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Miglars würziger WortWechsel

04. Juni 2021, 18:32 Uhr
Tierquälerei? Klapperschlangen sind in der Tiefkühltruhe verendet
Schlangen, ein Geschenk der Natur. Bild: colourbox.com

REICHRAMING. Es stimmt überhaupt nicht, dass Frauen irgendetwas gemein haben mit Schlangen. Vielleicht ein klein wenig. Aber wenn, dann nur die positiven Seiten. Aber: Kann ein so außergewöhnliches Tier überhaupt andere Seiten haben? Oder überhaupt eine Ssssseite? WortWechsel-Autorin Astrid Miglar weiß essss genau.

Verführung ist Kunst?

„Hast du dich schon einmal gefragt, wie es damals wirklich war?“ Ich höre eine Stimme an meinem Ohr und erschrecke zutiefst, habe ich doch bis vor einer Sekunde noch in aller Ruhe meditiert. Mit geschlossenen Augen. Angelehnt an einen Baumstamm. „Du schläfst doch nicht etwa?“, werde ich gefragt. „Natürlich nicht“, empöre ich mich, sehe auf und blicke in ein wunderschönes, goldgelbes Augenpaar. Lidlos. 

„Darf ich mich vorstellen?“ Die schuppige, grüne Schönheit nutzt aus, dass ich mich noch in Schockstarre befinde und fährt ungefragt fort: „Ich bin, es ist mir beinahe peinlich, eine Berühmtheit. Ich bin DIE Schlange aus der Paradiesgeschichte. Jene Diva, die mit dem Sündenfall in Verbindung gebracht wird. Ssstella Donnatella“, wispert sie und fügt kritisch hinzu: „Findest du deinen Aufzug für den Anlass passend?“

Astrid Miglar
Astrid Miglar aus Reichraming (privat)

Ich blicke verwirrt an mir hinab. Ich sehe Haut. Viel davon. Die freie Sicht auf meinen Bauchnabel ist dieselbe wie gestern. Mit dem Finger fahre ich in meinen Nabel, hole Erdbröserl und Reste von Fichtennadeln heraus. Ssstella Donnatella ringelt sich elegant einen Ast entlang, lässt sich dann hängen, und blickt mir direkt in die Augen. Ich schlucke. „Weißt du, ich habe Mordsrespekt vor dir. Mir wäre recht, wenn du keine schnellen Bewegungen machst und ein bisserl Abstand hältst.“ Sie wiegt ihren Kopf bedächtig hin und her. „Ich bin keine Kobra“, sagt sie, „außerdem gefalle ich mir in anmutigen Bewegungen. Schnell oder ruckartig verbraucht unnütz Energie.“ Sie kichert. „Erst zuletzt bin ich in einer Astgabel hängen geblieben, weil sich eine Maus in mir verspreizt hat. Die, das gebe ich zu, habe ich tatsächlich ruckartig erbeutet. Aber zurück zu meiner Vergangenheit (dabei züngelt sie vor meiner Nase herum, was mich richtig nervös macht). Kennst du die Geschichte?“ 

Zwar bin ich nicht bibelfest, doch ich weiß intuitiv worauf sie hinauswill. Ich schnappe nach Luft, will loslegen. Sie ist schneller.

„Die allererste Aufgabe, die ich zu vollster Zufriedenheit ausgeführt habe, war eine echte Herausforderung. Es galt Hippies aus diesem Garten zu vertreiben. Die sind den lieben langen Tag hier herumgehangen, haben es sich gut gehen lassen, hatten keine anderen Aufgaben, als sich umeinander zu kümmern. Liebe und so. Für Unterkunft war gesorgt. Essen immer genug da. Die waren häufig ziemlich high, was kein Wunder war, denn sie befanden sich in der Anfangsphase ihrer Beziehung. Mir taten nur die Schmetterlinge leid, die sich ständig aus ihren Bäuchen befreien mussten. Wie wild sind die davongeflattert. Schlimm war das, beinahe psychedelisch. Adam und Eva. Leicht zu beeinflussen, vor allem die Frau.“ Die Schlange züngelt, rollt ihre Schwanzspitze spielerisch um einen Ast, reckt sich und stupst mit ihrem Kopf eine seltsame Frucht an, die sich prompt löst und mir in den Schoß fällt. Mein Magen knurrt. Ich beiße hinein. Ssstella Donnatella lächelte mich breit an. Ich rülpse. Plötzlich stört mich auch gar nicht mehr, dass sich die Schlange zu mir herunterlässt, anschmiegsam um meinen Hals legt, wie eine grünschillernde, körperwarme Kette. „Schmeckt dir die Frucht?“, zischelt sie. Ich nicke, fühle mich benommen, als hätte ich drei Halbe Bier rasch hintereinander gekippt. „Ich bin blunzenfett“, sage ich, küsse die Schlange auf den Kopf und grinse, völlig zugedröhnt vom Genuss dieser einen Frucht. „Die ist vom Baum der Erkenntnis, und der Trick funktioniert jedes Mal“, erwidert die Schlange, gleitet von meinem Hals und verschwindet im Gras. Im Hintergrund läuft „Movin‘ out“ von Billy Joel. Ich wanke gen Ausgang, fühle mich unanständig nackt. „Sortie Paradies“ steht da. Alles klar: Paradies-Ausgang. Hier sprechen sie also Französisch. „Multilingual, wie in Babel“, flüstere ich, und höre ihr Lachen. „Grüße mir die Menschheit, ich habe schon Adam und Eva zum Auszug verführt. Gott, war der froh!“

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