JoWooD: Nach den Erfolgen war im Jahr 2011 "Game over"
EBENSEE. In den 90er und 2000er Jahren war das Ebenseer Studio fixe Größe auf dem deutschsprachigen Markt
Im Jahr 1995 gründeten vier Gaming-Pioniere in Ebensee die Firma "JoWooD", ein Entwicklungsstudio für Computerspiele. Mit der Wirtschaftssimulation "Industriegigant" konnten die Oberösterreicher 1997 einen internationalen Hit verbuchen, der sich mehrere Hunderttausend Mal verkaufte und damals zu einem der erfolgreichsten Spiele im deutschsprachigen Raum wurde.

Dass "JoWooD" mit bloß vier Mitarbeitern in nur einem Jahr 20 Millionen Schilling umgesetzt hatte, war den OÖN einen großen Artikel wert. "Der Computer und die neuen Medien spülen neue Unternehmen hoch – ein dezentraler Standort wie Ebensee hat dabei keine schlechten Karten", schrieben die OÖN damals. Denn: "In schöner Umgebung fällt bei den Kreativen möglicherweise leichter der Groschen." Doch die Wahl des Standortes Ebensee hatte vor allem wirtschaftliche Gründe: Er sei billiger gewesen als eine große Stadt wie Salzburg, erinnert sich Johann Schilcher (63), der als Game-Designer damals Ideen und Regeln für die Computerspiele entwickelte und den grafischen Look bestimmte.
Programmierer des Quartetts war Schilchers Schwager Dieter Bernauer-Schilcher, als Grafiker werkte Johann Reitinger. Mit Andreas Tobler hatten die Ebenseer einen Marketingfachmann an Bord, der bereits bei "Max Design" Erfahrung gesammelt hatte. Dieses Studio aus Schladming zeichnete übrigens für den Aufbauspiel-Hit "Anno 1602" verantwortlich, aus dem die "Anno-Serie" entstand, die sich bis heute mehrere Millionen Mal verkaufte.
Publisher von Kultspielen
Die Oberösterreicher waren damals nicht nur Entwickler, sondern auch als Publisher aktiv, etwa für die Fantasy-Rollenspielserie "Gothic" der deutschen Entwickler von "Piranha Bytes", die in Fankreisen Kultstatus erlangten.
Von Erfolgen beflügelt, setzte "JoWooD" auf massive Expansion und begann in Deutschland mehrere Studios zu übernehmen. Man beschäftigte in Hochzeiten rund 200 Mitarbeiter und erzielte Umsätze in Höhe von mehr als 20 Millionen Euro. Der Gang an die Börse im Jahr 2000 sollte Geld bringen für die Umsetzung neuer Ideen "und um uns nicht von einem US-Publisher wie Electronic Arts die Preise diktieren zu lassen", sagt Schilcher. Doch das Gegenteil sei passiert. Danach hätten Investoren bestimmt, wann welches Spiel erscheinen solle.
Dass der Börsengang von "JoWooD" im Jahr 2000 zeitlich mit dem Platzen der internationalen "Dotcom"-Blase zusammenfiel, erwies sich ebenso als Nachteil. Hinzu kamen auch einige Spiele, die floppten. 2011 hieß es "Game over" für "JoWooD", nachdem das Unternehmen Insolvenz anmelden musste.
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