"Dezentrale Unterkünfte sind optimal"
KREMS. "Man muss für die Flüchtlinge gute Unterstützungsstrukturen schaffen", sagt Gudrun Biffl, eine der führenden Migrationsexpertinnen in Österreich.
OÖN: Wie kann Österreich von der Zuwanderung profitieren?
Gudrun Biffl: Das Wichtigste ist, sich die Fähigkeiten und die Ausbildung eines jeden Einzelnen anzusehen. Ein Analphabet hat möglicherweise die Fähigkeit, einen Garten oder eine Parkanlage anzulegen. Man muss sich überlegen, wie man für die Personen eine Beschäftigung finden kann. Dazu sollte man sehr rasch mit den Flüchtlingen sprechen, um ihre Fähigkeiten herauszufinden. Auch eine Einbindung in ehrenamtliche Tätigkeiten würde beispielsweise Sinn machen und eine bessere Integration fördern.
Sind kleinere Flüchtlingsunterkünfte ein Vorteil?
Dezentrale und kleinere Unterkünfte mit weniger Flüchtlingen sind optimal. Dort kommt es in der Regel auch zu keinen problematischen Gruppenbildungen wie in Wien oder Linz. Außerdem können hier gemeindeübergreifende Kooperationen in der Integration von Flüchtlingen entstehen.
Die Stimmung in Österreich zwischen links und rechts ist sehr aufgeheizt. Bereitet Ihnen das Sorgen?
Da beide Seiten, links, wie rechts, sehr extreme Positionen einnehmen, macht mir das schon große Sorgen. Für eine gelungene Integration ist das nicht hilfreich. Die Probleme, die es gibt, dürfen aber auch nicht totgeschwiegen werden. Grundsätzlich kann eine produktive Diskussion aber nur auf Ebene einer politischen Mitte geführt werden.