Wie das Uhrmacherhaus aus 1710 perfekt wurde
LINZ. Carl Zerrmayr jun. verbaute an der Promenade 3 am Taubenmarkt 13,5 Tonnen Marmor und ließ 100 Quadratmeter Korallen-Mosaik mit Seepferd anbringen.
Immer wieder sind am Taubenmarkt in Linz Passanten zu beobachten, die ziemlich lange nach oben schauen und manchmal sogar das Einsteigen in den Autobus vergessen.
Ihre Blicke sind vom optisch wohl prominentesten Eck am Platz wie magisch angezogen. Denn das Haus Promenade 3, früher viele Jahre Heimat der Uhrenwelt der Familie Zerrmayr, hat einen Aufbau bekommen, der moderner nicht sein könnte. Drei Etagen recken sich glasdurchsetzt mit 100 Quadratmetern Korallenmosaik in die Höhe.
Auch ein Seepferd ist zu sehen
"Ich wollte ein Motiv, mit dem niemand rechnet", sagt Carl Zerrmayr, der Eigentümer des Hauses. Sogar ein Seepferdchen ist zu sehen. Ganz oben machen 160 Quadratmeter Dachterrasse mit einem Rundumblick den Aufbau perfekt. Der Generalumbau fand 2016 bis 2018 statt und verdoppelte die Nutzfläche des Hauses.
"Für mich gibt es nur das Schönste und Beste. Kompromisse mache ich nicht", sagt Carl Zerrmayr. Er ist Uhrmachermeister wie sein Vater Hubert, sein Opa Carl und sein Uropa Ludwig, dessen Vorname Zerrmayr noch immer in seiner Firma führt.
Projekte statt Uhrenhandel
Mit dem Uhrenhandel hat Carl Zerrmayr, der bis 1990 die Uhrmacherei betrieb, längst nichts mehr zu tun. Er ist Projektentwickler, lebt in Monaco und Italien, manchmal an einem verschwiegen-charmanten Ort im Mühlviertel und gibt sich seiner Leidenschaft, dem Bauen, hin.
Ziemlich ausgelebt hat er diese im Haus Promenade 3, das er nicht erbte, wie er stets betont, sondern aus seiner Familie per Vertrag erwarb. Auch mit einem zweiten Ondit räumt der Ästhet, für den nur das Schönste in Frage kommt, auf. "Ich musste das Uhrmachergeschäft nicht schließen. Ich tat es freiwillig, weil bereits damals die Zeichen der Zeit in der Uhrenbranche auf Veränderung standen", so Zerrmayr.
Die Wurzeln des Hauses Promenade 3 gehen bis ins Jahr 1710 zurück. Damals war es Obere Vorstadt und wies die Hausnummer 42 auf. Bis 1777 gehörte es dem Fleischhacker Jakob Sailer. Auch später war es bürgerlich.
Es wurde oft umgebaut. 1859 stockte es der Linzer Dombaumeister Johann Rueff für Carl Zerrmayr sen. auf. Rueff hinterließ in Linz auch mit der Don-Bosco-Kirche und dem Jugendwohnheim "Guter Hirte" in der Baumbachstraße seine Handschrift.
Größte Uhrenwerkstatt Österreichs
1929 wurde an der Promenade 3 das "Hintergebäude" umgestaltet. Das tat Stadtbaumeister Carl Magnus Pader, der in Linz etwa auch das frühere Hotel Roter Krebs an der Donaulände entwarf.
Die hohe Zeit der Uhrmacherfamilie Zerrmayr begann Mitte des 19. Jahrhunderts. Ludwig Zerrmayr, der Uropa des heutigen Besitzers, erweiterte das Geschäft auf zwei Stockwerke. Neben dem Handel wurden eigene Zerrmayr-Uhren gefertigt.
Im Zweiten Weltkrieg arbeitete die Uhrenwerkstatt, mittlerweile die größte Österreichs, mit der Hamburger Firma Wempe für die deutsche Kriegsmarine. Nur Zerrmayr in Linz und Wempe in Hamburg erfüllten die hohen Anforderungen zur Wiederinstandsetzung der Marinechronometer und Lange-&-Söhne-U-Boot-Stoppuhren.
"Auch bei mir gab es bis 1990 Zerrmayr-Armbanduhren", sagt Carl Zerrmayr. Er hat sein Elternhaus, in dem er mit den Schwestern Maria, Franziska und Felicitas aufwuchs, die mit seiner Mutter Felicitas Zerrmayr das Geschäft mit vielen Angestellten führten, aufgestockt und daraus ein Mietshaus gemacht.
Straßenseitig, im 313 Jahre alten, sanierten Kern mit freigelegter Säule, sind die Bäckerei Danecker und Surace-Eis eingemietet, darüber etwa ein Schönheitsstudio und eine Arztpraxis. Die Penthouse-Etage umfasst drei Einheiten über zwei Ebenen mit offenen Kaminen und einem Lift, der bis zur Dachterrasse führt.
Ein Penthouse ist frei
Eines dieser Luxus-Domizile ist derzeit frei. Carl Zerrmayr hat alles selbst ausgesucht und oft selbst Hand angelegt. Das Mosaik, handgefertigt nach Entwurf, stammt von der italienischen Firma Bisazza, die in Montecchio Maggiore bei Vicenza beheimatet ist. Auch der Marmor (13,5 Tonnen) kommt aus Italien. Die Steinplatten wurden millimetergenau wandhoch gesägt, damit keine Fuge stört.
Welche Uhr trägt eigentlich der Hausherr, der früher als Uhrmachermeister auch bei Firmen mit klingenden Namen wie Schullin und Bucherer in Wien, Dallinger in Salzburg, Huber in München sowie in St. Moritz gearbeitet hat? "Seit 40 Jahren gar keine mehr", sagt er und lacht.
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Sehr interessanter Artikel. Danke OÖN.
Ich finde die Erweiterung des Hauses auch sehr gelungen und staune auch regelmäßig beim Vorbeigehen.
Also mir gefällt es sehr. Diesen Kontrast alt und neu finde ich sehr gelungen.
Außerdem: So ein Mosaik, das hat schon was.....
wer kann der kann😁😁😁
Immo-Werbung.
Gelungen👍
Alt und Neu vereint.
.
Geschmäcker sind natürlich verschieden aber uns gefällt es.
Und: Bei weitem schöner als zuvor.
👍
Das Einsteigen in den Autobus vergessen Passanten wohl eher, weil sie sich denken, dass man ein Haus nur so verschandeln kann.
In einem Stadtkern, wo rund herum eher alte Häuser stehen, so einen Glasklotz draufzupfropfen kann und will ich nicht verstehen.
Da lobe ich mir in Salzburg die Altstadtkommission, die so was verhindert hätte.
Der nichtssagende Aufbau hätte schon aus Denkmalschutzgründen nie passieren dürfen. Aber in Linz ist eh schon alles Wurscht.