Wiener Börse: Quartalsberichte sind nun freiwillig
WIEN/LINZ. Die meisten Unternehmen, die im Top-Segment notieren, dürften ihre Anleger dennoch weiter informieren.
Die Wiener Börse stellt ihren im Top-Segment notierten Unternehmen frei, ob und wie sie Quartalsberichte veröffentlichen. Ab sofort könne das Zahlenwerk zum ersten und dritten Quartal entfallen. Weiterhin verpflichtend sind die Berichte zum Halbjahr und der Jahresgeschäftsbericht.
"Unternehmen können zusammen mit ihren Investoren selbst am besten beurteilen, welche Informationen in ihrer Branche erforderlich sind", sagt der Chef der Wiener Börse, Christoph Boschan. Mit dieser Auflockerung sei Wien im Gleichklang mit anderen internationalen Börsen wie London Stock Exchange und der Schweizer Börse.
Der größte der oberösterreichischen ATX-Werte ist die voestalpine. Dort wird man sich die Vorgangsweise überlegen, tendiert aber zu "zeitgemäßeren Formen der Information", so Konzernsprecher Peter Felsbach. Die Bürokratie sei im internationalen Vergleich zu hoch gewesen.
Beim Faserhersteller Lenzing hat man bei der ersten Erleichterung vor zwei Jahren reagiert und die Lageberichte gekürzt. Jetzt werde man in der aktuellen Form bleiben, sagt Sprecherin Waltraud Kaserer.
Reduziert weiterführen
Der Aluminiumkonzern Amag hat über die künftige Vorgehensweise nicht endgültig entschieden. "Wahrscheinlich werden wir weiterhin eine Quartalsberichterstattung machen, aber im geringeren Umfang als bisher", sagt Investor-Relations-Manager Felix Demmelhuber. Ähnlich der Feuerwehrausstatter Rosenbauer: "Wir werden die Zwischenberichte der Form nach anpassen, aber weiter umfassendes Zahlenwerk zu den Quartalszeiten präsentieren", sagt Firmensprecher Tiemon Kiesenhofer. Einschränkungen werde es bei Aussagen zur Marktentwicklung geben.
Beim Flugzeugzulieferer FACC begrüßt Investor-Relations-Manager Manuel Taverne die gelockerte Regelung, werde diese aber nicht anwenden. Auch Autozulieferer Polytec werde an der bestehenden Linie nichts ändern, "weil unsere Investoren weiterhin informiert werden wollen". Anlegervertreter Wilhelm Rasinger kann mit dem Ende der Pflicht leben. (sail/siib)
Pro & Contra: Ist der Wegfall der Quartalsberichte positiv?
Pro
Josef Lehner, Wirtschaftsredakteur
Seit vielen Jahren wird beklagt, dass die Konzernlenker viel zu sehr in Quartalen denken, weil ihnen das so vorgeschrieben ist. Es ist für sie wichtiger, alles zu tun, um alle drei Monate zu glänzen, als an die mittel- und langfristige Entwicklung des Unternehmens zu denken. Denn die Anleger strafen sofort und knallhart, wenn etwas missfällt. Daraus resultierende Kursverluste können auch in der Bezugsabrechnung der Vorstandsmitglieder tiefe Spuren hinterlassen. Natürlich kann dieser Einwand auch auf die große Bedeutung der Jahresberichte angewendet werden, aber irgendwann muss halt alles auf den Tisch. Langfristdenken nützt Konzernen und der Volkswirtschaft.
Der Einwand, mit den Quartalsberichten ginge Transparenz für die Anleger verloren, ist nicht wesentlich. Gewinnwarnungen bleiben Pflicht.
Besonders wichtig ist, dass für die Unternehmen Bürokratie und damit Kosten wegfallen.
Contra
Sigrid Brandstätter, Wirtschaftsredakteurin
Die Vorstände börsennotierter Unternehmen sagen gern auf die Frage nach dem Ausblick auf den Rest des Geschäftsjahres: Länger als drei Monate getrauen sie sich in dieser volatilen Zeit nicht vorauszusehen. Aber den Investoren, die ihr Geld genau in diese Unternehmen stecken, soll man zumuten, dass sie nur jedes halbe Jahr Einblick in das Zahlenwerk der einzelnen Firmensparten bekommen?
Die Rechnungswesen-Systeme machen eine tagesaktuelle Verfolgung der Entwicklung möglich. Vor diesem Hintergrund mit zusätzlichen Kosten zu argumentieren, ist nicht ganz nachvollziehbar. Ohne jemandem zu unterstellen, nicht so gute Entwicklungen verstecken zu wollen: Transparenz verdient ihren Namen nur, wenn sie kontinuierlich gepflegt wird. Ein weiteres Argument liefern die Prime-Werte selbst: Wer regelmäßig informiert, braucht sich vor ungerechtfertigten Kursausschlägen zu Quartalsende nicht zu fürchten.
Wenn die Quartalberichte nicht veröffentlicht werden, kann der ohnehin leidgeprüfte Aktionär im Dunkel tappen und nur in seiner Fantasie erraten, wie es um die Finanzen steht und was die Absicht des Unternehmens ist.
25% von Gewinn- wenn er einen hat, muss der Aktionär an den Staat abgeben welcher von der Bank automatisch einbehalten/abgezogen wird, ein Verlustvortrag auf die nächsten Jahre wird ihm von Vater Staat NICHT gewährt!
Lohnt es sich für den Privaten einzusteigen?
Meiner Ansicht lohnt sich das nicht, es gibt viel bessere Aussichten und die Sicherheit geht vor!