Steyr. „Übermorgen werde ich aus meiner Wohnung delogiert.“ Wenn Silvia Fürweger diesen Satz hört, kann auch sie meist nicht mehr viel tun. Die Sozialarbeiterin des Netzwerks Wohnungssicherung betreut mit einem Kollegen rund 100 Menschen in Steyr und Umgebung, die Schwierigkeiten haben, ihre Wohnungen zu behalten. „Je früher Betroffene zu uns kommen, desto eher können wir helfen“, sagt die 38-Jährige. Schließlich könne die Obdachlosigkeit jeden treffen. „Auch Akademiker kommen zu uns.“
Während früher junge Obdachlose eine absolute Ausnahme gewesen seien, benötigen heute immer mehr Junge Hilfe. „Diese Entwicklung ist erschreckend.“ Besonders häufig schlagen sich Frauen als sogenannte „verdeckte Obdachlose“ mit Übernachtungen bei Bekannten durchs Leben. Eine von ihnen ist die 19-jährige Larissa Mayr (Name von der Redaktion geändert, Anm.), die von einem Tag auf den anderen auf der Straße stand.
Die junge Steyrerin, die nach dem Hauptschulabschluss Leasingarbeiterin im Schichtbetrieb war und ihren Job verlor, gab ihre erste eigene Wohnung auf, um zu ihrem festen Freund zu ziehen. Doch die Beziehung ging in die Brüche. „Während ich schlief, hat er mir die Schlüssel weggenommen. Plötzlich konnte ich nicht mehr in die Wohnung“, sagt Larissa.
Wunsch nach Arbeit
Ihre Mutter, zu der die Beziehung schon lange zerrüttet ist, wollte sie nicht bei sich aufnehmen. Ihrem Vater, der eine neue Familie gegründet hatte, fehlte der Platz. Seither schläft sie abwechselnd bei Freunden. In dieser schwierigen Situation fand Larissa Unterstützung beim Netzwerk Wohnungssicherung. „Wir haben Larissa bei uns im Tageszentrum als obdachlos angemeldet, damit sie wieder eine Meldeadresse hat. Diese ist Voraussetzung, um Familienbeihilfe und Mindestsicherung überhaupt beantragen zu können“, sagt Fürweger. Die Hemmschwelle für Larissa, Hilfe anzunehmen, war groß. „Ich hatte ziemlich Angst, mich offiziell obdachlos zu melden. Aber ohne diese Hilfe würde es mir noch viel schlechter gehen.“
Um ihrem Alltag Sinn und Struktur zu geben, startete Larissa mit der Abendschule und will Matura machen. „Mein Traumberuf ist Kindergärtnerin.“ Nun hat die 19-Jährige dank ihrer Betreuerin Aussicht auf eine eigene Wohnung. „Damit könnte ich wieder auf eigenen Beinen stehen und in Ruhe für die Schule lernen.“ Ihr größter Wunsch ans Christkind ist jedoch eine fixe Arbeit. (rela)
Mit einer Spende an das OÖN-Christkindl unterstützen sie Larissas Rückkehr in ein selbstständiges Leben – IBAN: AT94 2032 0000 0011 1790.
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