Neues Werk gibt umfassenden Einblick in die Geschichte eines Innviertel-Teils
INNVIERTEL / RIED. Von der ersten Besiedlung in der Steinzeit bis zu den Hofbesitzern vergangener Zeiten.
Unter dem Titel "Das Landgericht Ried" ist durch Experten des heimischen Landesarchivs in Zusammenarbeit mit bayerischen Experten ein Werk entstanden, das Heimatforschern als glänzende Basis für weitere Forschungen dienen wird – zumal auch in georeferenzierter, digitaler Form verfügbar.
3500 Höfe und Häuser
Ein Werk zum Landgericht Schärding, aus dem heraus das historische Landgericht Ried hervorgegangen ist, ist bereits vor zwei Jahren erschienen. Nun ist in der Ried-Betrachtung zum Beispiel die Geschichte aller Häuser erfasst, die älter als 240 Jahre sind – rund 3500 Höfe und Häuser, die zu dieser Zeit in diesem Gebiet existierten, so die Forscher.
"Das Werk behandelt die Zeit der ersten Besiedlung der Region, die Entstehung des Landgerichts Ried, die Entwicklung der lokalen Grundherrschaftsstrukturen, wie zum Beispiel in St. Martin und Aurolzmünster", sagt Historiker Gerhard Schwentner.
Einige Jahre lang wurde geforscht. "Die ersten menschlichen Hinweise in der Region Ried reichen in die Steinzeit zurück", sagt Historiker Roger Allmannsberger. "Aus der Zeit der neueren Steinzeit häufen sich dann die Funde. Zum Beispiel im Raum Kirchdorf, Geinberg, Sankt Georgen."
In der Bronzezeit wurden "Burgen" gebaut, in der Keltenzeit habe es leichte Besiedlung gegeben, am Inn, entlang der Antiesen und bei Gurten – wobei es im Innviertel drei keltische Stämme gab, so die Forscher. Die Römer waren mit villae rusticae vertreten und Richtung Passau mit Kastellen.
Im Frühmittelalter gehörte das Innviertel zum altbajuwarischen Siedlungsgebiet – mit Kernzone entlang der Antiesen, aber auch Gebieten wie Pattigham und Renetsham. Im neu erschienenen Werk wird zudem abgebildet, wem welche Ortschaften zur Adelszeit gehörten.
In digitaler Form stehen die Daten im digitalen Geschichtsatlas des Landes auf der Plattform "DORIS" zur Verfügung – zum Beispiel Hofnamen, Häusergeschichten und historische Ansichten. "Ein guter Startpunkt für eigene Recherchen", so Kurt Pfleger vom Geschichtsatlas.
So lassen sich auf digitalen Landkarten Häuser anklicken, um statistische Informationen und Einträge aus historischen Dokumenten serviert zu erhalten.
Region Braunau folgt
Das Innviertel kam erst 1779 zu Österreich – angesichts der viel längeren gemeinsamen Geschichte mit Bayern wurde für das neue Werk viel mit bayerischen Experten zusammengearbeitet. Es handle sich um einen Lückenschluss in der historischen Erforschung des Innviertels. Als Nächstes folgen soll ein umfassender Band zum südlichen Innviertel – im Raum Braunau.
"Das Innviertel ist seit jeher eine Herzensangelegenheit der Bayern. Nun ist ein Grundlagenwerk für weitere Forschungen entstanden", so der bayerische Historiker Ferdinand Kramer.