Linzer in Barcelona ausgeraubt Bankleiter als rettender Engel

OÖN: Herr Frei, was war das für ein Gefühl, in Linz zu landen, nach der Odyssee?

Frei: Ich muss sagen, ich war sehr erleichtert. Ich hab selten so viel Glück und Unglück zusammen gehabt. Zwei Stunden, nachdem ich die Anzeige bei der Polizei gemacht habe, hab ich zufällig ein Pärchen aus Wien kennengelernt. Ich hab ihnen meinen Vorfall geschildert, und der Herr hat spontan in die Tasche gegriffen und mir 100 Euro gegeben.

OÖN: Wann haben Sie den Diebstahl bemerkt?

Frei: Es war in der U-Bahn, ich wollte zum Autoverleiher, deshalb hatte ich Personalausweis, Kreditkarte und all die anderen Papiere bei mir. Ich musste nur drei Stationen fahren, also bin ich in der Nähe der Tür stehen geblieben. Dann, kurz bevor die U-Bahn losfährt, bekomm ich von links einen Stoß, zieh die Hand aus der Hosentasche, um mich anzuhalten, da spür ich, wie mir jemand die Geldtasche aus der Hose rauszieht. Das alles ist in zwei, drei Sekunden passiert.

OÖN: War Ihnen sofort Ihr Dilemma bewusst?

Frei: Ja, sofort. Ich hab gleich meine Gattin angerufen. Sie hat Kredit- und Bankomatkarte sperren lassen.

OÖN: Wie ging’s weiter?

Frei: Ich bin zur Leihwagenfirma, die haben mir gesagt, wo Polizei und Botschaft sind.

OÖN: Warum hat Ihnen die Botschaft nicht geholfen?

Frei: Es war Freitag, kurz nach 13 Uhr. Die hatten bereits geschlossen.

OÖN: Ihre Frau hat Ihnen dann eine Kopie Ihres Passes gefaxt – warum ist sie gerade zur Bank gefahren?

Frei: Weil mir nichts anderes eingefallen ist. Wir haben zu Hause zwar ein Fax, aber keinen Kopierer, und ich musste meinen Pass, der zuhause war, kopieren lassen. Das hat ja alles schnell gehen müssen.

OÖN: Aber Sie hatten einen rettenden Engel?

Frei: Ja, der Herr Hahn, den Bankleiter der Hypo-Filiale in der Griesmayerstraße. Er hat mir seine Kreditkartendaten gegeben, damit ich einen Flug nach Linz bezahlen kann.

OÖN: Ziemlich ungewöhnlich, oder?

Frei: Sehr ungewöhnlich. Wer gibt – auch wenn der Andere Kunde ist – seine ganz persönlichen Daten her? Das war ein riesiges Vertrauen, wofür ich mich noch mal ganz herzlich bedanken möchte.

OÖN: Wenn Herr Hahn nicht gewesen wäre, was hätten Sie gemacht?

Frei: Ich sag Ihnen ganz ehrlich: Ich hätte nicht gewusst, was ich tun soll. Ich hätte bis Montag warten müssen, bis die Botschaft aufmacht, aber ohne Geld ...

OÖN: War’s das mit Barcelona?

Frei: Nein, ich fahre nächstes Jahr wieder hin. Ich hab ja einige Sachen nicht gesehen, und es ist wunderschön dort.

OÖN: Nächstes Jahr Barcelona, was machen Sie anders?

Frei: Ich werde mir ein Hotelzimmer nehmen mit Tresor und meine Papiere und alles reingeben. Und keine Geldtasche mehr einstecken, sondern nur loses Geld.