Super Thursday: Verluste für Labour-Party
LONDON. Die oppositionelle Labour Party hat nach ersten Ergebnissen Einbußen bei den Kommunal- und Regionalwahlen in Großbritannien hinnehmen müssen.
Nach Auszählung von mehr als der Hälfte der Stimmen bei den Kommunalwahlen in England verlor Labour Dutzende Mandate in den örtlichen Parlamenten. Auch bei den Regionalwahlen in Schottland und Wales gab es Stimmenverluste.
Der von Medien "Super Thursday" getaufte Wahltag gilt als erster Test für den linken Parteichef Jeremy Corbyn, der den Labour-Vorsitz im Spätsommer vergangenen Jahres übernommen hatte. Verglichen mit den vergangenen Regional- und Kommunalwahlen in den Jahren 2011 und 2012 muss Labour voraussichtlich zwar heftige Verluste hinnehmen. Im Hinblick auf das desaströse Ergebnis der nationalen Parlamentswahl 2015 gewinnt die Arbeiterpartei jedoch wieder etwas an Boden. Die konservativen Tories dagegen schneiden etwas schlechter ab als im vergangenen Jahr.
Muslimischer Bürgermeister für London?
In London lag der als Favorit ins Rennen gegangene Labour-Kandidat Sadiq Khan letzten Umfragen zufolge deutlich vor seinem konservativen Tory-Rivalen Zac Goldsmith. Khan könnte der erste muslimische Bürgermeister der Millionenmetropole werden. Die britische Hauptstadt wird seit acht Jahren von dem scheidenden Konservativen Boris Johnson regiert. Mit Ergebnissen für die Bürgermeisterwahl in London ist im Lauf des Freitags zu rechnen.
Nationalisten in Schottland Erste
Bei der Wahl des schottischen Parlaments hat die für die Unabhängigkeit eintretende Nationalpartei wieder die meisten Sitze gewonnen, ihre eigene Mehrheit aber verloren. Dem am Freitag veröffentlichten Endergebnis zufolge eroberten die Nationalisten 63 der 129 Sitzen.
Die Chefin der Schottischen Nationalpartei (SNP), Nicola Sturgeon, hatte schon kurz zuvor einen "historischen" Sieg bejubelt, weil die SNP die dritte Wahl in Folge gewinnen konnte. Im bisherigen schottischen Parlament hielten die Nationalisten mit 69 Mandaten die absolute Mehrheit und konnten alleine regieren.
Im neuen Parlament werden sie die Unterstützung einer kleineren Partei brauchen - infrage kämen etwa die Grünen. Auf Platz zwei kamen in Schottland die Konservativen mit 31 Sitzen - ein großer Erfolg für eine Partei, die in Schottland lange unbeliebt war. Die Labour-Partei stürzte hingegen in Schottland auf 24 Sitze ab - und wurde damit nur noch drittstärkste Kraft.
Erfolge für EU-Gegner
Bei den Regional- und Kommunalwahlen in Großbritannien haben die Rechtspopulisten und EU-Gegner Erfolge erzielt. Die UKIP des EU-Gegners Nigel Farrage konnte bei der Abstimmung zum Regionalparlament in Wales erstmals Sitze gewinnen. UKIP könne mit fünf Mandaten rechnen, berichtete der Sender BBC am Freitag. Die Labour-Partei, die in Schottland herbe Verluste hinnehmen musste, bleibt in Wales aber stärkste Partei.
UKIP (UK Independence Party) kämpft für einen Austritt aus der EU, der Labour-Parteichef Jeremey Corbyn für den Verbleib, die Konservativen des britischen Premiers David Cameron sind in der Frage gespalten. Die Briten müssen am 23. Juni in einem Referendum entscheiden, ob sie in der EU bleiben wollen oder nicht. Der Ausgang ist laut Umfragen offen.
Ein islamischer Bürgermeister in London, wo bleibt der Aufschrei der Hoferisten?