Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Früher, da war der Wahlsonntag noch viel festlicher"

Von Magdalena Lagetar und Thomas Streif, 26. September 2019, 17:04 Uhr

BRAUNAU. Wahllokal: Der Braunauer Günter Weibold ist seit 28 Jahren Wahlbeisitzer. Er spricht über seine Aufgaben und Veränderungen.

Wenn am Sonntag die Österreicher zur Wahl gerufen werden, sitzt Günter Weibold schon längst an seinem Tisch im Wahllokal. Seit knapp drei Jahrzehnten ist der SPÖ-Gemeinderat schon Wahlbeisitzer. Ein jeder Wahlsonntag läuft für den routinierten Braunauer damit gleichermaßen ab: Zuerst die Unterweisung des Wahlkomissions-Vorsitzenden, dann die Verteilung der Aufgaben. Weibold ist meistens Schriftführer. So auch am kommenden Sonntag, wenn er im Kindergarten Neustadt die Informationen von den Wahlkarten abschreibt. "Es gibt da ein korrektes Prozedere, das genau eingehalten wird" sagt Weibold. Seit der Wahl-Wiederholung bei der Bundespräsidentenwahl sei man noch genauer, sagt er.

Früher festlich, heute leger

Das sei aber nicht das einzige, das sich im Laufe der Jahre geändert habe. "Früher, da war ein Wahlsonntag viel festlicher", berichtet er. Da haben sich die Leute in Schale geworfen, wenn sie ins Wahllokal gegangen sind, sie haben auf ihre Kleiderwahl geachtet und ihre schönen Sachen angezogen, das hat man schon gemerkt", erinnert er sich. Man sei auch gemeinsam wählen gegangen.

Heute sei die Kleiderwahl legerer, aber auch das sei gut. "Hauptsache die jungen Leute geben ihre Stimme ab", sagt Weibold. Ihn freut, dass unter den Wählern sowohl jüngere als auch ältere sind. "Man merkt aber schon auch, dass für die älteren Wähler der Wahlvorgang mit einem gewissen Respekt betrachtet wird. Weil die halt noch wissen, dass dieses Recht nicht immer selbstverständlich war", sagt Weibold. Früher öffnete das Wahllokal schon um sieben Uhr in der Früh, heute erst eine Stunde später, das habe sich auch geändert.

"Früher, da war der Wahlsonntag noch viel festlicher"
Günter Weibold, Wahlbeisitzer seit 1991

Er selbst wählt übrigens gar nicht in dem Wahllokal, in dem er Beisitzer ist. "Meins ist in der Arbeiterkammer. Weil die dort gleichzeitig öffnen wie wir, muss ich mich kurz von meinem Kollegen vertreten lassen", erzählt er.

Wer übrigens Warteschlangen vor dem Wahllokal vermeiden möchte, dem rät Weibold, die Stoßzeiten zu meiden. "Die meisten kommen entweder gleich in der Früh oder am Nachmittag nach dem Mittagsschläfchen", sagt er. Die Flautezeiten sind zu Mittag, aber man merke auch, wann die Messen sind, sagt Weibold.

So ein Wahlsonntag könne sich zwar schon hinziehen, aber er hilft gerne mit, "den demokratischen Vorgang zu unterstützen", sagt der 71-Jährige. Und manchmal gibt’s auch was zum Schmunzeln. "Einmal ist ein Mann mit einem Kindergartenkind in die Wahlkabine gegangen. Das hat dann laut gerufen: Die Mama hat gesagt, du musst Grün wählen", sagt Weibold und lacht. Der Vater des Kindes sei aus der Kabine aber rot herausgekommen...

Die Stimmung sei immer sehr angenehm und korrekt. Manchmal muss der Wahlleiter eingreifen und Diskussionen unterbinden. "Wenn da zwei Wähler lautstark diskutieren, dann werden sie gebeten, das bitte draußen zu tun", sagt Wei–bold. Der Wahlleiter sei auch derjenige, der bei Verstößen einschreiten müsse. "Wenn also einer zum Beispiel in der Wahlkabine ein Selfie macht, dann müsste er das Foto vor den Augen des Wahlleiters löschen", sagt Weibold. Vorgekommen sei das aber noch nie. Ob Kinder mitkommen dürfen, entscheidet der Wahlleiter. "Wenn sie lesen können, dann dürften sie eigentlich nicht mit", so Weibold. Dann sei die Wahl ja nicht mehr geheim. Wahlwerbung sei außerdem strikt verboten. "Da geht es dann um die kleinen Sachen, wie zum Beispiel Kugelschreiber der Parteien", sagt der Braunauer.

