Der Sterlet, Österreichs letzte Donau-Störart, kämpft ums Überleben
ENGELHARTSZELL. Der "König der Donau" und Fisch des Jahres 2014 lebt nur noch unterhalb von Jochenstein.
Riesige, bis zu acht Meter lange und drei Tonnen schwere Störe bevölkerten einmal den größten Strom Mitteleuropas.
Nach Kraftwerksbauten und Regulierungsmaßnahmen sind diese faszinierenden Tiere aus der Donau in Österreich großteils verschwunden. Einzig der Sterlet, die kleinste der fünf Störarten (neben dem Hausen, Waxdick, Glattdick und Sternhausen) hat in einem kleinen Biotop unterhalb des Kraftwerkes Jochenstein (Engelhartszell, Bezirk Schärding) überlebt. Übrigens als einziges selbst reproduzierendes Sterlet-Vorkommen in Mitteleuropa.
Mit seinem urtümlichen Aussehen wirkt der Fisch des Jahres 2014 wie ein Relikt aus alter Zeit. Die lange Schnauze und die auffälligen Knochenschilder verleihen dem bis zu einem Meter großen, bis zu 16 Kilo schweren Urvieh Ähnlichkeit mit einem Reptil. Auch die geteilte Unterlippe und die Barteln an seinem Maul unterstreichen diesen Eindruck.
Seit sechs Jahren wird im Rahmen eines Artenschutzprojektes des Landes Oberösterreich (länderübergreifend mit Bayern) zu ergründen versucht, wie der Sterlet lebt, warum er ausgerechnet in diesem Bereich überlebt und wie groß die Population ist. Schon das Fangen des ganzjährig geschützten Fisches ist nicht einfach. Hält er sich doch meist an den tiefsten Stellen (in zehn bis 15 Metern Tiefe) in der Strommitte auf.
Kleine, verletzliche Population
Einmal mit Netzen gefangen, werden die Tiere schonend vermessen, erhalten einen Telemetriesender eingepflanzt und kommen dann wieder in die Freiheit zurück. Dass die Population sich im Bereich des Stauraumes Aschach reproduziert, beweisen Fänge unterschiedlichster Größe. Klar ist aber, dass es sich bei der Population "um eine kleine, wenige Hundert Tiere umfassende und ausgesprochen verletzliche handelt", sagt Projektleiter Gerald Zauner. Man habe bereits viele interessante Details herausgefunden, etwa dass die Tiere hochmobil sind, bis zu 25 Kilometer täglich schwimmen und wo sie "schlafen". Man wisse aber etwa noch nicht, wo sich die "Liebesstube" befindet.
Dass sich der Sterlet nur im Raum Jochenstein aufhält, liege nicht daran, dass er nicht wandern möchte. "Sein Wanderverhalten ist allerdings schwierig. Normale Aufstiege im Uferbereich würde er wohl nicht annehmen. Es wäre daher eine Art Schleusenanlage in der Strommitte nötig – in Russland gibt es sogar spezielle Liftanlagen", sagt der Gewässerökologe.
„Naturschutz endet nicht an der Wasseroberfläche“
Die Vielfalt unter Wasser nehme ab, weiß Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FP). Nicht zuletzt deshalb sei es laut dem Naturschutz-Landesrat ein Muss, diese Lebensräume genau zu erforschen, um dann eine artenreiche Natur für die nächsten Generationen zu erhalten. Denn: „Naturschutz endet nicht an der Wasseroberfläche.“
Eines von insgesamt 70 Artenschutzprojekten des Landes Oberösterreich ist der Erforschung des Lebensraumes des Sterlets gewidmet. „Diese letzte Störart in der Donau ist ein besonderer Fall. Und wir suchen im Rahmen dieses Artenschutzprojektes nach Möglichkeiten, ihn zu retten“, sagte Haimbuchner gestern in einer Pressekonferenz beim Kraftwerk Jochenstein. „Gemeinsam mit der Regierung in Niederbayern setzen wir seit Jahren dieses Projekt zur Verbesserung des Kenntnissstandes über diesen seltenen Fisch um“, fügte Manfred Haimbuchner hinzu.
Aus „Sackgasse“ befreien
„Nur wenn es uns gelingt, mehr über die Lebensweise und Lebensraumansprüche des Sterlets zu erfahren, können wir diese faszinierende Fischart aus der ,Sackgasse Jochenstein‘ befreien und in der bayerischen und österreichischen Donau auf Dauer erhalten“, pflichtete ihm Wolfgang Lorenz, stellvertretender Leiter des Sachgebietes Naturschutz in der Regierung von Niederbayern, bei.
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Wie kommt der Sterlet dann bis nach Aschach?
Denn dort wurde er auch bereits an einer Angel
gefangen und natürlich sofort wieder freigelassen.
Ebenfalls unterhalb des Kraftwerks.
Noch im 19. Jahrhundert gab es den Stör so massenweise in der Donau, dass sich die Dienstboten in ihren Verträgen oft ausbedungen haben , nicht mehr als 3 oder 4 - mal in der Woche Stör zum Essen zu bekommen.
Gut;
den Wels gabs nennenswert bis weit ins Zwanzigste hinein.
Solange die Kiemennetzfischerei nicht verboten wird, die dazu führt, dass jeder Fisch, der sich im Netz verfängt, ohnehin für den Bestand verloren ist, sind jegliche Bemühungen Fischarten vor dem Verschwinden zu retten, sinnlos.
U.a. eine Folge der umweltfreundlichen Wasserkraftwerksbauten👎
und das nächste Übel ist , dass die meisten Fischtreppen in Österreich nur Alibicharakter haben, und der Herr Landeshauptmann Pühringer da sehr billige Lösungen genehmigte.
Augen auf: Die alten Fischaufstiege werden allesamt umgebaut und das passt so.
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