss ein. Neben Büros und einer Wäscherei ist noch heuer die Eröffnung des Geschäfts "Seidlerei" geplant, in dem "Qualität aus der Region" verkauft werden soll. In weiterer Folge wollen die Fößls dann zwei Wohnungen vermieten.
Siehe auch: Oberösterreicher des Tages
Win Win Situation für Alle! Danke
Wunderbar! Gratuliere!
Bei dieser Gelegenheit DANKE an alle, die sich so einer Aufgabe auch im Interesse der Öffentlichkeit widmen. Sie werden leider zu wenig oft vor den Vorhang geholt. Danke in diesem Fall an Gerald Flößl.
Richtig selbstverständlich "Fößl".