Fasching in Ebensee: Entwicklungshilfe für Nachbargemeinde
EBENSEE, TRAUNKIRCHEN. Auch das ist Fasching: Ebensee dankte Traunkirchen mit einer ganz speziellen Fetzenfahne.
Vier Meter lang, zwölf Kilogramm schwer und mit 250 (von ihren Opfern hoffentlich händisch abgeschnittenen) Krawatten bestückt – so sieht die Fetzenfahne aus, mit der sich die Ebenseer Faschingfreunde bei ihrer Nachbargemeinde Traunkirchen bedanken und damit, wenn auch unausgesprochen, etwas "Entwicklungshilfe" leisten.
Hier die Details: Vom Südufer des Traunsees, wo die närrische Zeit ja besonders ausgiebig gefeiert wird, flatterte eine kunstvoll gestaltete Ebenseer Fetzenfahne auf den Traunkirchner Ortsplatz, wo sie sogleich vor dem Gemeindeamt gehisst wurde. Die feierliche Zeremonie glich einem Staatsakt. Traunkirchens Bürgermeister Christoph Schragl und seine Ebenseer Amtskollegin Sabine Promberger waren ebenso mit dabei wie die beiden Vizebürgermeister, das Traunkirchner Faschingsprinzenpaar, Gardemädchen und eine musikalische Kombo des Gemeindeamtes. Sechs Grazien aus Ebensee, allesamt opulent geschminkt und gehüllt in feinen Pelz, übergaben die Fetzenfahne offiziell an die Nachbargemeinde.
Beinahe noch spannender als die Übergabe ist die Vorgeschichte zu diesem Faschingspräsent: Im Sommer 2021 waren die sechs Gardemädchen bei einer Polterei mit einem Boot auf dem Traunsee unterwegs. Überrascht und völlig durchnässt von einem Regenschauer fand die Poltergruppe Unterschlupf und Verpflegung im Gemeindeamt Traunkirchen. Die Begeisterung über die erwiesene Gastfreundschaft war derart groß, dass sich die Ebenseer Damen zu später Stunde mit dem Versprechen verabschiedeten: "Traunkirchen braucht Unterstützung in Sachen Fasching und bekommt von uns eine Fetzenfahne."
Gesagt, getan. Bald ratterten in Ebensee die Nähmaschinen. 150 Arbeitsstunden später war das Prachtstück fertig. Auf der Vorderseite die neuen Wappentiere Traunkirchens, drei übermütige Flamingos, die künftig die Traunseeschwäne ersetzen werden.
Ebenfalls ein großes Thema in Ebensee: Der Rauswurf von "profil"-Herausgeber Christian Rainer aus dem Gasthaus "Himmel". Diese Wirtshausposse, in den letzten Wochen Ortsgespräch Nummer eins, fand naturgemäß einen festen Platz beim Umzug am Faschingsonntag.
Mahlzeit mit Heuschrecken
Beim Fasching in Ebensee waren auch die Wirtshausaktivisten im Dauereinsatz. So traten am Faschingmontag beim größten, buntesten und lustigsten Ebenseer Fetzenzug der Geschichte die gefürchteten Wirtshauskleber in Aktion. Weltenbummler Helmut Pichler aus Gosau genoss in der Salinengemeinde eine köstliche Portion Heuschrecken und bereitete sich so kulinarisch auf seine nächste Expedition vor.
Aber alles hat ein Ende …
… ja sogar die närrische Zeit im Salzkammergut. Das Faschingverbrennen am Ebenseer Traunufer ab 15 Uhr am Aschermittwoch gilt als Schlusspunkt. Allerletzter Akt ist das "Geldtaschlwaschn", bei dem die nach den "Nationalfeiertagen" völlig leere Geldbörse der Ebenseer in der Traun gereinigt wird. Einziger Trost für jene, denen es auch nach diesen ausufernden Tagen noch nicht genug ist: In knapp einem Jahr geht’s ja schon wieder los.