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Vom Studium direkt in die Forstkanzlei

Von Thomas Fellhofer, 25. August 2018, 00:04 Uhr
Vom Studium direkt in die Forstkanzlei
Am Brunnen im Schlosshof lässt es sich aushalten – eines der Lieblingsplatzerl von Dominik Revertera. Bild: Thomas Fellhofer

HELFENBERG. Dominik Revertera: Von einem, der auszog, um zu studieren, völlig unerwartet den elterlichen Forstbetrieb übernehmen musste und sich dann ins Mühlviertel verliebte.

Dominik Revertera

 

 

Vom Studium in die Forstkanzlei

Einen wahrlich schönen Flecken Erde hat sich Dominik Revertera mit seiner Familie zum Leben ausgesucht. Das Schloss Helfenberg liegt über den Dächern des gleichnamigen Ortes und blickt auf das Tal der Steinernen Mühl. Obwohl: So richtig ausgesucht hat sich Dominik Revertera, dessen Vorfahren noch den Grafentitel führten, das Mühlviertel als Lebensmittelpunkt nicht. Zwar ist er hier zur Schule gegangen, bevor er ins Gymnasium und zum späteren Studium nach Wien aufbrach, eine Rückkehr war aber auf absehbare Zeit nicht geplant. Ein tragischer Autounfall seines Vaters wirbelte die Lebenspläne des Studenten gehörig durcheinander. "Ich bin vom Studium aus Wien direkt hierher zurückgekommen", erzählt er im gemütlichen Schlosshof, in dem es sich auch an heißen Sommertagen trefflich aushalten lässt.

Das Forstgeschäft habe er sozusagen "on the job" gelernt. "Am Anfang habe ich immer gedacht, ich gehe wieder nach Wien, wenn ich alles geordnet habe", erinnert er sich. In seiner Aufgabe als Schlossherr und Gutsbesitzer sei er aber dann so aufgegangen, dass er blieb und mit seiner Frau Gabriele eine Familie gründete – zwei Kinder folgten.

Heimatland Helfenberg

"Als Helfenberger habe ich mich immer gefühlt. Das war immer mein Heimatland, so wie Wien meine Heimatstadt war." Helfenberg ist ein offenes Schloss im privaten Bereich. Die Reverteras empfangen gerne Gäste, suchen sie aber auch gerne selber aus.

Die ebenso zum Besitz der Reverteras gehörende Burg Piberstein ist dafür öffentlich zugänglich und wird vom örtlichen Kulturverein "ganz wunderbar und mit viel Herzblut bespielt", sagt der Schlossherr, der selbst ein großer Kulturliebhaber ist – wie schon seine Vorfahren. Vor allem das Theater hat es Dominik Revertera angetan. Lange Jahre gehörte er zum Ensemble der örtlichen Bühnenspielgruppe von Günther Wolkerstorfer. "Seit es nun das Theater in der Kulturfabrik gibt, spiele ich nur noch kleinere Rollen", verrät er. Das komme ihm aber sehr zupass. Schließlich sei die Forstwirtschaft, von der die Familie lebt, ein Ganzjahresjob geworden. "Der Sommer ist fast schon die intensivere Zeit." Die Arbeit im Wald macht er gerne. Meistens zumindest, denn Wetterextreme und Borkenkäfer setzten den Mühlviertler Wäldern in den vergangenen Jahren gehörig zu.

Öffentliches Engagement

Auch in der Interessenvertretung engagiert sich der Helfenberger. Als Obmann des Wald- und Grundbesitzerverbandes Oberösterreich zum Beispiel, oder als Kammerrat in der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer. In den vergangenen Monaten kam noch eine spannende Aufgabe dazu: "Ich setze mich dafür ein, dass die 110-kV-Starkstromleitung von Freistadt nach Rohrbach als Erdkabel ausgeführt wird", sagt er. Zwar sehe er natürlich die Notwendigkeit des Netz-Ausbaus, aber eine Freileitung sei "Technologie von gestern und keine zukunftsweisende Lösung". Mit der viel zitierten Nachhaltigkeit habe das jedenfalls nichts zu tun. Diese ist Dominik Revertera schon aus der familiären Verantwortung heraus ein Herzensanliegen – sei es als Erhalter des adeligen Erbes oder als Forstmann. Beiden Bereichen ist eigen, dass man in Generationen denken muss, um zu bestehen, und nicht nur einige Monate voraus. "Der Begriff Nachhaltigkeit stammt nicht ohne Grund von einem Forstmann aus dem Salzkammergut."

 

Vom Studium direkt in die Forstkanzlei
Reverteras Urgroßmutter erwarb das Schloss samt Forstbetrieb. Bild: Thomas Fellhofer

Aus der Familiengeschichte

Die Revertera sind eine spanische Familie, wovon ein Zweig aus Katalonien nach Neapel übersiedelt ist. Diese Übersiedlung fand zur Zeit des Kaisers Karl V. statt. Erstmals erwähnt wurde die Familie 1139. Früher nannten sich die Grafen Rverter. „Alles, was vorher war, lässt sich nicht belegen. Sehr wahrscheinlich geht die Geschichte aber in die Zeit Karl des Großen zurück“, erzählt Dominik Revertera. Die Reverteras waren immer militärisch aktiv und schon Beamte der Könige von Aragón. Mit diesem Königshaus schlossen die Reverteras auch eheliche Bande. Ein Juan Reverter übersiedelte 1282 nach Sizilien und gründete die erste Linie außerhalb Kataloniens. Von Sizilien aus gelangte die Familie nach Neapel. Dort ließ sich 1530 ein Francesco nieder. Dieser stand schon in den Diensten der Habsburger.

