"Niemand dachte, dass aus diesem Auto noch jemand lebend rauskommen würde"
SANKT KONRAD / LAAKIRCHEN. Für Wolfgang Mehlig stand die Uhr still – jetzt hat er nur noch ein Ziel: helfen, wo er kann
Im September 2018 scheint Wolfgang Mehligs Leben ein Ende zu nehmen. 45 Jahre ist er zu diesem Zeitpunkt alt, steht als Verkaufsleiter einer Firma für Sondermaschinenbau mit beiden Beinen fest im Berufsleben. Mehlig ist mit seinem Auto im Außendienst unterwegs, fährt über die deutsche Autobahn in Richtung Heimat, nach St. Konrad bei Gmunden.
Zwei Stunden zuvor hatte er noch seine Frau angerufen, ihr gesagt, dass er bald nach Hause komme. Ein Irrtum, wie sich wenig später herausstellen sollte. Irgendwo zwischen Regensburg und Passau wechselt Mehlig von der Überhol- auf die Normalspur. So sagen es zumindest Augenzeugen, denn erinnern kann sich der heute 50-Jährige an diesen Nachmittag nicht mehr. Mit seinem Auto gerät er dabei unter einen Lastwagen, "bis zum Anschlag", wie er sagt.
"Die Uhr stand kurz still. Niemand dachte, dass aus diesem Auto noch jemand lebend rauskommen würde", sagt Mehlig. Der Vater von drei Kindern wird lebensgefährlich verletzt, braucht neue Kiefer- und Gesichtsknochen, ist jahrelang auf Hilfe angewiesen. "Ich wollte unbedingt zurück ins Berufsleben. Ich habe lange gebraucht, um zu akzeptieren, dass das nicht mehr geht, weil die Einschränkungen nach dem Unfall zu groß waren", sagt er. Doch der Ehrgeiz, den Mehlig im Beruf hatte, bleibt.
In dieser schwierigen Zeit sei ihm "sehr, sehr viel von anderen geholfen" worden. "Nun will ich so viel wie nur möglich zurückgeben", sagt er. Mehlig entscheidet sich, seine verbleibende Energie dafür zu nutzen, um Gutes zu tun, so vielen Menschen wie nur möglich unter die Arme zu greifen.
Alle für einen, einer für alle
Seit November vergangenen Jahres arbeitet er ehrenamtlich im Sozialmarkt in Gmunden, schlichtet dort jeden Montag die Regale ein. Der Dienstagnachmittag gehört dem sechsjährigen Buben, den er und seine Frau in die Familie aufgenommen haben.
"Die Mutter ist alleinerziehend und wir haben unsere Hilfe angeboten, damit sie zumindest zeitweise entlastet ist. Der Bub ist uns sehr ans Herz gewachsen. Wir freuen uns immer, wenn wir gemeinsam mit ihm kochen", sagt der 50-Jährige. Mehlig engagiert sich für die Ukraine-Hilfe in den Westkarpaten und für die "Wichtelchallenge" in Österreich, bei der Herzenswünsche von Bedürftigen anonym erfüllt werden. Und mittlerweile hat er auch seinen eigenen Verein gegründet: Herzsymphonie.
Die Mission sei, Hilfe und Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen anzubieten. "Wir wollen niemandem zur Last fallen und machen das eher im Hintergrund", sagt Mehlig. Klein, groß, jung, alt: Geholfen werde jedem. "Wir erledigen Einkäufe oder begleiten jemanden, der es nicht mehr alleine schafft, zur Behörde", sagt er. Mehligs Söhne und seine Frau beteiligen sich, insgesamt seien sie zu sechst. Nun wolle man auch in Form von Kulturveranstaltungen Geld lukrieren, um es jenen, die es dringend brauchen, spenden zu können.
Die erste Veranstaltung findet am 3. Mai kommenden Jahres in Laakirchen statt – im Kulturstadl Gut Haberhaide, das Mehligs Schwager an diesem Tag kostenlos zur Verfügung stellt.
Es darf und soll an diesem Abend gelacht werden: Der Kabarettist Christoph Fritz – die Süddeutsche Zeitung nannte ihn die "junge Ausgabe von Josef Hader" – tritt auf.
Der gesamte Erlös wird der Mobilen Kinderhilfe in Oberösterreich zugutekommen. "Wir wollen das ab sofort zweimal im Jahr machen, um wichtigen Themen mehr Aufmerksamkeit zu schenken", sagt Mehlig. Und natürlich, um das zu machen, was er immer macht: helfen, wo er kann.
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Es ist schön dass es Menschen mit dieser Einstellung gibt. Kann man nur viel Erfolg und viele positive Rückmeldungen wünschen.