Zwei Brüder, die das Feld abräumten
WENG/HANDENBERG. Landesbewerb: 27 Pflüger ackerten am Samstag auf Wenger Boden um die schönste Furche im ganzen Land – Handenberger Christian Eder siegte und pflügt nun auf Bundesebene.
Schnurgerade ist die Spaltfurche des jungen Handenbergers, der mit seinem Traktor am Parzellenrand steht. Gelassen passt er erneut mit Rollmeter, Schraubenschlüssel und Notizbuch seinen Pflug auf den Wenger Boden an, ehe der Startschuss für die nächste Aufgabe fällt. An diesem heißen Samstag wird schließlich nichts dem Zufall überlassen. Ein Lokalaugenschein über den bliebten Wettbewerbssport mit Traktor, Pflug und Maßband und die Suche nach der Antwort auf die Frage: Warum ziehen die Handenberger immer wieder weit und breit und manchmal sogar weltweit die schönsten Furchen?
Schon in den ersten paar Minuten ist klar: Pflügen ist nichts für Grobmotoriker. „Jeder Zentimeter hat eine große Auswirkung auf dem Feld“, sagt Andreas Eder von der Landjugend Handenberg und finalisiert den Pflug-Feinschliff mit einer halben Schraubschüsselumdrehung. Unweit von Andreas beackert gerade sein Bruder Christian seine Parzelle. Nach strengem Blick kehrt bei ihm offensichtlich Zufriedenheit über seine getane Feldarbeit ein. Zurecht. Nach dem stundenlangen Wettbewerb siegt Christian in der Kategorie Drehpflug spezial, Bruder Andreas wurde in der Beetpflugklasse bester Newcomer.
Von Überraschungssieg ist in diesem Fall eher nicht die Rede, denn die Handenberger haben beim Pflügen seit Jahren den Dreh raus. Warum sind die so gut? Variante eins: Das Talent liegt in der Familie. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte mit Martin Kirnstedter, der sich 2002 in der Schweiz den Weltmeistertitel holte. Auch Kirnstedters Cousin – Stefan Esterbauer – pflügte mit der Weltelite erfolgreich um die Wette und wurde Weltmeister im Graslandpflügen. Mehrere Goldmedaillen auf Landesebene, zwei Goldmedaillen auf Bundesebene und eine WM-Teilnahme 2019 in Minnesota lautet der Stand auf dem Erfolgskonto von Stefans Bruder, Bernhard Esterbauer.
Die Familiengeschichte ist noch nicht zu Ende erzählt: Die Eder-Brüder sind nämlich die Cousins der Esterbauers. „Ich gebe natürlich mein Wissen weiter und unterstütze meine Cousins beim Training und mit der Erfahrung, die ich gemacht habe, damit sie im Idealfall nicht dieselben Fehler machen wie ich“, sagt Bernhard, der als Oberrichter im Einsatz ist und schaut, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Variante zwei: trainieren, trainieren und noch einmal trainieren. „Da brauchst die Leute dazu und wir haben sie. Bei uns wird das Wissen weitergegeben und es steckt schon sehr viel Training dahinter“, sagt Handenbergs Landjugendchef Robert Leimhofer, der mit einer Gruppe zum Daumendrücken nach Weng gekommen ist.
Wir sind Weltmeister
Österreich gilt mit gesamt 15 WM-Titeln neben Irland als eine der besten Pflügernationen der Welt. Oberösterreich ist das stärkste Pflüger-Bundesland. „Die Faszination am Pflügen ist sicher die Präzision am Feld“, sagt Esterbauer. Fast 60 Jahre ist es her, dass das Pflügen zum landwirtschaftlichen Leistungssport wurde. Weshalb aus der notwendigen Arbeit ein Bewerb wurde, ist ungewiss. Es wird allerdings seitens der Landjugend-Leitung vermutet, dass man durch Wettbewerbe die Menschen dazu bewegen konnte, sich mit einer Materie intensiv zu beschäftigen.
Ein kluger Schachzug für die Feldarbeit, denn das Pflügen ist in der Landwirtschaft weit mehr als nur Boden lockern. „Pflügen ist der erste Pflanzenschutz“, sagt Johannes Höftberger aus Weibern, der ebenfalls schiedsrichterte. Etwaige Pilze und Virosen werden beim Pflügen tief in die Erde eingegraben und schädigen die nächste Aussaat nicht. Verständlich, dass beim Bewerb kein Bewuchs mehr sichtbar sein darf, ansonsten gibt es Minuspunkte.
Die Ergebnisse:
Drehpflug standard:
1. Christian Eder, Handenberg
2. Martin Rapperstorfer, Steinerkirchen/Fischlham
3. Peter Flotzinger, Kremsmünster
Drehpflug spezial:
1. Karl Scherrer, Schardenberg
2. Andreas Gstöttenmayr, Alberndorf
3. Gerald Doppermann, Esternberg
Beetpflug:
1. Stefan Steiner, Kremsmünster
2. Gerlad Seiberl, Reichenau
3. Bernhard Keferböck, Sipbachzell
Beste Newcomer:
Andreas Eder, Handenberg
Robert Klausner, Waldneukirchen