Tag nach der Wahl: Wahlkarten

Um 15 Uhr schließt das Wahllokal, dann geht es an die Auszählung der Stimmen. Um die 700 Wahlberechtigte können kommen, meistens werden 450 bis 500 Stimmen abgegeben. Eindeutig sind die Stimmzettel aber nicht immer. "Wenn zum Beispiel einer ‘Strache’ oder früher nur ‘Haider’ auf den Zettel schreibt, obwohl er eigentlich den Braunauer Gemeinderat wählen müsste", sagt Weibold. Das Wichtigste für eine gültige Stimme sei, dass der Wählerwille klar erkennbar ist. Oft müsste man auch Beleidigungen lesen, das sind dann klare ungültige Stimmen.

Der Wahlsonntag endet für Weibold vor dem Fernseher. Das Auszählen geht aber am nächsten Tag weiter. "Ich bin auch in der Bezirkswahlbehörde. Wir müssen am Montag um die 10.000 Wahlkarten-Stimmen auszählen", sagt er. Das dauere einen ganzen Arbeitstag. "Es wäre besser, wenn die Wahlkarten am Wahlsonntag in den jeweiligen Lokalen einfach mitgezählt werden könnten", sagt Günter Weibold.

Franz Steinhofer ist seit 40 Jahren für die Wahlen in Taiskirchen mitverantwortlich
Franz Steinhofer und Johann Weirathmüller vor dem Gemeindeamt Bild: Streif

Franz Steinhofer ist seit 40 Jahren für die Wahlen in Taiskirchen mitverantwortlich

Rund 2500 Einwohner hat die Marktgemeinde Taiskirchen. 1950 von Ihnen sind am kommenden Sonntag bei der Nationalratswahl stimmberechtigt. „Es gibt viele Fristen, die wir einhalten müssen. Die heiße Phase beginnt drei, vier Wochen vor der Wahl“, sagt Taiskirchens Bürgermeister Johann Weirathmüller. Mit seinem Mitarbeiter Franz Steinhofer, der für die Abwicklung der Wahlen in Taiskirchen verantwortlich ist, kann Weirathmüller auf einen echten „Routinier“ setzen. Seit vier Jahrzehnten kümmert sich Steinhofer um die Wahlabwicklung. Ende des Jahres geht er in Pension, für ihn sind es also die letzten Wahlen.

Rund 30 Taiskirchner geben für die Wahl ihre Stimme aus dem Ausland ab. Nicht immer kommen die Wahlkarten rechtzeitig retour. „Wir hatten schon einmal den Fall, dass eine Wahlkarte aus Kuwait erst Monate nach dem Urnengang bei uns eingetroffen ist“, erzählt Steinhofer.

Die Zahl der beantragten Wahlkarten sei in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. „Wir gehen davon aus, dass wir heuer auf rund 300 Wahlkarten kommen“, so Steinhofer. In Taiskirchen gibt es drei Wahllokale, die von 7.30 Uhr bis 13 Uhr geöffnet haben. In jedem Wahllokal gibt es einen Wahlleiter und drei Beisitzer, diese werden von der VP und FP gestellt, Vertreter der SP und Grüne, die ebenfalls im Taiskirchner Gemeinderat sitzen, sind als Wahlzeugen mit dabei. Insgesamt benötige man, inklusive der Stellverteter, rund 40 Personen für eine ordnungsgemäße Abwicklung der Wahl, so Bürgermeister Weirathmüller, der als Gemeindewahlleiter der Hauptverantwortliche ist. Meist seien die Stimmen bis zirka 15 Uhr ausgezählt, anschließend werden die Wahlergebnisse online nach Linz übermittelt. Bis 17 Uhr ist das Ergebnis streng geheim. „Darauf weise ich jedes Mal noch einmal ausdrücklich hin“, so Weirathmüller, der in Taiskirchen mit einer Wahlbeteiligung von bis zu 80 Prozent rechnet.

Die Wahlkarten werden erst am Montag von der Wahlbehörde der Bezirkshauptmannschaft Ried ausgezählt.

bilder_markus
Rudolf Greiner Bild: VOLKER WEIHBOLD

Wer keinen Ausweis dabei hat, muss der Mehrheit der Wahlbehörde bekannt sein

Wer absichtlich ungültig wählt, tut dies erfahrungsmäß eher als Urnengänger, bei Wahlkartenwählern kommt dies seltener vor. Umgekehrt passiere es bei den Wahlkarten gar nicht selten, dass die rückseitige eidesstattliche Erklärung nicht unterschrieben wurde. „In diesen Fällen ist die Stimmabgabe ungültig“, so Schärdings Bezirkshauptmann Rudolf Greiner auf Anfrage. Was geschieht, wenn ich beim Urnengang die Wahl-Informationskarte nicht mithabe?

