Als in Braunau Marinesoldaten ausgebildet wurden
BRAUNAU. Ein Kuriosum, nämlich dass die K.u.k. Marineakademie von Juni 1915 bis zu ihrer Auflösung 1918 in Braunau stationiert war, ist Anlass für eine besondere Ausstellung.
Gestaltet wird sie vom Historiker Florian Kotanko, vom Heimatforscher Manfred Rachbauer – online ergänzt von seiner Tochter Tamara – und vom Segler Christian Haidinger. Im Gespräch mit den OÖNachrichten verraten die drei erste Details.
Welche historische Bedeutung hatte es für Braunau, dass die Marineakademie herkam?
Florian Kotanko: Der Zauber der Montur ließ die Herzen der Damenwelt höher schlagen, wird berichtet. Eine Kaserne ist natürlich auch ein ökonomischer Faktor, insgesamt waren doch einige hundert Leute da, Auszubildende und Ausbildner. Braunau hatte damals 5500 Einwohner. Es gab aber auch Kriegsgefangenenlager in der Umgebung. Es waren schon ökonomische Strukturen gegeben, die Einkommen für viele Menschen sicherten. Die Braunauer Handwerker haben ja die Lager mit aufgebaut. Ob es über eine kuriose Facette der Braunauer Geschichte hinaus Auswirkungen hatte? Höchstens weil einzelne Ausbildner da geblieben sind. Eine nachhaltige Veränderung der Sozialstruktur durch die Anwesenheit der Marine hat es nicht gegeben. Die drei Gebäude haben dem Staat, der Sparkasse Braunau und der Gemeinde gehört, später hat es noch die Notkaserne in der Ringstraße gegeben, die war ein Gesellenhaus.
Was ist jetzt in den Gebäuden?
Christian Haidinger: In der Notkaserne (Ringstraße 15, jetzt 45) eine Bank, Ärztepraxen, eine Beratungsstelle. In einem anderen Gebäude war bis vor kurzem die Polytechnische Schule, das gehört der Gemeinde und steht zum Verkauf. Im anderen waren eine Schule, eine Glasschleiferei, das Jugendzentrum und Vereine. Das Hauptgebäude in der Salzburger Vorstadt ist im Privatbesitz, Geschäfte, Gastronomie und Wohnungen sind drin.
Die Marine wollte nicht nach Braunau, aber Braunau wollte, dass die Marine kommt. Warum?
Kotanko: Braunau war für die Kriegsmarine eine ungeliebte Notlösung, weil die geografische Lage alles andere als günstig und es für die Kriegsmarine als soziale Schicht ein klarer Abstieg war. Rachbauer: Im Stadtarchiv ist ein Dokument aufgetaucht, in dem zu lesen ist, dass die Gemeindevorstehung die Marinesektion gebeten hat, ob sie nicht endlich sagen können, ob sie nach Braunau kommen. Sonst wären in die Notkaserne russische Flüchtlinge einquartiert worden. Und diese, so steht im Schreiben, ruinieren und verschmutzen die Gebäude. Dieses Schicksal sollte der Kaserne erspart bleiben. Die Marine war da und hat gesagt, was sie braucht – elektrische Beleuchtung, englische Aborte, Umbauten. Die Stadtgemeinde war sehr beflissen, die Gebäude herzurichten, so weit ich weiß ohne Entgelt.
War der Inn damals schiffbar?
Kotanko: Jein. Er war ein Gebirgsfluss, reguliert, aber nicht durch Kraftwerke gebändigt. Haidinger: Salztransporte hat es immer gegeben. Kotanko: In den 20er Jahren hat es sogar noch Dampfschiff-Versuche gegeben. Es gab immer wieder Versuche, die Inn-Schifffahrt wiederzubeleben. Der praktische Unterricht hat am Wolfgangsee stattgefunden.
Was hat Sie bei der Spurensuche auf See und an Land am meisten überrascht?
Haidinger: Dass ich in einem Antiquariat in Rijeka einen Marine-Almanach von 1912 gefunden habe. Der wird ausgestellt. Wir haben natürlich auch die ehemalige Marine-akademie besucht. Die ist jetzt ein riesengroßes Krankenhaus, da ist noch ein Plattenbau dazugebaut worden, furchtbar hässlich. Ich bin ins Stiegenhaus hineingegangen, das sieht wie früher aus. Die alte Fliegerkaserne in Pula steht auch noch, aber es sind keine Fenster mehr drin, sie ist total heruntergekommen. Aber bei vielen Gebäuden lässt die K.u.K.-Zeit grüßen.
Auf welche Besonderheiten sind Sie bei den Recherchen in der Umgebung gestoßen?
Manfred Rachbauer: Eine der kuriosesten Geschichten habe ich von Dietmar Krisai erfahren. Sein Urgroßvater, Jakob Manhartseder, hat sämtliche Uniformen aufgekauft, sie haben bei den Sargträgern und Kutschern bei Begräbnissen Verwendung gefunden.