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"Das ist nur noch Fließband-Medizin"

Von Alexander Zens, 30. März 2019, 00:05 Uhr
"Das ist nur noch Fließband-Medizin"
Arzt Alexander Mayrhofer Bild: privat

LINZ. Prekäre Lage in Linz: Hausarzt kündigte seinen Kassenvertrag und wird Wahlarzt.

Ab kommendem Montag, 1. April, gibt es in Linz einen weiteren Kassen-Hausarzt weniger: Alexander Mayrhofer, der in der Khevenhüllerstraße ordiniert, hat seinen Kassenvertrag zurückgelegt und wird Wahlarzt. Nachfolger für den 46-Jährigen ist bisher keiner gefunden.

Dass ein Allgemeinmediziner seinen Kassenvertrag kündigt, passiert in Oberösterreich sehr selten – im Schnitt weniger als ein Mal im Jahr, meist bei älteren Ärzten. Mayrhofers Entscheidung befeuert den Ärztemangel in Linz, in der näheren Umgebung sind drei weitere Stellen unbesetzt. Die schon prekäre Lage hat dazu geführt, dass bei Mayrhofer die Zahl der Patienten in vier Jahren um rund ein Viertel auf etwa 1400 pro Quartal gestiegen ist. "Das ist nur noch Fließband-Medizin, wenn man zehn bis 15 Patienten pro Stunde durchschleusen muss", sagt Mayrhofer. Er wolle mehr Zeit für seine Patienten. Vor allem, weil er eine Zusatzausbildung für Osteopathie gemacht hat und ganzheitliche Behandlungsmethoden länger dauern.

Er habe mehrmals versucht, mit sogenannten Vertretungsärzten eine Gruppenpraxis einzurichten, doch das sei nicht nachhaltig gelungen. Dass es ihm nur ums Geld gehe, wie manche mutmaßen, weist Mayrhofer zurück: "Im Gegenteil, ich gehe Risiko ein." Als Wahlarzt entscheidet der Geschäftsgang über sein Einkommen. Er werde vergleichsweise geringe Tarife verlangen, sagt der Arzt. Gut die Hälfte seiner Patienten habe angekündigt, bei ihm zu bleiben, auch wenn er Wahlarzt sei. Der Rest kommt hoffentlich doch bei anderen Ärzten unter.

"Jede unbesetzte Stelle ist ein Problem und tut uns weh", sagt Franz Kiesl, Vertragspartner-Direktor bei der Gebietskrankenkasse (OÖGKK): "Gemeinsam mit der Ärztekammer unternehmen wir alles, um sie zu besetzen." In Linz habe man etwa versucht, ein Primärversorgungszentrum einzurichten. "Alles war auf Schiene, aber vorige Woche haben uns die Ärzte doch abgesagt." Nun beginne man wieder von vorne. Dass ein Domino-Effekt eintritt, weil Ärzte überlastet sind, soll verhindert werden. "Aber klar ist, Hausarzt ist ein Full-Time-Job", sagt Kiesl. Dafür liege der Jahresverdienst auch bei durchschnittlich 150.000 Euro vor Steuern. Wie berichtet, sind in Oberösterreich derzeit 23 von 665 Stellen für niedergelassene Allgemeinmediziner unbesetzt.

Mayrhofer führt seine Einzelpraxis seit sieben Jahren, davor war er 2,5 Jahre mit seinem Vater aktiv und elf Jahre im Spital. OÖGKK und Kammer hätten nun auch alles versucht, um ihn zu halten, betont Mayrhofer.

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Autor
Alexander Zens
Redakteur Wirtschaft
Alexander Zens

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18  Kommentare
18  Kommentare
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Inmediasres (802 Kommentare)
am 31.03.2019 09:42

Verstehe den Arzt zu 100%. Die von Krankenkassen angebotene Medizin muss man meiden! Bringt nichts und kostet viel! Ich gehe schon seit 30 Jahren nur zu Wahlärzten.

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( Kommentare)
am 30.03.2019 12:20

Kann diese Entscheidung absolut nachvollziehen. Welcher Arzt will denn noch länger am Gängelband der GKK arbeiten? Das I-Tüpfelchen war ja vor kurzem das sog. "Mystery Shopping". Da wurden alle Vertragsärzte unter Generalverdacht gestellt,quasi under-cover ermittelt, ob ja nicht ein Patient sich eine Krankmeldung erschleicht, die er über kurz oder lang ohnehin erhält. Das System GKK ist zum Aussterben verurteilt, auch weil jahrzehntelang die politischen Parteien über Gebühr ihre Finger im Spiel hatten.

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sagenhaft (2.117 Kommentare)
am 01.04.2019 04:10

Also dass die Aerzte Angst vor der Kontrolle durch die GKK haben ist schon seltsam. Wenn ich mir die Medikamentenflut ansehe und dass es immer mehr Apotheken gibt dann ist schon die Frage was da los ist und warum da nicht schaerfer kontrolliert wird. Stichwort Reisen der Aerzte auf Kosten der Pharmafirmen

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Idschy (139 Kommentare)
am 30.03.2019 12:11

Gute Entscheidung Herr Dr. !

