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Schönes, neues Lied

Von Hannes Fehringer, 01. Dezember 2018, 00:04 Uhr
schönes, neues lied
Wolfgang Hack mit einem Nachdruck des ersten Drucktextes von „Stille Nacht“ aus dem Jahr 1827

Das Weihnachtslied "Stille Nacht" ging von Ohr zu Ohr. Bis der Steyrer Buchdrucker Joseph Greis 1827 den Text vom Hörensagen in Bleilettern setzte. Er war der Erste.

Es galt als gesichertes Wissen und als Lexikoneintrag unumstößlich, dass August Robert Friese mit seiner Fassung von "Stille Nacht! Heilige Nacht!" mit Noten, die er in den Jahren 1832 bis 1834 herausgegeben hatte, den Erstdruck des weltberühmten Weihnachtsliedes des Pfarrers Joseph Mohr und des Lehrers Franz Gruber hergestellt hatte. Aber dann kam im Fundus des Wiener Antiquitätenhändlers Erhard Löcker vor zwei Jahren ein unscheinbares Liedheftchen zum Vorschein, das schon etwas bräunlich vergilbt und mit einem Wachsflecken getränkt war. Auf dem Bändchen stand der schlichte Titel "Vier schöne neue Weihnachts-Lieder", auf den letzten beiden Seiten die vermeintliche Volksweise "Stille Nacht! Heilige Nacht!" und als Fußnote gleichsam anstelle eines Impressums: "Steyr, Gedruckt und zu haben bei Joseph Greis".

Dieser Joseph Greis war Buchdrucker am Steyrer Grünmarkt in einem Haus, in dem heute eine Modeboutique besteht. Nachforschungen in der Stadtchronik haben ergeben, dass Greis das Druckergewerbe beizeiten zugunsten des Buchhandels aufgegeben hatte und damit für die Drucklegung seines Weihnachtsliederheftes mit "Stille Nacht" nur noch ein Zeitfenster um das Jahr 1827 bleibt. Eine Annahme, die auch gut in das Geschichtsbild passt, die sich die "Stille-Nacht-Gesellschaft" aus Oberndorf in Salzburg gemacht hat. Greis beschreibt in seiner Drucklegung in der ersten Strophe den "Knaben mit dem lockichten Haar". "Das kommt den Handschriften von Gruber und Mohr mit deren lockigten Haar am nächsten", sagt der ehemalige Zweite Landtagspräsident von Salzburg und jetzige Präsident der "Stille-Nacht-Gesellschaft" Michael Neureiter.

Das vor zwei Jahren aufgetauchte Exemplar des Liederheftchens von Joseph Greis, das den Erstdruck von "Stille Nacht" in Steyr belegt, fand am Antiquitätenmarkt einen Käufer. Die Summe von 38.000 Euro, um die Löcker das Büchlein verkaufte, konnte weder die "Stille-Nacht-Gesellschaft" noch der Tourismusverband der Stadt Steyr aufbringen. Stattdessen erinnerte man sich an einen Abzug, den das Oö. Volksliedwerk in seinem Archiv aufbewahrt. "Wir haben dieses Heftchen jetzt als Grundlage für einen Nachdruck genommen", sagt Wolfgang Hack vom Tourismusverband. Seit Mitte November ist nämlich Joseph Greis’ Druckerwerkstätte in angemieteten Räumlichkeiten auf dem Grünmarkt wieder erstanden.

"Wir haben ein kleines, aber feines Museum eingerichtet", erklärt Hack. Für die Ausstellung, die die Vorweihnachtszeit in der Christkindlstadt bereichert, verborgte das Museum Arbeitswelt in Steyr aus seinem Fundus eine alte Handdruckpresse aus der Zeit Joseph Greis’. In der Druckmanufaktur in der Linzer Tabakfabrik ließ der Tourismusverband dann drei Strophen von "Stille Nacht" mit Bleilettern zu einem Block des Originalschriftbildes setzen. Besucher des Museums am Grünmarkt können jetzt in den Pressbock einen Bogen Handschöpfpapier mit dem Steyrer Wappenpanther als Wasserzeichen einspannen und mit dem Hebel den Text des Weihnachtsliedes abziehen.

Darüber, wie sehr Joseph Greis mit seiner Drucklegung zur Verbreitung des bekanntesten Weihnachtsliedes der Welt beigetragen hat, kann nur gemutmaßt werden. Joseph Mohr und Franz Gruber vermarkteten ihre Komposition nicht. Sie beließen es bei der Uraufführung mit Gesang und Gitarrenbegleitung, die übrigens wider alle Legenden nicht deshalb stattfand, weil ein Mäuslein den Blasbalg der Orgel zernagt und das Pfeifeninstrument damit unbrauchbar gemacht hätte. Die Oberndorfer Kirche hatte zu der damaligen Zeit nämlich noch gar keine Orgel. Erst neun Jahre vor seinem Tod hat Franz Xaver Gruber 1854 in einer Niederschrift seine Erinnerung, wie er das Lied gemeinsam mit Joseph Mohr geschrieben hatte, festgehalten. Mohr hatte übrigens familiäre Wurzeln in Steyr. "Wir haben Quellen gefunden, wonach der Urgroßvater von Joseph Mohr im Wehrgraben eine Gastwirtschaft besessen hat", erklärt Wolfgang Hack. 

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