Österreichische Linie gegründet

Um 1770 kamen die Reverteras als Diplomaten und Militärs nach Österreich. Jacob Graf Revertera von Salandra – Sohn einer Gräfin von Thürheim – ist der Gründer dieser österreichischen Linie. 1840 kamen die Vorfahren schließlich nach Oberösterreich. Sie bewohnten die Herrschaften Tollet und Erlach, ehe die Urgroßmutter des heutigen Schlossbesitzers das zum Verkauf stehene Helfenberg auf einer Reise nach Prag entdeckte.

Bekannte Vorfahren

Dominik Reverteras Vorfahren hinterließen auch Spuren in der Geschichte Österreichs: Peter Revertera-Salandra, der Großvater des heutigen Schlossherrn, etwa war Landesführer-Stellvertreter der oberösterreichischen Heimwehr, oberösterreichischer Landesrat, Sicherheitsdirektor für Oberösterreich (1934–1938) und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er kam wegen politischer Betätigung auch ins Konzentrationslager.

Urgroßvater Nikolaus Graf (bis 1918) Revertera von Salandra war ein österreichisch-ungarischer Diplomat vor und während des Ersten Weltkrieges, der bei den Friedenssondierungen Kaiser Karls I. eine bedeutende Rolle spielte. Er verhandelte mit den Franzosen über einen Sonderfrieden. Dieser scheiterte allerdings an Verrat und und am Bekanntwerden der „Sixtus-Affäre“. Nach dem Ende des Habsburgerreiches schied Revertera aus dem Staatsdienst aus und folgte Karl ins Exil.

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15  Kommentare
15  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Naturhueter (109 Kommentare)
am 26.08.2018 07:24

Ich finde es super wie sich der Graf sein Wissen und seine Erfahrung zur Zeit für das Mühlviertel einsetzt.
Als Waldbesitzer hat er gelernt langfristig zu denken und weiß was Naturzerstörung bedeutet.
Hoffendlich ist es nicht zu spät dass sich mehr für die Natur einsetzen. Das heurige Jahr hat uns ja schon gezeigt was Klimawandel beteutet.

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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 28.08.2018 09:37

Graf? Welcher Graf?
Es ist der Herr Dominik Revertera, wie die OÖN ausnahmsweise einmal richtig schreiben.

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 26.08.2018 01:38

Als Ergänzung zu dieser Adelsserie wünsche ich mir (unterhalb der Wappen-Beschreibung) eine kurze Aufzählung, wie viel Geld an Landeskulturförderung aus dem Steuertop dem jeweiligen Burg/Schlossherren so in den letzten 20 Jahren zugeflossen ist. Das wäre sehr erhellend für uns Bürger, Steuerzahler und Leider-Nicht-Burg/Schlossherren!

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jago (57.723 Kommentare)
am 26.08.2018 07:26

Sei ned so nodig! grinsen

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 26.08.2018 09:05

Erhellend? Wie kannst etwas aufhellen, das nicht da ist?

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jago (57.723 Kommentare)
am 25.08.2018 15:21

Den Innenhof habe ich nur im Zusammenhang mit einer Jagdstrecke in Erinnerung. Sonst ist er unzugänglich fürs normale Volk.

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susisorgenvoll (16.665 Kommentare)
am 25.08.2018 19:47

Ich verstehe es, wer möchte denn schon jeden in seinem Hof herum laufen haben? Du wohl auch nicht, oder?

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jago (57.723 Kommentare)
am 25.08.2018 23:56

Sie sind ja eh in ein Nebengebäude umgezogen.

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Gugelbua (31.937 Kommentare)
am 25.08.2018 10:58

Unglaublich wie viele Adlige wir subventionieren grinsen

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Rufi (4.739 Kommentare)
am 25.08.2018 12:07

Bua, es gibt genug Schlossherren mit vormals adeliger, heute untadeliger Abstammung, die hervorragend Wirtschaften und sich unproblematisch verhalten.
Sind offensichtlich immer mehr Ausnahmen.

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susisorgenvoll (16.665 Kommentare)
am 25.08.2018 19:45

So ein Unsinn! Heute müssen ALLE arbeiten, um zu leben und den Besitz zu erhalten!

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jago (57.723 Kommentare)
am 25.08.2018 23:59

Früher haben sie auch "arbeiten" müssen. An der Front.

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Rufi (4.739 Kommentare)
am 25.08.2018 03:30

Seit dem Betriebsunfall mit Steinerkirchen
steh’ ich dieser Serie sehr skeptisch gegenüber.

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susisorgenvoll (16.665 Kommentare)
am 25.08.2018 19:46

Welcher Betriebsunfall mit Steinerkirchen?

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 26.08.2018 09:06

Hast du das nicht gelesen?

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