Hallstatt will nicht, dass sein Bahnhof auf Obertrauner Gemeindegebiet liegt
HALLSTATT, OBERTRAUN. Wer mit dem Zug nach Hallstatt fährt, muss an der ÖBB-Haltestelle Hallstatt in ein Schiff umsteigen. Der Grund: Die Station liegt am Ostufer des Hallstättersees, auf Obertrauner Gemeindegebiet. An einem durchschnittlichen Tag kommen hier etwas mehr als 1000 Touristen an. Die Zahl steigt aber seit Jahren. Manchmal steigen so viele Gäste aus, dass gar nicht alle auf das Schiff passen. Ein Teil der Fahrgäste muss dann eine Stunde lang auf das nächste Schiff warten.
Es gibt zwar ein Bahnhofsgebäude, doch das haben die ÖBB bereits vor Jahrzehnten geschlossen. Ein WC gibt es hier nicht. Außerdem liegt überall Müll herum, den die Touristen hinterlassen.
Erster Eindruck: Tristesse
Hallstatts Bürgermeister Alexander Scheutz (SPÖ) ärgern diese Zustände. "Der Bahnhof ist unsere Visitenkarte, wenn Touristen ankommen", sagt er. "Aber wir können nichts gegen die Trostlosigkeit tun, die dort herrscht, weil es sich nicht um Hallstätter Gemeindegebiet handelt." Scheutz hat 2017 den damaligen ÖBB-Vorstandsvorsitzenden Christian Kern brieflich gebeten, in der gut frequentierten Haltestelle ein gastronomisches Angebot samt WC-Anlage zu ermöglichen. "Hier kommen ja auch viele Radfahrer und Wanderer vorbei", sagt der Bürgermeister. Eine Antwort bekam Scheutz von Kern nicht.
Die Gemeinde Obertraun wiederum sieht sich nicht in der Verantwortung, weil der Bahnhof den ÖBB gehört und der Weg zum Schiff über ein Privatgrundstück verläuft. "Wir sind eine Abgangsgemeinde und können uns nicht um die Grundstücke anderer kümmern", sagt SP-Bürgermeister Egon Höll.
Scheutz möchte deshalb, dass der Bahnhof Hallstätter Gemeindegebiet wird. Er schlägt Höll einen Gebietsabtausch vor. "Obertraun kann von mir aus sogar den Dachsteingipfel haben, wenn wir Verantwortung für den Bahnhof Hallstatt übernehmen können", sagt Scheutz.
Doch Höll lehnt ab. "Eine Grenzverschiebung wäre zu aufwändig", erklärt er. "Außerdem kann sich Hallstatt auch so gerne einbringen, wir sind für alles offen. Auch die Gemeinde Ramsau ist auf unserem Dachsteingletscher aktiv."
Der Obertrauner Bürgermeister warnt jedoch davor, sich einfache Lösungen zu erwarten. "Die Situation ist extrem kompliziert", sagt er. "Zum einen hat der Bahnhof keinen Kanalanschluss. Wie soll man aber eine Sickergrube auspumpen, wenn keine richtige Straße zum Bahnhof führt?"
Dazu komme, dass die ÖBB keinen Bedarf für die Errichtung einer WC-Anlage sehen, wie Höll aus entsprechenden Gesprächen weiß. Aus Sicht des Bahnmanagements können die Fahrgäste ja die Zugtoiletten benutzen. Auch Bushaltestellen würden über keine WCs verfügen.
Und schließlich verweist Bürgermeister Höll darauf, dass ein Privatinvestor seit vielen Jahren für die Errichtung eines Gasthauses neben der Bahnstation kämpft. Ein Vorhaben, das die Gemeinde Obertraun unterstützt. "Wir kommen auch Schritt für Schritt voran", sagt Höll. "Sollte das Vorhaben gelingen, braucht das Gasthaus ohnehin eine Toilette. Die könnte man auch Bahnfahrern zur Verfügung stellen."