Erdwärme aus 3000 Metern Tiefe heizt künftig den Neukirchnern ein
NEUKIRCHEN/VÖCKLA. Die RAG will Bohrungen, bei denen sie weder Öl noch Gas findet, für Geothermie-Projekte nutzen. Nach langen Verhandlungen läuft jetzt ein Pilotprojekt an: Mit der Bioenergie Neukirchen wurde ein Wärmeliefervertrag abgeschlossen.
Statt auf Erdöl oder Erdgas stieß die Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft (RAG) bei der Bohrung in Mühlleiten in 2875 Metern Tiefe auf Erdwärme mit 105 Grad. „Was können wir mit der drei Millionen Euro teuren Bohrung noch machen?“, überlegten die RAG-Manager. Fündig wurden sie in der Geothermie: Die Bohrung wird zu einer Tiefen-Erdwärmesonde ausgebaut, die Wärme an die Bioenergie Neukirchen (BEN) liefert. Die jährliche Gesamtwärmeproduktion wird maximal 3500 MWh betragen, das entspricht etwa dem Wärme-Jahresverbrauch von 200 Einfamilienhäusern. Die Anbindung erfolgt mittels Wärmetauscher und über eine 1000 Meter lange Verbindungsleitung, in der Wasser als Wärmeträger zirkuliert.
Für RAG-Technik-Direktor Kurt Sonnleitner ist das ein Vorzeigeprojekt, „ein Schritt in eine neue Energiezukunft“. Ziel sei es, künftig alle Bohrungen geothermisch zu nutzen. Inzwischen gibt es bereits Vorbereitungen für ein weiteres Projekt bei Vöcklamarkt: Dort soll ein großes Glashaus für Erdbeeren und Tomaten mit Erdwärme beheizt werden.
Bürgermeister Franz Zeilinger sprach bei der Vertragsunterzeichnung von einem zukunftsträchtigen Tag für Neukirchen, die RAG und die Bioenergie. Die Genossenschaft hat 19 Mitglieder und liefert seit 2004 Wärme aus Biomasse. Mittlerweile hängen 55 Gebäude, darunter Schule, Kindergarten, Gemeindeamt und Seniorenheim am Nahwärmenetz. Dafür werden jährlich 5000 Kubikmeter Holz verfeuert. „Ein Drittel wird durch Geothermie ersetzt“, sagt BEN-Obmann Anton Stockinger, weil im Sommer nicht mehr die Öfen angeheizt werden, sondern die Wärme aus der Tiefe kommt.