Gewitter über dem Dachstein: Verletzter harrte Nacht auf schmalem Felsband aus
HALLSTATT. Ein deutscher Alpinist war beim Abstieg vom Niederen Ochsenkogel 20 Meter abgestürzt. Dieter Eder, Leiter der Bergrettung Hallstatt, hat mit den OÖN über den komplizierten Rettungseinsatz gesprochen.
Viel Zeit blieb nicht mehr. 20 Minuten vielleicht, maximal eine halbe Stunde. Dann würden die pechschwarzen Wolken auch den Gipfel einhüllen. Und sie würden nicht nur schlechte Sicht, sondern auch Regen, Blitz und Donner mitbringen. Jener 31-jährige Bergsteiger, der am späten Sonntagabend noch in 2220 Metern Seehöhe stand, wusste um die Gefahren, die ihm am Niederen Ochsenkogel drohten.
Von der Gjaidalm am Plateau des Dachsteins, wo der Deutsche als Kellner arbeitet, war er zu einer Feierabendrunde aufgebrochen. Und vermutlich wäre er auch wieder unversehrt dorthin zurückgekehrt, hätte es ihm beim Versuch, so schnell wie möglich über das mühsame Karstgelände zu gelangen, nicht die Füße ausgerissen. Der 31-Jährige stürzte nach wenigen Metern, fiel über eine Rinne und blieb nach 20 Metern auf einem schmalen Felsband liegen. Gerade noch rechtzeitig. "Es haben nur ein paar Zentimeter gefehlt. Dann wäre er bis an den Wandfuß abgestürzt", sagt Dieter Eder, Ortsstellenleiter der Bergrettung Hallstatt.
Warten im Gewitter
Eder war es, der in den folgenden Stunden einen komplizierten Rettungseinsatz koordinierte. Über Umwege landete der Notruf des 31-Jährigen um 20.47 Uhr bei der Bergrettung. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Gewitter den Dachstein schon erfasst. Der Deutsche, der sich schwer am Knöchel verletzt hatte, musste darin ausharren. Er konnte keinen Meter mehr selbstständig gehen. Moritz Schilcher, Wirt des Wiesberghauses, der eigentlich bereits auf dem Weg ins Tal gewesen war, drehte wieder um und stieg mit einer Bohrmaschine im Rucksack als einer der Ersten zum Verletzten auf. "Wir mussten mehrere Stände bohren, um ihn vom Grasband wieder auf den Weg hinaufhieven zu können", sagt Eder. Der Pilot des Rettungshubschraubers C14 wartete einstweilen im Echerntal bei Hallstatt, um jedes mögliche Wetterfenster ausnutzen zu können.
Um 1.24 Uhr früh begann schließlich eine Rettungsmannschaft, bestehend aus elf Bergrettern, Sanitätern und einem Bergführer, an der Unfallstelle mit dem Aufbau eines Seilgeländers. Zwei Stunden später konnten sie den 31-Jährigen in einer Vakuummatratze zum Gipfelbereich transportieren.
Einsatzende: 6.45 Uhr früh
Die Restwolken hatten sich in der Zwischenzeit aufgelöst, der Rettungshubschrauber, ausgestattet mit einem Nachtsichtgerät, konnte starten. Um vier Uhr früh hob der Hubschrauber vom Niederen Ochsenkogel mit dem Schwerverletzten in Richtung Bad Ischl ab. Dort wird der Alpinist im Krankenhaus medizinisch versorgt. Die Bergretter erreichten schließlich um 6.45 Uhr wieder das Echerntal.
"Es hat ihm... die Füße ausgerissen"?
Mundartlich: er ist ausgerutscht.
Ich helfe Ihnen gerne beim erlernen lokaler Dialekte (soweit ich sie selber kann)