Österreichische Bergrettung verzeichnet 2023 mehr Einsätze

LINZ. Die rund 12.800 ehrenamtlichen Mitglieder der Österreichischen Bergrettung - 861 davon in Oberösterreich - wurden im vergangenen Jahr zu 9658 Einsätzen gerufen. Das sind drei Prozent mehr als im Jahr davor.
Es sind nicht die Touristen in Flipflops, denen die Bergretter die meisten Einsätze zu verdanken haben. "Das ist ein Klischee. Die Hauptunfallursachen sind Stolpern, Stürzen und Ausrutschen im Wandergelände", sagt Christoph Preimesberger, Landesleiter Oberösterreichischen Bergrettung, im Gespräch mit den OÖN. Am zweithäufigsten werden die Einsatzkräfte wegen medizinischer Notfälle gerufen, etwa bei Herz-Kreislaufproblemen oder neurologischen Ausfällen.
Die "spektakuläreren" Rettungsaktionen sind laut Preimesberger zahlenmäßig eher die Ausnahme. "Kletterunfälle, Spaltenstürze oder Lawinenabgänge kommen nicht so häufig vor, bedeuten aber größeren Stress für die Bergretter. Gerade bei Lawinen gibt es einen starken zeitkritischen Faktor und meist sind viele Menschen auf einmal involviert."
Zahlen steigen auch in Oberösterreich
Die bundesweite Tendenz zum deutlichen Anstieg der Einsätze schlägt sich auch in Oberösterreich nieder. Mit 565 Ausrückungen und 661 geborgenen Menschen waren die Zahlen im vergangenen Jahr so hoch wie noch nie. Und der Trend setzt sich laut Preimesberger fort: "Der Bergsport boomt, ob beim Radlfahren oder Skitouren-Gehen." Gab es früher noch Saisonspitzen, hat sich das Angebot am Berg mittlerweile zu einem Ganzjahresprogramm entwickelt. Mit der Frequenz der Menschen steigt naturgemäß dann auch die Zahl der Unfälle, sagt der Bergretter.
An 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden am Tag stehen daher die 861 ausgebildeten Mitglieder der oberösterreichischen Bergrettung für einen raschen Einsatz zur Verfügung. Der Frauenanteil unter den Einsatzkräften wächst dabei kontinuierlich an. Inzwischen sind 50 Bergretterinnen in Oberösterreich tätig.
47.000 Verletzte im Jahr
Nicht jede Verletzung am Berg scheint jedoch in den Zahlen der Bergrettung auf. Viele Unfälle werden nicht polizeilich gemeldet oder von der Bergrettung abgewickelt. Um die Dunkelziffer zu erheben, werden regelmäßig Befragungen von Unfallopfern und Hochrechnungen durchgeführt. "Daher wissen wir, dass allein beim Skifahren, Snowboarden, Wandern, Bergsteigen, Klettern und Mountainbiken pro Jahr rund 47.000 Personen aus Österreich so schwer verletzt werden, dass sie in einer Ambulanz oder in einem Spital behandelt werden müssen", sagt Johanna Trauner-Karner, Bereichsleiterin des Fachbereichs Sport- und Freizeitsicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).
Vernetzung und Prävention von Einsatzorganisationen sei "enorm wichtig, damit Notfälle erst gar nicht passieren und die Hilfsorganisationen entlastet werden", sagte Franz Ruf, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, bei einer Veranstaltung von Bergrettung, KFV und dem Österreichischen Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS). Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bezeichnete den Einsatz der 13.000 ehrenamtlichen Bergretter als "unverzichtbar".
Bewusstsein und Prävention stärken
Österreichweit wurden im vergangenen Jahr 9997 Personen gerettet beziehungsweise geborgen - um elf Prozent mehr als im Vorjahresvergleich. 273 Menschen konnten nur noch tot ins Tal gebracht werden, 26 davon in Oberösterreich. Alpine Einsatzorganisationen betonten, den Ausbau von Präventionsmaßnahmen vorantreiben zu wollen.
Das Bewusstsein über die Gefahren ist bei vielen Bergfans noch nicht angekommen. "Wenn ich eine Wander- oder Kletterroute plane, sollte ich mir auch immer überlegen, wie ich wieder vom Berg hinunter komme", sagt Preimesberger. Ein für den Bergretter persönlich sehr prägendes Erlebnis war die Rettung einer tschechischen Bergsteigerin aus der 800 Meter hohen Seewand in der Nähe von Hallstatt. "Wir mussten die verletzte Frau 100 Meter mit dem Seil nach oben ziehen", sagt Preimesberger. Weil sie aufgrund ihrer Knöchelverletzung nicht mehr selbst gehen konnte, mussten sie die Helfer drei Stunden lang bis zur nächsten Hütte tragen. "So ein Einsatz ist sehr kräftezehrend und geht richtig an die Substanz."
Zahl der Freiwilligen gestiegen
Über Nachwuchsprobleme scheint man sich bei der Bergrettung indes keine Sorgen machen zu müssen. "Wir freuen uns sehr, dass die Zahl unserer freiwilligen Mitglieder im Vorjahr neuerlich leicht gestiegen ist", sagte Stefan Hochstaffl, Präsident der Österreichischen Bergrettung. Um besser mit belastenden Einsätzen umgehen zu können, werde die professionelle Unterstützung für solche Situationen ausgebaut, hieß es.
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