Ines im Glück
AUROLZMÜNSTER. Ines Kahrer (27) holte bei der Europameisterschaft im Kraftdreikampf die Bronzemedaille.
Es ist passiert. Endlich. Nach einer Disqualifikation (2019) und zwei vierten Plätzen (2021 und 2022) hat Ines Kahrer bei der Europameisterschaft 2023 im Kraftdreikampf Equipped „zugeschlagen“. Im dänischen Thisted erkämpfte sich die 27-Jährige mit einer Gesamtleistung von 550 Kilogramm die Bronzemedaille. Neben der großen, durfte sich die Sportlerin noch zwei kleine Medaillen für ihre Leistungen in den einzelnen Disziplinen umhängen: Bronze in der Kniebeuge und Gold im Bankdrücken. Vor allem Letzteres konnte die Innviertlerin nur schwer fassen. „Ich bin mit meinem Trainer vor dem Bildschirm gestanden und habe gesagt: Stell dir vor, die anderen machen jetzt ein Radl (kein gültiger Versuch in der Wertung, Anm. der Red.) – dann könnte sich in der Gesamtwertung Bronze ausgehen. Und genau so ist es dann gekommen“, freut sich Ines Kahrer.
Dabei hatte zu Beginn des Wettkampfes noch nichts auf dieses Glücksgefühl hingedeutet. Nach einer schwierigen Vorbereitung samt zweiwöchiger krankheitsbedingter Pause war gleich der erste Versuch von Ines Kahrer bei der EM ungültig. Ausgerechnet in ihrer Lieblingsdisziplin: der Kniebeuge. „Diesmal bin ich aber ganz ruhig geblieben. Ich wusste, das wird was“, sagt die Sportlerin aus Aurolzmünster – und behielt Recht. Am Ende brachte sie 225 Kilogramm in die Wertung. „Ich habe mich dabei so gut gefühlt, dass ich mir sogar mehr zugetraut hätte.“
Die erste Goldene
Das „Mehr“ schaffte Ines Kahrer beim Bankdrücken. Mit 142,5 Kilogramm holte sie Gold, ihr erstes in einer Einzel-Disziplin. „So ein Erfolgserlebnis ist natürlich ein enormer Schub fürs Selbstvertrauen“, sagt die 27-Jährige. Als dann auch noch zwei Konkurrentinnen besagtes „Radl“ beim Bankdrücken kassierten, „da war mir klar, dass es diesmal mit ziemlicher Sicherheit für eine Medaille reichen wird.“ Um die nicht mehr zu gefährden, stieg Kahrer beim abschließenden Kreuzheben bewusst leicht ein: Mit 172 Kilogramm. Schlussendlich brachten ihr 182,5 Kilogramm die lange ersehnte Bronzemedaille ein. „Ich wollte im letzten Versuch noch 187 schaffen, habe das Gewicht aber nicht hochgebracht. Das war aber egal, ich habe es mit einem Lachen fallen gelassen“, sagt die Kraftdreikämpferin.
Ihre Liebsten haben den Erfolg der Sportlerin zuhause im Livestream mitverfolgt. Bei einem gemeinsamen Brunch. „Meine ganze Familie und meine Freundin Bianca waren bei meiner Schwester. Sie haben mich dann alle zusammen angerufen und mir bei dieser Telefonkonferenz gratuliert“, sagt Kahrer, deren österreichische Kollegen bei der EM mit den Plätzen zwei, drei und fünf ebenfalls erfolgreich waren.
Eine kurze Pause
Zurück im Innviertel machte Ines Kahrer eine Woche lang Pause. „Da habe ich wirklich keinen Finger gerührt. Zumindest sportlich.“ Genug Zeit, damit die Schrammen vom engen Equipment verheilen. Doch nur Tage nach ihrer Rückkehr nahm die 27-Jährige das Training wieder auf. Denn neben der Europameisterschaft in Dänemark möchte sie in diesem Jahr noch an weiteren Wettkämpfen teilnehmen: der Europameisterschaft im Bankdrücken in Frankreich, der Weltmeisterschaft im Kraftdreikampf in Litauen und den Staatsmeisterschaften im Herbst. „Ob sich das alles ausgeht, ist aber fraglich, denn unser Verband schwimmt nicht gerade in Geld. Trotzdem will ich im Fall der Fälle vorbereitet und fit sein. Außerdem hat mir diese Medaille einen extremen Motivationsschub gegeben“, sagt die Innviertlerin.
Neben ihren Trainingseinheiten und der Arbeit als Physiotherapeutin hat Kahrer aktuell noch ein paar andere „Baustellen“. Sie übersiedelt mit ihrer Praxis von Ried nach Tumeltsham und in wenigen Wochen wird ihr Haus, das sie gemeinsam mit Freundin Bianca baut, aufgestellt. Dort hat die 27-Jährige dann einen eigenen Trainingsraum. Dekoriert wird der mit den zahlreichen Pokalen und Medaillen, die sie und Bianca im Laufe der Jahre durch ihre sportlichen Leistungen gesammelt haben. „Fix ist, dass die Bronzemedaille aus Dänemark einen ganz besonderen Platz bekommen wird“, sagt Kahrer.
Fest steht für die erfolgreiche Sportlerin auch, dass sie weiter an dieser Sammlung arbeiten wird. „Nach so einem Erfolg ist der Biss wieder ein anderer. Außerdem weiß ich: Da geht noch mehr.“