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hanix (673 Kommentare)
am 30.03.2019 11:07

Bei diesem Versorgungssystem ist es besser nicht zum Arzt zu gehen und sich zu bemühen gesund zu leben. Zu befürchten ist, dass sich eine entsprechende medizinische Behandlung nur noch Selbstzahler leisten können werden!!

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caber (1.956 Kommentare)
am 30.03.2019 10:56

Gesund leben kann Geld und Ärger sparen - löst aber leider keine akuten Probleme!

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alleswisser (18.463 Kommentare)
am 30.03.2019 09:49

"durchschnittlich 150.000 Euro vor Steuern"

Nach Steuern allerdings nimmer so arg berauschend, wenn man die dazu aufgewendete Arbeits- und im Gegenzug geringere Freizeit betrachtet.

Außerdem: Ist das der Auszahlungsbetrag der GKK oder sind Personal, Ordination etc. schon herausgerechnet?

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mistersmile75 (2 Kommentare)
am 30.03.2019 20:22

An alleswisser : wie von Ihnen vermutet, ist dies der Auszahlungsbetrag ohne die Ordinationsmiete, Angestellten, Gerätschaften etc. Also sollten wir uns nicht mehr wundern, warum so viele Gkk Stellen nicht nachbesetzt werden können.

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linzerleser (3.633 Kommentare)
am 30.03.2019 09:06

Monatelanges warten auf Facharzttermin ist heutzutage schon normal.
Das früher so gut funktionierende Gesundheitssystem geht dem Ende scheinbar zu oder?
Es bleiben immer wenige Kassenärzte und die Kranken sind die großen Verlierer.
Und was geschieht außer immer wieder hörende Versprechungen????

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MajaSirdi (4.833 Kommentare)
am 30.03.2019 08:02

Würde mich nicht wundern wenn noch viele auf diesen Zug aufspringen ...

Ich bezahlte 40€ beim Wahlarzt zur Befund Besprechung, vorher schon 450€ für Untersuchungen ...

Für die Befund Besprechung refundierte mir die OÖGKK 12,36 und für alle Voruntersuchungen 218,67 d.H. 80% von der Kassenleistung an den Arzt ...
(Meine Geldleistung 490€ beim Kardiologen - Kasse refundierte 231,03)

Jetzt weiß man was ein OÖGKK Arzt verdient für eine Befund-Besprechung --- ganz ehrlich, ich würde auch abhauen ...

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watchmylips (1.033 Kommentare)
am 30.03.2019 09:01

Und für die Kasse war es obendrein ein Geschäft, denn sie hat ja nur 80% vom Tarif zahlen müssen. Die Kasse muss also ein Interesse am Wahlarztsystem haben. Wobei Sie noch Glück hatten, denn wenn die Kasse die Deckelung mitberechnet, wie zum Beispiel beim Gynäkologen, bekommen Sie 50% oder weniger zurück.

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watchmylips (1.033 Kommentare)
am 30.03.2019 08:00

Komplett nachvollziehbar, dass er die Kassenvertraege abgibt. Die voellig enthemmte Bürokratie trifft fast nur die Kassenärzte, das ganze System ist im Moment ein Wahlarzt-Motivationsprogramm. Und die 150.000 sind auch kein wirklich gutes Argument, denn das lernt man im Motivationsseminar I, 1.Stunde: mit Geld kannst Du Leute ein bis zwei Jahre motivieren, laenger nicht. Da werden auch wesentlich besser bezahlte Jobs hingeschmissen.

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gerald160110 (5.614 Kommentare)
am 30.03.2019 06:17

Ärztemangel besteht nun wirklich keiner, nur die GKK hat ein Problem vertragsärzte zu finden. Warum gibt es vereinzelt Ärzte, die nur einen BVA und SVA Vertrag haben und davon besser leben können als jene mit GKK?

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amha (11.331 Kommentare)
am 30.03.2019 06:37

Vielleicht hat Herr Kiesl beim sparen übertrieben.

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Bergonzi (4.578 Kommentare)
am 30.03.2019 07:20

wer hat jahrzehntelang die schlechtesten Verträge gehabt; Leistungen wurden mit semantischen Tricks nicht bezahlt, Limitierungen in übler Form....
die Leistungen wurden so schlecht entlohnt, dass er bei Androhung des Vertragsverlustes verboten war diese in der Ordination zu plakatieren!

die Leistungen für die OÖ
Ärzte waren so miserabel, dass sich die OÖ Ärztekammer genierte, Österreich-Statistiken herauszurücken!

und die angebliche Vertretung "Ärztekammer" spielte jahrzehntelang mit!

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RKLinz09 (2.785 Kommentare)
am 30.03.2019 07:36

Sehr richtig ...

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jago (57.723 Kommentare)
am 30.03.2019 14:14

Die vertritt schon! Doch doch!

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amha (11.331 Kommentare)
am 30.03.2019 15:17

Was erzählst mir, ich bin in der Materie sehr tief drinnen!

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