„Diese Karte dient nur der Information. Wenn man einen Lichtbildausweis dabei hat, darf man in jenem Sprengel, in dem man in der Wählerevidenz geführt wird, natürlich auch ohne die Informationskarte wählen.“ Was, wenn ich auch keinen Ausweis dabei habe? „Dann ist man dennoch zur Stimmabgabe berechtigt, wenn man der Mehrheit der Mitglieder der jeweiligen Wahlbehörde bekannt ist und kein Einspruch erhoben wird.“

Darf ich jemanden in die Wahlkabine mitnehmen? „Wahlen sind grundsätzlich geheim. Ob Kinder in die Kabine mitdürfen, muss die Wahlbehörde im Einzelfall entscheiden. Grundsätzlich geht es um die Wahrung des Wahlgeheimnisses.“ Kriterium könnte zum Beispiel sein, ob das Kind schon lesen kann. Beeinträchtigte dürfen eine Begleitperson mitnehmen, müssen aber in der Lage sein, diese dem Wahlleiter zu bestätigen.

 

Allerlei zur und von der Wahl

  • Von wegen geheim: Ein Mann geht mit einem Kindergartenkind in die Wahlkabine. Dann hört man es laut sagen: Papa, die Mama hat gesagt, du musst Grün wählen. Rausgekommen ist der Vater dann aber eher rot...
  • Fragen und Unklarheiten: Das Innenministerium hat zur Nationalratswahl bis inklusive Samstag, 28. September (bis 16 Uhr, an den anderen Tagen von 7.30 bis 17 Uhr), eine (vom Inland aus kostenlose) Hotline eingerichtet, über die Fragen beantwortet werden. Die Nummer: 0800202220.
  • Wahlsprengel: Sie dienen in größeren Gemeinden dazu, den Wahlvorgang zu beschleunigen und sind laut Paragraf 53 der Nationalrats-Wahlordnung so abzugrenzen, „dass am Wahltag in einem Wahlsprengel durchschnittlich höchstens siebzig Wähler in der Stunde abgefertigt werden müssen.“
  • Aufenthalt im Wahllokal: Im Wahllokal dürfen sich nur Personen der Wahlbehörde und deren Hilfsorgane, Wahlzeugen, Ordnungshüter und akkreditierte Personen aufhalten. Die Wähler müssen das Wahllokal gleich nach Abgabe ihrer Stimme verlassen.
  • Außergewöhnliche Ereignisse: Treten Sie ein, kann die Wahlbehörde die Wahl auf den nächsten Tag verschieben.
  • 167.189 - Innviertel: So viele Menschen dürfen im Innviertel zur diesjährigen Wahl antreten.
  • 76.045 - Bezirk Braunau: Mit dieser Anzahl an Wahlberechtigten ist der Bezirk Braunau der größte Wahlbezirk im Innviertel.
  • 46.593 - Bezirk Ried: Im Bezirk Ried sind es knapp 30.000 weniger Leute, die ihr Kreuz am Wahlzettel machen dürfen.
  • 44.551 - Bezirk Schärding: Im einwohnermäßig kleinsten Bezirk des Innviertels, sind die wenigsten Menschen wahlberechtigt.
  • 249 - Mayrhof: Am schnellsten sind die Stimmen im Innviertel wohl in der Schärdinger Gemeinde ausgezählt. Mit 249 befinden sich dort die wenigsten Wahlberechtigten.
  • 271 - Mörschwang: Die Rieder Gemeinde liegt nur knapp hinter Mayrhof. Auch hier wird sich der Wahlleiter über eine zügige Auszählung freuen dürfen.
  • 319 - St. Veit im Innkreis: Die kleine Gemeinde aus Braunau stellt die wenigsten in ihrem Bezirk.
  • 11.603 - Braunau: In der Bezirkshauptstadt geben im Innviertel die meisten Wähler pro Gemeinde ihre Stimmen ab.
  • 8.345 - Ried: Die Messestadt stellt die meisten Wahlberechtigten in seinem Bezirk und ist hinter Braunau die Nummer zwei.
  • 4.103 - Andorf: Die einzige Gemeinde, die die meisten Stimmberechtigten in einem Bezirk hat, ohne die Bezirkshauptstadt zu sein. In Schärding sind nur 3.704 Menschen wahlberechtigt.
  • 80,1 Prozent: So hoch war die Wahlbeteiligung im Innviertel bei der letzten Nationalratswahl 2017. Damit lag man knapp unter dem Wert vom gesamten Bundesland Oberösterreich, wo 81,8 Prozent an der Wahl teilnahmen.
  • 1.433 ungültige Stimmen wurden 2017 in den Wahlurnen im Innviertel abgegeben. Das macht einen Anteil von knapp 1,3 Prozent aller abgegebenen Stimmen aus. Ab wann und warum eine Stimme als ungültig gewertet wird, ist im Bericht rechts nachzulesen.
mehr aus Innviertel

Amag-Sozialpreis: Ein barrierefreies Badezimmer für Wohngemeinschaft

Holzbau: Was, wenn die Fichte wegstirbt?

Informativ, kreativ, besinnlich: Neuer Floriani-Weg fertig

Justizministerin Alma Zadic kam zur Amtseinführung von Gerichtspräsidentin Claudia Hubauer

Autorin
Magdalena Lagetar
Redaktion Innviertel
Magdalena Lagetar
Autor
Thomas Streif
Redaktion Innviertel
Thomas Streif
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen